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Ich liebe mich

Ich liebe mich

Titel: Ich liebe mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Hohlziegel und Kanalisation. Leider nahm die Sache kein schönes Ende. Seine Frau hatte etwas bemerkt. Tagelang saßen wir zusammen, zu dritt, haben einen Ausweg gesucht. Schließlich blieb er dann doch bei seiner Familie. Ich war wie vor den Kopf gestoßen, irrte verloren durch die Stadt, bis ich eines Tages auf einer Ausstellung im Haus der Deutschen Kunst einen damals sehr geschätzten Bildhauer kennenlernte...«
    Und sie erzählte dieselbe Geschichte mit nur geringen Abweichungen. Bereits nach einem Jahr kannte sie die Gesetze des Steins von ganz anderer Seite, sah Michelangelo und Rodin mit anderen Augen als bisher. Auch der Bildhauer änderte seinen Blickwinkel, kreuzte überraschend mit einer anderen auf, die sein langjähriges Modell werden sollte. Elvira verwand auch diesen Schmerz. Nicht zuletzt — und da horchte er auf — mit Hilfe eines Psychologen, der ihr wissenschaftlich fundierten Trost zusprach, obwohl die weibliche Psyche nur peripher zu seinem Sachgebiet gehörte: Er war vom Reichsführer beauftragt, die in der SS um sich greifende Homosexualität eindämmen zu helfen. »Und dein Dichter?« fragte Pan, einer ähnlichen Geschichte schon gewiß.
    »Der kam erst nach dem Krieg. Ein merkwürdiger Mann. Ein Bär und doch ein Kind. Seine Frau ist das Toleranteste, was mir je begegnet ist. Nahezu masochistisch. Oft waren wir nur durch eine dünne Wand getrennt...«
    Pan rechnete schon damit, Näheres über die in dieser Wand verarbeiteten Steine zu erfahren, über den Grad der Hellhörigkeit. Doch Elvira vermied jede Vermischung der Episoden.
    »Laß mich chronologisch bleiben. Sonst vergesse ich die Hälfte. Und du sollst alles wissen, jetzt, wo wir dabei sind. Du sollst mich kennen, wie ich wirklich bin! Du könntest sonst einen falschen Eindruck bekommen. Glaube mir Pan, es war nie nur das Physische. Es war immer mehr, immer Eros im edelsten Sinne. Ich habe unendlich viel dabei gelernt. Manches Werk, das während dieser Bindungen entstand, geht im Grunde auf mich zurück, auf meine Anregung. Und es ist doch etwas, wenn man einem bedeutenden Mann so viel sein kann. Findest du nicht auch?«
    Künstler sind als Vorgänger besonders unbeliebt. Zumal erfolgreiche. Sie haben Eigenheiten. Und keine Hemmungen. Das irritiert. Als die Episoden sich so türmten, daß eine weitere Verkleinerung seines Selbstgefühls nicht mehr möglich war, mußte er, um überhaupt noch bestehen zu können, seine Einstellung ändern. Es gelang.
    Und nach diesen Männern bin ich es
    Er hob sein Glas, um sich zuzutrinken.
    »Ein reiches Leben! Elvira! Das Schicksal hat dich verwöhnt.«
    Das fand sie auch.
    »Jetzt weißt du alles.«
    »Und was ist mit dem Bild?«
    »Richtig, das Bild! Das ist überhaupt die Geschichte! Er war Maler, wie du dir denken kannst. Und wohl der berühmteste von allen, denen ich etwas sein durfte...«
    Ein letztes Mal kehrten ihre Gedanken zurück zu jener militanten Epoche, der sie sich auf so bildende Weise widersetzt hatte.
    »...Eigentlich war es mein kürzestes Erlebnis. Als er mir seinen Namen sagte, bekam ich einen Schreck. Ausgerechnet in einen der Größten des befohlenen Realismus mußte ich mich verlieben! Was er gemalt hat, bevor ich in sein Leben trat, war indiskutabel. Schlimmste Blut-und-Boden-Manier! Stillende Mutter, schwielige Bauernhände zum deutschen Gruß erhoben und so... Dabei war er ein glänzender Techniker, völlig unpolitisch, nur sehr geschäftsuntüchtig. Liebes Kind, um heutzutage malen zu können, wie man will, hat er einmal gesagt, braucht man Macht. Und das bedeutet, zuerst einmal so malen, wie’s gewünscht wird. Erst wenn man damit Erfolg hat, kann man vorsichtig anfangen, eigenen Stil zu entwickeln. Einem anerkannten Mann traut sich keiner mehr zu widersprechen. Alles, was man dann macht, wird von der offiziellen Kunstbetrachtung als >nordischer Gestaltungswille<, als >Suche nach neuen, nationalsozialistischen Formen< gedeutet! Darauf sind sie ganz versessen, daß ihr Geist sich in der Kunst niederschlagen möge! — Nun, eine Zeitlang hat er mich überzeugt. Er konnte ja was. Und es war doch sehr praktisch, mit einem allgemein Hochgeschätzten verbunden zu sein. Als ich zum Beispiel Schwierigkeiten mit dem Ariernachweis hatte, der plötzlich überall verlangt wurde, ging er mit mir auf die Behörde, sagte seinen Namen, stellte mich als sein Modell vor, murmelte etwas von Führerauftrag, und schon war meine Großmutter evangelisch.«
    »Du warst natürlich gar nicht

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