Ich mag dich wie du bist
gestellt hatte.
Während Luca und mein Bruder leise miteinander vertrauliche Dinge bereden, gehe ich eine Runde schwimmen.
Ich beobachte die beiden vom Strand aus. Eigentlich redet jetzt nur noch Luca, er scheint meinem Bruder einen langen Vortrag zu halten und der nickt ständig ernst mit dem Kopf. Ich will nicht, dass sie mitbekommen, wie ich sie beobachte, daher gehe ich ins Wasser.
Irgendwann fängt Fede an zu kichern. Dann lacht er laut los und fragt Luca etwas. Der sagt bloß ein paar Worte und dann lacht Fede nicht mehr, sondern nickt wie jemand, der überzeugt ist.
Sie stehen auf und kommen auch zum Wasser.
»Wie hast du das denn angestellt?«, frage ich Luca, als wir allein sind.
»Ich habe ihm ein bisschen was erzählt.«
»Was denn?«
»Männerkram, das kann man nicht erklären …«
»Du machst Witze, oder?«
»Nein, nein, ich bin ganz ernst, ich kann dir unsere Tricks nicht verraten, sonst funktionieren sie ja nicht mehr.«
»Hey, also mir kannst du sie doch verraten, schließlich geht es immer noch um meinen Bruder.«
»Ja, aber es geht auch um mich.«
»Und seit wann kannst du mir nichts mehr sagen, was dich betrifft?«
»Okay, touché!«
»Was?«
»Ich habe dich zu gut in der Kunst der Rhetorik unterrichtet, mit der Frage hast du mich gekriegt.«
»Also?«
»Ich habe ihm von dir erzählt.«
»Von mir?!«
»Ja, und das hat ihn aufgebaut.«
»Und wie das?«
»Das ist ein Geheimnis.«
Da ruft uns meine Mutter vom Strand aus und sagt, dass wir zum Essen kommen sollen. Luca nutzt die Gelegenheit, um blitzschnell aus dem Wasser zu steigen, ohne auf mich zu warten.
Meine Mutter spricht immer noch kein Wort mit mir, aber wenigstens zu Luca ist sie freundlich.
»Du magst also das Salento?«, fragt sie ihn.
»Ja, hier kann man es sich richtig gut gehen lassen, inzwischen bin ich voll in Urlaubsstimmung und es wird heftig, wieder nach Hause zu fahren.«
»Wann fährst du denn?«
»Das weiß ich noch nicht, aber in den nächsten Tagen. Meine Mutter muss wieder arbeiten und jemand muss auf meine Schwester aufpassen, bis die Schule wieder losgeht. Und dieser Jemand bin ich.«
Meine Mutter nickt mitfühlend.
»Na ja, das sind meine letzten Tage, ich werde morgen meine Abreise feiern.«
Er will seine Abreise feiern? Ich habe wohl was verpasst.
»Gibst du eine Abschiedsparty?«, fragt meine Mutter neugierig.
»Nein, ich mag keine Partys, aber eins von den Mädchen feiert seinen achtzehnten Geburtstag und da werde ich mich einfach unauffällig anschließen.«
Meine Mutter kichert, dann sieht sie zu mir hinüber. Ich weiß nicht, wie ich ihren Blick erwidern soll, zumal ich keine Ahnung habe, über welche Party wir überhaupt reden.
Klar denkt jeder, dass ich Bescheid weiß, weil ich Lucas Freundin bin. Der hat mir aber nichts erzählt, weder von der Party noch davon, dass er bald abreist. Ich bringe kein Wort heraus, daher esse ich stumm weiter. Fede wirkt seit der Unterredung mit Luca deutlich erleichtert.
Am Abend essen wir alle zusammen, die ganze Familie und Luca, auf dem Campingplatz. Mein Bruder hat ihn gebeten zu kommen, und er hat zugestimmt.
Meine Mutter ist schweigsam, aber der Rest meiner Familie hat keine Ahnung, dass da zwischen uns irgendetwas nicht in Ordnung ist. Lucas Anwesenheit hat die Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt und indirekt auch auf Fede, der sich neben ihn gesetzt hat.
Als meine Großeltern schlafen gegangen sind, schlägt Luca mir vor, noch ein Bier trinken zu gehen.
Seit er in Apulien ist, hatten wir noch keine Gelegenheit, mal allein etwas trinken zu gehen. Ich muss wieder an den Abend in Mailand denken, als wir vor der Schule standen und er zwei Bier mitgebracht hat, die wir dort mitten auf der Straße getrunken haben. Dann fällt mir ein, dass wir an dem Abend auch Martina getroffen haben, eine Martina, die ich damals noch nicht kannte und die so gar nicht dem Menschen entsprach, den ich jetzt kennengelernt habe.
Wir gehen zur Bar des Campingplatzes. Luca bestellt zwei Bier, aber er bittet darum, sie nicht zu öffnen.
»Wir trinken sie doch nicht hier.«
»Und wo willst du sie dann trinken?«
»Am Meer.«
»Ich habe gar nichts von Marys Party gewusst«, sage ich, sobald wir am Strand sind.
»Wie das denn? Hat Daniele dir denn nichts gesagt?«
»Nein.«
»Ist was passiert?«
»So was wie ein Streit. Seit gestern haben wir nicht mehr miteinander geredet.«
»Das tut mir leid. Gestern kam er mir auch etwas gereizt vor.«
»Ist er
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