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Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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für alle gut sichtbar, das fiel ihr erst auf, als er sie an der Hand nahm und ins Wohnzimmer führte. Das Chaos in ihren Räumen traf Liane wie ein Schlag. Sie hatte es schon wieder erfolgreich verdrängt.
    An der Eingangstür strich er ihr kurz über die Wange. »Ich melde mich«, sagte er, und im gleichen Moment fiel ihr ein, dass sie keine Telefonnummern ausgetauscht hatten.
    »Wie denn?«, fragte sie, während er schon die ersten Treppen hinuntergegangen war.
    Er drehte sich nach ihr um. »Ich schicke dir ein Telegramm.«
    Liane ging durch alle Räume. Um jetzt mit Aufräumen anzufangen, fehlte ihr der Nerv. Die Einbrecher hatten nicht gefunden, was sie gesucht hatten, weil sie es nicht hatten finden können. Hieß das, sie hatten eingesehen, dass sie die Fotos nicht besaß, oder würden sie wiederkommen, um sie selbst zu befragen? Selbst Riley hielt das für möglich. Aber hatten die Männer zum Zeitpunkt ihres Einbruchs schon von Andrej Komarows Tod gewusst? War es damit zu Ende, oder war jetzt die Gegenseite am Zug?
    Sie griff nach ihrem iPad und ging die Fluchtmöglichkeiten per Flugzeug durch. Heute ging nur noch Stuttgart–Ankara um 21.35 Uhr, Zürich nach São Paulo um 22.40 Uhr, nach Bangkok, Johannesburg oder Tel Aviv jeweils um 22.45 Uhr oder Friedrichshafen–Ibiza um 18.20 Uhr, der war allerdings schon durch. Und auch die anderen würde sie nicht bekommen. Morgen früh bot Zürich um 6.20 Uhr Lissabon an, 6.55 Uhr Oslo und 7.20 Uhr Rom. Rom! Nein, danke!
    Liane lehnte sich zurück. Sie könnte mit dem Auto losfahren. An die Côte d’Azur, irgendwo zwischen Menton und Saint-Tropez würde sie sicherlich eine Unterkunft finden. Oder einfach nur in die Alpen. Schon die nächste Berghütte würde ausreichen. Ein Hotel um die Ecke, Riley hatte recht, es musste nicht Hongkong sein, die Insel Reichenau tat es auch.
    Liane griff zu ihrem Handy.
    »Jürgen«, sagte sie, nachdem er sich gemeldet hatte, »die Abmachung war zwar, dass du mich anrufen darfst, wenn du feststeckst. Aber gilt das auch andersherum? Wenn ich feststecke?«
    Er schien überrascht, denn es war still am anderen Ende. Wahrscheinlich schaut er gerade auf die Uhr, dachte sie.
    »Selbstverständlich«, sagte er. »Ist was passiert?«
    »Ja, tatsächlich. Ich kann diese Nacht nicht in meiner Wohnung bleiben. Warum nicht, kann ich dir nachher erklären. Ich brauche für heute Nacht ein Bett. Und in ein Hotel möchte ich nicht …«
    »Ist die Steuer hinter dir her?«
    »Steuer?« Sie brauchte einen Moment, um lachen zu können. »Die Steuerfahndung? Schön wär’s. Ich bin angestellt und habe leider keine Chance für derartige Spielchen.«
    »Ja …«
    Das klang etwas gedehnt. Liane ging ein Licht auf. »Du bist nicht allein, stimmt’s?«
    »Ja«, er schien fast erleichtert zu sein, »und … Augenblick mal …« Anscheinend verließ er mit dem Handy den Raum. »Und es ist jemand, den du kennst. Das wäre jetzt ganz ungeschickt.«
    »Den ich kenne? Jürgen, ich kenne halb Konstanz.«
    Seine Stimme wurde leise und eindringlich. »Biggi schüttet mir gerade ihr Herz aus. Ihr fehlt offenbar total die Anerkennung. Für Rudi sei sie nur noch ein gut funktionierendes Möbelstück, sagt sie.«
    »Biggi?« Liane musste an sich halten, um nicht laut loszuprusten. »Ausgerechnet Biggi, die mir Vorhaltungen wegen dir …« Ja klar. Sie wollte keine Konkurrenz, und schon gar nicht die Konkurrenz einer wild gewordenen Frau mit Carte blanche.
    »Wir haben uns zufällig beim Einkaufen getroffen und sind beim Gemüse ins Gespräch gekommen. Und jetzt, na ja, jetzt philosophieren wir über das Leben. Und die Liebe. Und wie alles so geht, weißt du«, sagte Jürgen.
    »Ja, genau, wie alles so geht.« Liane stellte sich Biggi in halterlosen weißen Strümpfen vor, ihre kurzen, kräftigen Beine auf einem weißen Laken, darüber ein roséfarbenes Negligé. Liane, du bist gemein, dachte sie.
    Jürgen räusperte sich. »Aber wenn du gar keine andere Möglichkeit hast, dann werde ich das irgendwie arrangieren.«
    »Nein, Jürgen, mach dir keine Mühe, das ist völlig in Ordnung. Es tut Biggi gut, wenn ihr mal jemand zuhört und ihr die Aufmerksamkeit schenkt, die sie verdient hat.«
    »Und sie liebt Kinder.«
    »Ja, das tut sie.« Vier eigene hat sie schon, dachte Liane, dann noch zwei von Jürgen und vielleicht noch zwei gemeinsame? »Und sie kann eine Familie wunderbar versorgen.« Eine mit Mehl bedeckte glückliche Biggi, so hatte Liane sie immer gesehen. Und

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