Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
Vom Netzwerk:
einen Ast genau über dem Wohnwagen, um mir das Ganze von oben anzusehen. Gar nicht so übel, meine Familie. Ich weiß, dass mein Vater morgen früh mürrisch und gereizt sein und mein Bruder den ganzen Tag lang kein Wort sagen wird. Meine Mutter wird eine kleine Lüge erzählen, um mich zu decken, und vielleicht wird das in nicht allzu ferner Zukunft zu weiterem Chaos und anderen Auseinandersetzungen führen. Doch jetzt gerade scheint alles vollkommen. Nur ein Satz klingt mir in den Ohren nach: »Ich vertraue dir.« Und noch bevor ich einschlafe, bin ich mir sicher, dass er sich irgendwann gegen mich wenden wird.

Siebenundzwanzig
    »Ich vertraue dir« + »Morgen kannst du hierbleiben« + mein vorheriger Fluchtbericht = ich darf an den Strand des Chiringuito gehen.
    Meine Mutter hat es mir unausgesprochen gestattet, mit dieser – diesmal wirklich brillant verklausulierten – Erlaubnis inklusive Ermahnung. Im Grunde genommen hat sie gesagt: »Geh nur, ich werde Papa nichts verraten, aber denk daran, ich vertraue dir, enttäusche mich also nicht.«
    Das ist natürlich nur eine ungefähre Übersetzung und ich bin nicht sicher, ob sie froh darüber wäre, wenn sie wüsste, dass ich den ganzen Tag an einem anderen Strand herumhänge.
    Ich beschließe, dass ich nur mal kurz im Chiringuito vorbeischauen werde, um dort einen Iced Coffee zu trinken. Ich werde nicht einmal den Bikini mitnehmen, dann komme ich gar nicht erst in die Versuchung, schwimmen zu gehen. Dieser Entschluss hält mein schlechtes Gewissen im Zaum und ich mache mich fröhlich in Richtung Neuneinhalb Wochen auf.
    Um zwölf Uhr bin ich am Strand.
    Während ich auf das Chiringuito zulaufe, versuche ich, die Lage zu peilen. Martina ist nicht da. Es ist noch früh, und an den Tischen sitzen nur drei oder vier Gäste. Ich beschließe, mich mit meinem neuen Buch in den Schatten zu setzen, bis jemand kommt, aber genau in dem Moment taucht Daniele hinter dem Tresen auf. Er hat ein Croissant und ein Glas in der Hand. Vermutlich gilt er als einer vom Haus und darf sich deshalb selbst bedienen. Er schaut sich verwirrt um, als sei er gerade aufgewacht und müsse erst einmal herausfinden, auf welchem Planeten er ist.
    Plötzlich entdeckt er mich.
    »Da bist du ja!«, ruft er mit heiserer Stimme, als seien wir verabredet.
    »Hallo«, sage ich und gehe zu ihm.
    Dr. Marley hat sich auf seiner Schulter zusammengerollt, er sieht aus wie eine dicke gekämmte Rastalocke.
    »Du musst mir Gesellschaft leisten. Wenn ich allein frühstücken muss, bin ich den ganzen Tag schlecht drauf.«
    Das ist nicht gerade eine galante Einladung.
    »Was möchtest du trinken?«
    »Einen Iced Coffee.«
    »Ale! Kannst du mir einen Iced Coffee zusammen mit meinem Cappuccino bringen?«, schreit er zum Tresen hinüber.
    Wir setzen uns an einen Tisch im Schatten.
    Daniele muss einer dieser Menschen sein, die Probleme mit dem Wachwerden haben. Zunächst sagt er kein Wort. Ich trinke langsam meinen Kaffee, während er sein Croissant mampft und dabei heftig durch die Nase atmet. Ich fühle mich unwohl und weiß nicht, was ich sagen soll. Vielleicht hätte ich mich nicht zu ihm setzen sollen. Ich hätte doch so was sagen können wie »Ich gehe erst mal schwimmen und dann komme ich zu dir«, bloß hätte ich mir dann irgendeine Ausrede einfallen lassen müssen, warum ich meinen Bikini nicht dabeihabe. Ich brauche eine Ablenkung, deshalb spiele ich jetzt mit dem Frettchen, auch wenn ich keine Ahnung habe, wie man mit einem Frettchen spielt.
    Plötzlich, als er den halben Cappuccino hinter sich hat, macht Daniele ein zufriedenes Gesicht. Inzwischen müssen ein paar Neuronen in seinem Hirn ihren Dienst aufgenommen haben.
    »Ich muss dir noch das Klebeband zurückgeben.«
    »Was?«
    »Das Klebeband, ich habe es dir noch nicht zurückgegeben.«
    »Ach so, okay.«
    Er hat im Handumdrehen seinen Cappuccino ausgetrunken, dann bedeutet er mir zu warten und kommt kurz darauf mit einem Espresso zurück.
    »So, jetzt geht’s«, sagt er, nachdem er ihn getrunken hat.
    Ich lächle.
    »Also, bist du jetzt Stammgast?«
    »Hier ist es schöner als bei uns auf dem Campingplatz«, sage ich und denke fieberhaft: »Sag was anderes, sag was anderes!«
    »Wie geht es Dr. Marley?«
    Klar, ich hätte mich ein bisschen mehr anstrengen können.
    Doch da läuft zum Glück die Musikanlage an, und diesmal bin ich fast sicher, dass es Marley ist, also der echte Bob Marley natürlich.
    »Perfekt«, sagt Daniele mit halb

Weitere Kostenlose Bücher