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Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Titel: Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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home, sweety« , krächzt er.
    So funktioniert das nicht. Plötzlich lässt der Mann sich auf die Frau fallen und sie landen beide auf dem Boden. Er versucht, sie zu küssen und mir wird klar, dass es mit ein paar lauten Rufen nicht getan ist. Ich hole tief Luft, dann stürze ich mich auf ihn und versuche, ihn von ihr wegzuzerren. Er versetzt mir einen Ellenbogenstoß, ohne sich überhaupt nach mir umzudrehen, und auch ich versuche, ihn zu schlagen und ziele mit der Faust in seinen Nacken. Da dreht er sich um und sieht mich so finster an, dass einem davon angst und bange werden könnte. Er wischt sich die Hände an der Jacke ab und baut sich vor mir auf. Inzwischen ist die Frau aufgestanden und streicht sich ihre Kleidung glatt, so gut es geht.
    Der Mann zischt unverständliches Zeug, auf einmal wirkt er gar nicht mehr betrunken, sondern nur noch stinksauer. Er hebt eine Flasche vom Boden auf und schlägt ihr an einer Mauer den Hals ab, während er mich herausfordernd ansieht. Ich spüre, wie mich eine nie gekannte Angst durchströmt. Am liebsten würde ich davonlaufen, aber ich kann mich keinen Zentimeter bewegen, meine Augen hängen wie gebannt an diesem purpurroten Gesicht. Ein paar Meter entfernt von uns schreit die junge Frau etwas, das ich nicht verstehe. Ich sehe nur, wie sie die Lippen bewegt und mit den Armen herumfuchtelt, aber es ist, als wäre ich plötzlich taub.
    Der Mann kommt taumelnd näher, in der Hand die zerbrochene Flasche. Ich weiche einen Schritt zurück und lande mit dem Rücken an einer Wand. Jetzt fühle ich mich wirklich wie eine Maus in einer Falle.
    Der Mann nähert sich drohend. Dann stürzt er sich auf mich und versucht, mich mit der Flasche zu erwischen. Ich will noch weiter zurückweichen, aber hinter mir ist diese Mauer. Ich stolpere, falle beinahe der Länge nach hin und schlage mit dem Kopf auf, als das kalte Glas der Flasche in meine Schulter eindringt. Ich spüre, wie mein warmes Blut das T-Shirt verklebt, während eine leichte Benommenheit mir die Sicht vernebelt. Einen Moment denke ich an den Film über das Ende der Welt und daran, wie blöd es doch ist, dabei bloß an apokalyptische Katastrophen zu denken, wo die Welt doch Tag für Tag zu Ende geht, jedes Mal, wenn jemand stirbt.

10  Alice
    Ab und zu stelle ich mir die Frage, was Liebe ist. Ja, ich weiß, das ist eine schrecklich dramatische Frage, aber ich frage mich, ob man Liebe wirklich genau definieren kann. Gestern habe ich bei Wikipedia nachgesehen und zu meiner großen Enttäuschung herausgefunden, dass der User, der sich damit befasst hat, dieses Gefühl zu definieren, höchstwahrscheinlich Besseres zu tun hatte als seine Zeit im Internet zu verschwenden.
    Das hat er geschrieben: »Die Liebe ist im engeren Sinne die Bezeichnung für die stärkste Zuneigung, die ein Mensch für einen anderen Menschen (…) zu empfinden fähig ist …«
    Herrgott, wie armselig! Die stärkste Zuneigung? Und was soll das sein? Gibt’s dafür Sammelpunkte? Ja, okay, die Wikipedia-Artikel werden ehrenamtlich verfasst und sind kostenlos, aber wenn man keinen Bock darauf hat, kann man es auch lassen.
    Da mich das nicht zufriedengestellt hat, habe ich nach der Bedeutung des Wortes in anderen Kulturen gesucht und bin dann an der buddhistischen Definition hängen geblieben: »Liebe ist der Wunsch, andere glücklich zu machen …«
    Und wegen dieser Internetrecherche stehe ich jetzt hier, in der Küche des Restaurants, in dem Lucas Vater arbeitet, wild entschlossen, mit ihm zu reden.
    »Alice, wie schön, dich zu sehen, aber müsstest du nicht in der Schule sein?«, fragt er mich erfreut.
    Er steht direkt vor mir. In der Hand hält er ein großes Stück Fleisch, das einem gehäuteten Dackel erschreckend ähnlich sieht. In der Küche wird schon eifrig gearbeitet, obwohl es noch nicht einmal zwölf ist.
    »Ich hab schon frei und … ich muss mit Ihnen reden.«
    »Du kannst dich immer noch nicht daran gewöhnen, mich zu duzen, oder?«
    »Stimmt«, gebe ich lächelnd zu. »Das kommt bei mir nicht spontan.«
    »In Ordnung, was gibt’s?«
    »Es geht um Luca.«
    Er sieht mich an und scheint alles andere als froh über den Grund meines Besuchs. Dann dreht er mir den Rücken zu und schaltet die Gasflamme unter einem großen Aluminiumtopf an.
    »Ich weiß nicht, ob wir beide darüber reden sollten«, wendet er ein.
    »Das weiß ich auch nicht, aber jetzt bin ich nun mal hier«, fahre ich fort, obwohl diese Argumentation reichlich hinkt: Wo ich

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