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Ich liebe mich

Ich liebe mich

Titel: Ich liebe mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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soufflierte: fast hätte er Hilde zu ihr gesagt.
    Das Paar lächelt Jubiläumsglück. Er flüstert seiner Frau zu: »Ich lasse Alois verständigen. Gleich hast du’s hinter dir.«
    Mit fortschreitender Sättigung häuften sich Nettigkeiten, die man ihnen sagte. Und immer wieder Telegramme: Möge mit Gottes Fügung Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin auch fürderhin...: Lobpreisung der Ehe als lagerfähiges Würstchenpaar. Wenig blieb haften. Ein guter Rotwein, Frau Brockhoffs sensationelles Dekollete, das sich nur ein schwacher Ehemann gefallen läßt; Golos sanfte Braut, hochgeschlossen, ohne die Mehlwürmer; ein Gespräch mit der leicht beschwipsten, schnippischen Stephanie.
    »Als deine Tochter möchte ich nicht versäumen, wenigstens mit dir auf das fünfundzwanzigjährige Ehejubiläum anzustoßen. Mit wem schläfst du eigentlich zur Zeit? Komm zier dich nicht! Ab der Silbernen kann man sich langsam an die Wahrheit gewöhnen. Nun sag schon! Ist sie hier? Ich seh dich immer mit Veloursblick um deine zukünftige Schwiegertochter rumstreichen. Das wär ein Spaß! Du ereiferst dich nicht? Also nicht! Laß mich überlegen: Ist es... ist es am Ende Hilde? Die klingt in letzter Zeit so nach erfülltem Frauenleben. Jedenfalls am Telefon. Ehrlich gesagt, kann ich mir’s nicht vorstellen. Sie hat doch einen etwas strengen Geruch. Aber es soll ja Leute geben, die so was...«
    Hier unterbricht sie der Vater. Mangels Autorität bescheinigt er ihr einen Schwips, schon um sich nicht eingestehen zu müssen, daß sie durchaus so mit ihm sprechen kann, redet, bis ihm eine Antwort einfällt.
    »Ich an deiner Stelle würde mich über Gerüche nicht auslassen. Wenn ich an deinen geschniegelten Juchtenaffen denke und mir vorstelle...«
    »Tu’s nicht, Papi! Du irrst dich. Der hat ganz andere Interessen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Daß er stockschwul ist. Zufrieden?«
    »Aber Kleines, mit solchen Leuten...«
    »...bewahre ich dich vor gesetzwidrigem Verhalten. Nichts gegen meinen Juchtenboy! Immer höflich und neutral. Und voller Verständnis.«
    »Ach Kind! Das muß doch nicht sein.«
    »Es muß bestimmt nicht sein. Wie so vieles nicht. Zum Beispiel dieses Fest. Laß uns nach Hause fahren.«
    Unterwegs sprachen sie nicht mehr.
    Ich war der einzige der Familiensinn hatte — dabei ist alles eine Farce — ich war ein unaufmerksamer Gastgeber — kein Wunder — auch zu viel verlangt — das ist nicht mehr meine Welt — am besten wir trennen uns — ich muß mit ihr reden — jetzt denk ich endgültig nur noch an mich
    Stephanie verabschiedete sich kurz. Dafür wurde Alois mit Ratschlägen bedacht: Er solle morgen ausschlafen, werde nicht benötigt, könne schwimmen gehen, er sitze auch zuviel. Wenn der Chef Probleme hatte, war er zu seinen Angestellten besonders nett.
    Ach ja
    Im Wohnzimmer brannte noch Licht. Er öffnete die Tür, um es auszuschalten. Vor dem Kamin im Morgenrock saß seine Frau. Auf dem Tisch ein Glas Wein.
    Die Hand, nach dem Schalter ausgestreckt, fällt herunter.
    »Du bist noch auf?«
    Sie nickt.
    »Ich hab dir was zu sagen.«
    »Du mir? Ich dir auch.«
    »Das grenzt ja an Übereinstimmung. Setz dich. Wie war’s noch?«
    Umständlich senkt er sich in einen Sessel.
    »Ach ja. Mir ist heute abend verschiedenes klargeworden.«
    »Mir auch. Damit ich’s nicht vergesse: Deine Sekretärin hat angerufen...«
    »Hilde?«
    »Sie ist vom Urlaub zurück. Ihr Kind sei krank.«
    »Monika?«
    »Möglich daß das Kind so heißt. Das wäre dies. Nun: Was hast du mir zu sagen?«
    Er ist aufgestanden, hat sich ein Glas geholt.
    »Ach, das eilt nicht. Sprich du zuerst.«
    Er schwenkt den Alkohol, sie betrachtet ihre Hände. Es wird gesprochen.
    »Erinnerst du dich, was ich dir sagte, letztes Jahr, als wir von Meran zurückfuhren? Daß ich eine bestimmte Vorstellung von meinem weiteren Leben habe. Und die möchte ich jetzt verwirklichen.«
    »Du willst uns also verlassen!«
    Sie bleibt sanft.
    »Das kommt auf dich an.«
    »Wieso auf mich? Was tu ich denn?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ach so ist das! Ich soll die Karten auf den Tisch legen und du reichst die Scheidung ein!«
    Sie wird noch sanfter.
    »Denk nicht an Formalitäten.«
    »Das ist eine Unterstellung. Du denkst dran!«
    Sie schüttelt den Kopf, lächelt wie eine Mutter über ihr zorniges Kind.
    »Ich will nur aufs Land. Raus aus der Stadt.«
    Er atmet auf.
    »Verzeih! Ich habe dich mißverstanden. Selbstverständlich kannst du aufs Land. Such dir was, kauf uns ein

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