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Ich liebe mich

Ich liebe mich

Titel: Ich liebe mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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sich selbst.
    »Ich habe gesagt, ich verstehe dich nur zu gut, ich bin gleichermaßen beglückt und bewegt über deine Ernsthaftigkeit, dein Verantwortungsgefühl. Ich habe mir selbstverständlich auch Gedanken gemacht, während du weg warst. Und nicht nur das. Du stehst nicht allein. Ich habe alles geregelt. Ich bleibe bei dir. Das heißt: Jetzt komme ich zu dir. Ich habe die Konsequenz gezogen.«
    Hier unterbricht ihn der Doktor.
    »Sie? Ich denke Ihre Frau!«
    »Beide. Sie kam mir nur zuvor. So stark hat sich meine Bereitschaft ihr mitgeteilt. Meine Frau ist sehr sensibel.«
    »Dann hat Ihre Frau in die Scheidung eingewilligt?« Ungehalten, bei seiner inneren Klarheit mißverstanden zu werden, noch dazu von einem Psychologen, winkt der Mitarbeiter ab.
    »Sie zieht aufs Land. Alles Weitere wird sich entwickeln, schön peu à peu.«
    Der Doktor hat keine Fragen mehr, er nickt, zufrieden, wie es scheint. Sein Mitarbeiter schickt sich an, letzte Unklarheiten zu beseitigen.
    »Verstehen Sie, wieso meine Sekretärin sich von mir trennen wollte? Derart plötzlich! Doch nicht wegen des Kindes?«
    »Vielleicht spürt sie zu wenig Bereitschaft? Vielleicht müssen Sie noch konsequenter sein?«
    »Noch konsequenter? Das war doch ein ganz schöner Schritt vorwärts.«
    »Vielleicht ist Ihre Sekretärin nicht so sensibel wie Ihre Frau. Bitte, ich kann nur vermuten, die Antwort müssen Sie finden.«
    Leider hört der Mitarbeiter nicht mehr zu.
    »Ist doch das Kind!« sagt er und starrt vor sich hin. »Der Fratz braucht dringend einen Vater. Ach, Doktor, Sie haben etwas ungeheuer Informatives für mich. Gerade weil Sie nie zufrieden sind. Dafür bin ich es um so mehr.«

    »Dieser alte Beutel, ist ja scheußlich! Was soll das Zimmermädchen denken? Es graust mir, wenn ich ihn nur anfasse! Du bekommst ein Reisenecessaire aus Leder. Und vor allem brauchst du einen Freizeitanzug.«
    Hilde traf Reisevorbereitungen.
    In der Stadt erstanden sie ein Kunstfasergebilde nach ihrer Wahl, mit riesigen Knöpfen an den Ärmeln, nicht übereinander wie bei einem Sakko, sondern nebeneinander, um die Ärmelenden bei Wind und Regen allen möglichen Handgelenksdurchmessern anpassen zu können. Weitere Knöpfe und die dazugehörigen Laschen befanden sich an den Gesäßflanken, vermutlich um auch in der Vertikalen Schutz gegen lästige Aufwinde zu bieten. Dafür fehlten die inneren Brusttaschen. Nur außen waren zwei aufgenäht, mit Wetterklappe, doch so eng, daß die Brieftasche darin spannte, wie ehemals in der Uniform das Soldbuch. Ungleich großzügiger war das Necessaire bemessen. Es füllte den Koffer zur Hälfte. Dagegen erwies sich die Inventarschale aus Chromblech für seine bevorzugte Seife als zu klein. Sie mußten eine bescheidenere kaufen. Und eine andere Zahnbürste mit kürzerem Stiel, die in die Inventarröhre paßte.
    In der Kinderabteilung, die sie anschließend aufsuchten, stand er geduldig im Weg, freute sich ihrer Freude, zahlte, wofür sie sich entschieden hatte, von Verantwortung und Wohlwollen gleichermaßen erfüllt. Monika sollte sich bei dem Onkel bedanken und wollte nicht. Hilde bestand darauf; es gab Tränen. Schließlich nahm er die Tochter gegen die Mutter in Schutz, indem er Beispiele weitaus schlechteren Benehmens aus seiner Jugend anführte. Das gefiel Monika, wenn auch nicht ausreichend, um sich doch noch zu bedanken. Auf der Heimfahrt sprachen sie kein Wort. Sie hatten ja Zeit, sich aneinander zu gewöhnen.
    Hilde wusch und werkelte den ganzen Abend. Er ließ sich zu Hause vom Mädchen den Koffer packen, trank mit den Zwillingen einen Whisky, bat, die Abwesenheit der Eltern nicht zu Orgien im Hause zu benutzen, er werde in ein Sanatorium fahren, ganz in der Nähe und könne jederzeit überraschend zurückkommen.

    Es fing schon auf dem Flughafen an. Monikas kaum überstandene Masern erforderten Vorsicht und Umsicht. Sie suchten nach Zugluft, um sie meiden zu können. Wenn in der Nähe jemand hustete oder nieste, flohen sie mit Kind, Taschen, Mänteln, Decke, in eine andere Ecke, um dort sogleich nach neuer Zugluft zu fahnden. Auch an Bord gab es Schwierigkeiten. Monikas Magen ließ den gereichten Imbiß zurückgehen. Die Tüte kam zu spät. Mit großen feuchten Flecken auf den Kleidern kehrten Mutter und Kind von der Toilette zurück.
    Bis Santa Margherita hatte sich Monika in ihre Hauptrolle eingelebt. Zwei Hausdiener verteilten das Gepäck nach Gutdünken in das zum Meer gelegene Doppel- und das zur Straße

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