Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist
hat: Schön gerade nicht, aber auch nicht potthässlich …
»Dass du was auf dem Kasten hast und gut schreiben kannst. Der Partis lobt dich immer in den höchsten Tönen.«
»Du hast auch den Partis?«
»Na klar, der ist in Ordnung. Ohne ihn wäre ich niemals der Schülerzeitungs-AG beigetreten. Er hat mich praktisch dazu gezwungen, sonst hätte ich ihm hundert Euro zahlen müssen.«
Ich schüttele den Kopf und muss lächeln.
»Ja, ich weiß, das klingt ganz schön verrückt.«
»Nein, überhaupt nicht. Ich bin aus demselben Grund gekommen.«
9 Luca
San Francisco ist wirklich fantastisch. Innerhalb eines Vormittags habe ich Folgendes herausgefunden: Ja, so unglaublich das auch klingen mag, die Straßenbahnen stammen wirklich aus Mailand (Quelle dieser Information: ein redseliger Autofahrer, ich hatte ihn nach dem Weg gefragt und dann hat er gar nicht mehr aufgehört zu quatschen). Außerdem ist San Francisco bestimmt die Stadt der Obdachlosen (Quelle dieser Information: ich selbst. Man muss sich nur ein wenig umsehen, um das zu bemerken. Über die Ursachen muss ich in den nächsten Tagen noch etwas nachforschen). Und schließlich ist San Francisco eine Halbinsel, an deren Küsten, ob man’s glaubt oder nicht, Drachen leben (hier ist die Quelle der Information ein an sich ganz sympathischer Typ, der allerdings völlig stoned war. Ich hatte ihm ein bisschen Kleingeld gegeben und er wollte sich mit ein paar Informationen über die Stadt revanchieren).
Alice hat mir eine lange Mail geschrieben. Anscheinend ist die Schülerzeitung das reinste Irrenhaus. Sie meint, sie war schon drauf und dran, nie mehr da hinzugehen, aber schließlich hat sie es sich doch anders überlegt. Warum, habe ich allerdings nicht so ganz begriffen. Und sie scheint einen Job gefunden zu haben, auch wenn ich nicht richtig verstanden habe, wo genau. Eigentlich war es eine reichlich wirre Mail.
Außerdem findet man im ganzen Stadtzentrum kein Zimmer, wenn man nicht unbedingt ein Vermögen für die Monatsmiete ausgeben möchte.
Es ist zwei Uhr nachts und ich steige nach einem langen Tag, an dem ich kreuz und quer durch die Stadt geschlendert bin, aus dem Bus. Nach wenigen Schritten wird mir klar, dass ich mich wohl in der Haltestelle geirrt habe. Ich überprüfe die Hausnummer an einer Tür und stelle fest, dass ich ein ganz schönes Stück zu weit gefahren bin. Zähneknirschend mache ich mich auf den Rückweg.
Kaum habe ich mich wieder in Bewegung gesetzt, da höre ich den Schrei einer Frau. Er kommt aus einer kleinen, schlecht beleuchteten Seitenstraße. Etwas weiter die Straße runter sehe ich drei Obdachlose, die sich die Hände an einem Feuer wärmen, das klassische Feuer in einer Mülltonne, wie man es aus allen Filmen kennt. Aber sie scheint das Ganze kaltzulassen.
Ich will schon weiterlaufen, da höre ich wieder einen Schrei, gefolgt von ein paar lauten Worten.
Vorsichtig nähere ich mich der Seitenstraße und bereite mich innerlich darauf vor, gleich zusammengeschlagen und ausgeraubt zu werden. Ich gehe ein paar Schritte hinein, dann sehe ich im schwachen Licht einer Straßenlaterne eine Frau im Minirock, die mit ihrer Handtasche auf einen Mann einschlägt, der sie am T-Shirt gepackt hat. Etwas weiter erkenne ich eine Leuchtreklame mit der Aufschrift LILLY RESTAURANT, aber die Eingangstür des Lokals ist geschlossen. Suchend sehe ich mich um nach der obligatorischen Polizeistreife-die-zufällig-genau-im-richtigen-Moment-vorbeikommt, doch offensichtlich bin ich im falschen Film gelandet.
»Hey!«, rufe ich, nicht gerade laut, aber immerhin doch deutlich vernehmbar.
»Fuck you, bastard!« , schreit die junge Frau.
Der Mann nuschelt etwas, beugt sich über sie und versucht, sie zu küssen. Er wird so um die fünfzig sein, und bei näherem Hinsehen wirkt er auf mich vollkommen betrunken.
Vorsichtig nähere ich mich den beiden, der Mann bemerkt meine Anwesenheit und brüllt etwas, das bestimmt nicht sehr freundlich gemeint ist.
»Fuck you!« , schreit das Mädchen noch einmal.
Ich merke, wie mein Herz schneller schlägt, und plötzlich habe ich zittrige Knie.
Jetzt bin ich nur noch einen Meter von ihnen entfernt.
»Hey!«, rufe ich wieder.
Der Mann würdigt mich keines Blickes und presst die junge Frau an sich. Sie schreit auf und ich frage mich, warum denn bloß niemand kommt. Doch dabei wird mir klar, dass ja jemand gekommen ist, nämlich ich. Also muss ich jetzt etwas unternehmen.
Ich schreie: »Go away!«
»Go
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