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Ich liebe mich

Ich liebe mich

Titel: Ich liebe mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Auftreten eine gewisse Seriosität. Deine Frau wird es ohnehin erfahren! Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich freue mich auf Stephanie!«
    Auch sein letzter Versuch, ihr die Freude zu nehmen, scheiterte.
    »Aber Pan! Selbstverständlich fahrt ihr mit dem Wagen, und ich fahre mit der Bahn. Ich werde sogar einen früheren Zug nehmen, damit ich schon im Hotel sitze, wenn ihr kommt. Dann sieht es wirklich nach Zufall aus. Wir wahren das Gesicht! Darauf verstehe ich mich. Für eine Nacht mit dir würde ich auch nach Salzburg radeln.«
    Mit solchem Sportsgeist hatte Pan nicht gerechnet. Gleichwohl atmete er auf. >Kamerad Elvira< — das war eine neue Variante.

    Kamerad Elvira sitzt tatsächlich in der Hotelhalle. Im grauen Kostüm, auf die neue Krokodilledertasche gestützt, begrüßt sie Vater und Tochter.
    »Das ist also Stephanie. Ihre Mutter hat mir schon von Ihnen erzählt.«
    Während er sich an der Rezeption einträgt, die Verteilung der Gepäckstücke auf die nicht sehr weit auseinanderliegenden Zimmer bestimmt, Erich mit dem Wagen auf Viertel vor acht bestellt, hört er Stephanie.
    »Heute ist Serenadenabend? Da würde ich ja viel lieber hingehen als in die Oper.«
    Noch ehe Elvira antworten kann, wie diesem Wunsche zu entsprechen sei, fügt es der Zufall: Zwei ältere Herren in der Nähe unterhalten sich raumfüllend. Sagt der eine im näselnden Baronesserl-Dialekt:
    »...ja und stell dir vor: Hat doch der Portir...« — er sagt Portir nicht Portier — »...hat doch dieser Mensch von einem Portir meiner Frau a Kartn für diese Serenaden b’sorgt, wo überhaupt nur drei, vier Mann musiziern. Und mir eine für den Boris Guttendorff.«
    »Godunow!« verbessert der andere. »Boris Godunow!«
    »Ah ja? Na is ja eh wurscht. Jedenfalls wollen wir beide in die Oper soviel ich weiß.«
    Elvira verwandelt das Versehen des Portirs in allgemeine Zufriedenheit. Stephanie bedankt sich gebührend. Als Vater Pan zu ihnen tritt, hat sie noch so viel unverarbeitete Begeisterung übrig, daß sie zu Elvira etwas Nettes sagen muß. »Sie haben dieselbe Handtasche wie meine Mutter!«
    Die Gassen Salzburgs wimmelten von Touristen. Und überall Mozart: Auf Pralinenschachteln, Postkarten, von Kartons mit Briefpapier, Flaschenetiketts, aus Textil- und Metzgerläden schaute Wolfgang Amadeus sie an, wohltuend ernst im Gegensatz zu den noch zahlreicheren, wesentlich größeren Konterfeis vollwangig lächelnder Kammersänger, die sie aus jedem Schaufenster verfolgten, an Aufdringlichkeit nur akustisch übertroffen vom konturlosen Englisch amerikanischer Touristen. Und immer wieder Stauungen, Begrüßungen, Verabredungen.
    »So, auch hier? Ja, wir auch. Sehr voll, ja. Sehr heiß. Was tut man nicht alles für die Kunst. Der Maestro — fabelhaft! Der Figaro — fabelhaft!«
    Die Herren, von Geschäften redend, ließen die Damen vorausgehen, folgten ihnen, ohne es zu merken, über die Brücke ins führende Trachtenhaus am Platze. Im Weg stehend, zwischen Konfektion und Amerikanern, diskutierten sie, während die Damen von Zeit zu Zeit aus den Ankleidekabinen hervortraten, um sich in neuen Verwandlungen zu zeigen.
    »...Frankreich muß sich endlich entscheiden, ob es... Sehr gut Liebling! ... Frankreich muß sich endlich... Viel besser als das Schwarze! Oder Grüne... Frankreich muß sich... ja nimm beide!«
    Stephanie kann den geschäftlichen Charakter der Reise nicht bezweifeln. Vater hatte recht und scheint zufrieden.
    Am Trachtenwühltisch rauchende Amerikanerinnen mit falschem Schmuck und viel zu jungen Hüten, auf der Suche nach lauten Farben.
    Hinter den nachlässig geschlossenen Vorhängen der Ankleidekabinen Revue der Dessous: Schlaffe Gewebe von straffen Korsagen domptiert, Spitzenwäsche in Kräuselspeck schneidend, Überbeine, Armkeulen, »...look here darling...«, Hühnerhälse, »...that can’t be fourtytwo!«, Reißverschlüsse an Wülsten scheiternd, »...is that Loden?«, parfümierter Schweiß, Grelles auf Welkem.
    Die Herren waren sich einig: Es galt, Europa abzuschirmen. »Papi hilf mir! Diese Elvira will mir unbedingt einen Trachtenhut schenken. Noch dazu einen weißen. Red’ ihr das bitte aus!«
    Wohlwollend schweift das Vaterauge, schützend legt sich eine Vaterhand um die junge Taille.
    »Dann such dir was anderes aus. Eine Kleinigkeit. Sie will dir eine Freude machen.«
    »Wieso? Ich finde, sie soll uns endlich allein lassen!«

    »Es ist alles wie ein Traum, Pan. Du glaubst nicht, wie ich das genieße, dich wieder

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