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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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geschlossenen Augen. »Das ist mein Tag.«
    Meine Frage ist im Nichts verhallt. Dafür fängt er jetzt an mitzusingen.
    »Weißt du, was er meint?«, fragt er mich und deutet auf die Lautsprecher.
    Ich schüttele den Kopf.
    »Er sagt, du sollst dir über gar nichts Sorgen machen, denn jedes kleine Problem wird in Ordnung kommen.«
    Da wage ich mich vor.
    »Das ist Bob Marley, oder?«
    »Machst du dir etwa Sorgen?«, fragt er und tut erschrocken.
    »Nein, nein, überhaupt nicht«, antworte ich beruhigend und spiele mit.
    »Hmm, siehst du.«
    Er denkt nach.
    »Wo hast du dich bis jetzt versteckt? In Mailand habe ich dich noch nie gesehen.«
    Seine Frage, die eigentlich wie ein Scherz klingen soll, hört sich an wie ein vorsichtiges Kompliment.
    »Ich denke mal, wir bewegen uns in unterschiedlichen Kreisen.«
    »Wie lange bleibst du?«, fragt er plötzlich.
    »Ungefähr noch drei Wochen.«
    »Sehr gut, dann gehörst du zu uns, aber du musst auch abends hierherkommen, es ist echt toll hier. Kommst du heute Abend?«
    Der Vorschlag klingt ebenfalls nach einer Einladung. Ich will mir nichts einbilden, aber ganz objektiv gesehen scheint er sich für mich ins Zeug zu legen.
    Ich sage ihm, dass ich nicht kann, ohne weitere Erklärungen, mit anderen Worten, ich verschweige ihm, dass ich heute Abend zu einem Tanzwettbewerb auf dem Campingplatz gehen muss, und er fragt gleich, was ich morgen Abend vorhabe.
    Das ist nun wirklich eine Einladung, ganz bestimmt.
    Einen Augenblick lang geht meine Fantasie mit mir durch und ich überlege, dass ich noch nie jemanden mit Dreadlocks geküsst habe.
    Da legt sich ein Schatten über den Tisch.
    »Haaallo!«, zwitschert eine Stimme hinter mir.

Achtundzwanzig
    Sie heißt Mariangela, lässt sich aber von allen Mary nennen. Eine gefärbte Blondine, klein und zierlich, aber sie hat mindestens Körbchengröße C. Total aufgebrezelt: klirrende Armreifen, Ohrringe, Ketten, Handtasche, ein supercooler, perlchenbestickter Pareo (auf dem man sich bestimmt nicht am Strand sonnen kann) über einem Bandeau-Bikini und an den Füßen paillettenbesetzte Flip-Flops. Eigentlich kommt sie aus Apulien, aber sie steht total auf Mailand und sagt, es sei die schönste Stadt der Welt. Sie hat gerade Abitur gemacht und wird das nächste Semester Sprachen und Kommunikationswissenschaften studieren, natürlich in Mailand, und sie betont noch einmal, dass die Stadt einfach zu schön sei. Wenn man ihr so zuhört, könnte man meinen, wir müssten uns glücklich schätzen, weil wir dort wohnen und einfach alles haben: In-Lokale, Multiplex-Kinos, Spaß ohne Ende, die Möbelmesse, die Fashionshows und jede Menge geile Partys. Außerdem kann man in Mailand so sein, wie man will und trifft trotzdem immer einen Haufen Leute, die genauso sind. Ganz anders als in Lecce: Da gibt es überhaupt nichts, es ist ein großes Dorf, und wenn du dort um die Häuser ziehst, kennt dich jeder. Mary will unbedingt sofort ins Wasser, weil ihr viel zu heiß ist, und danach will sie sich in die Sonne legen, bis sie von Kopf bis Fuß tiefbraun ist. Sie hat sich auch was zu lesen mitgebracht: »Chi« und »Novella 2000«, die absoluten Klatschzeitschriften. Und ab heute macht sie eine strikte Diät, also das Mittagessen lässt sie schon mal ausfallen.
    Während Mary mir ihr komplettes Leben erzählt und sich dabei den ganzen Körper mit Kokosöl Lichtschutzfaktor null einreibt, steht Daniele auf und sagt, er holt etwas Wasser für das Frettchen. Als er verschwunden ist, blitzt in den Augen der Neuen ein Funkeln auf. Sie rückt ihren Stuhl direkt neben meinen.
    »Der ist echt cool, nicht?«
    Diese Frage trifft mich völlig unvorbereitet.
    »Los, los, schnell, erzähl mir alles, bevor er zurückkommt!«
    Ich lache nur und sehe auf den Boden.
    »Na ja, eigentlich gibt es da nichts zu erzählen …«
    »Wie küsst er?«
    »Wir haben uns noch nicht geküsst. … also, das heißt nicht, dass wir uns irgendwann küssen müssen.«
    Sie starrt mich jetzt genauso an wie meine Mutter, wenn sie mir klarmachen will, dass sie schon alles verstanden hat. Ich drehe mich zum Tresen und hoffe inständig, dass mich irgendetwas vor diesem Verhör bewahrt. Und da sehe ich Martina. Sie bindet sich gerade die Schürze für die Arbeit um und unterhält sich mit Daniele.
    »Ich kenne ihn schon ziemlich lange. Und ich habe bemerkt, wie er dich ansieht. Ich glaube, du gefällst ihm.«
    Ich habe keine Lust, mich über das Thema weiter auszulassen, zumal ich noch nicht so

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