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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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soll, den ganzen Alkohol aufzusaugen. Nachdem er die Nudeln im Öl gewendet hat, gibt er ein paar Löffel Semmelbrösel darüber und lässt das Ganze so lange in der Pfanne, bis die an den Spaghetti klebenden Semmelbrösel fast verbrennen. Er hat auch noch ein wenig Basilikum und einige Oliven dazugegeben, aber er meint, diese Zutaten müssten nicht sein.
    Wir essen an einem schön gedeckten Tisch am Pool und trinken dazu Cola, was anscheinend ein Muss zu Hallo-wach-Nudeln ist. Uns beiden ist klar, dass uns diese Situation gelegen kommt, denn während wir hier auf Martina aufpassen, brauchen wir keinen weiteren Vorwand, um zusammen zu sein. So reden wir, wenn uns danach ist, essen in aller Ruhe und warten und können so die Zeit einfach verstreichen lassen, ohne uns groß zu bemühen, sie mit Worten anzufüllen.
    Abwechselnd gehen wir immer wieder zu Martina und überprüfen, ob sie noch atmet.
    Plötzlich bemerke ich, dass sich der Himmel rosa und blau verfärbt hat.
    »Vielleicht sollte ich besser gehen«, sagt Daniele plötzlich.
    »Warum denn?«, sollte ich jetzt eigentlich antworten, stattdessen unterstütze ich ihn noch: »Ja, vielleicht ist das besser.«  
    »Es wird bald hell.«
    »Und wenn schon?«, sollte ich jetzt sagen, stattdessen entscheide ich mich für: »Ja, stimmt.«
    »Ich guck noch mal nach Martina.«
    Er steht auf und geht ins Wohnzimmer.
    Ich sehe in den Himmel, der schnell heller wird, und eine seltsame Traurigkeit überkommt mich. Ich fühle, wie sich eine Leere in meinem Körper ausbreitet, und einen Moment lang spüre ich, wie sehr mir alles fehlt – meine Freundinnen in Sardinien, mein Bruder, der jetzt eine Freundin hat, meine Eltern, meine Großeltern, sogar meine Klasse, die ich noch mal wiederholen darf. Und Luca, Luca fehlt mir ganz schrecklich. Ich sehne mich unglaublich danach, mit ihm zu sprechen, ihm zu erzählen, was ich mache und was ich denke, und seine Geschichten und philosophischen Überlegungen zu den absurdesten Dingen zu hören. Ich beschließe, dass ich als Erstes, wenn ich wieder auf dem Campingplatz bin, ihm eine Nachricht über den Messenger schicke, ganz ohne Spielchen und Tricks, einfach nur, um unsere Streitigkeiten zu beenden.
    Am Horizont wird es jetzt ganz schnell heller und ich merke, dass ich noch nicht bereit bin, einen neuen Tag zu beginnen.
    »Sie schnarcht entsetzlich und wird mit einem schrecklichen Kater aufwachen. Dafür wird sie sich an kaum etwas vom Vorabend erinnern.«
    Der Moment des Abschieds ist gekommen.
    Ich sitze noch am Tisch, wo wir gegessen haben. Er steht etwas von mir entfernt.
    Ich stehe auf.
    Daniele kommt auf mich zu.
    Er bleibt vor mir stehen.
    »Tja, das war eine etwas verrückte Nacht«, sagt er wie jemand, der noch einmal Bilanz zieht. »Trotzdem war sie super.«
    »Ich finde auch … es war ein richtig schöner Abend, mal abgesehen von der Schlägerei.«
    »Kann ich dich jetzt hier allein lassen? Wenn du willst, bleibe ich.«
    »Nein, nein, kein Problem, jetzt ist ja alles vorbei … Ich werde mich auch irgendwo hinlegen, ich bin todmüde.«
    In meinem Kopf ertönt ein Warnsignal, gefolgt von einer metallischen Stimme: »Falsche Antwort! Falsche Antwort!«
    »Okay, dann gehe ich.«
    »Ja, ist besser.«
    »Vielleicht schaue ich später noch mal vorbei und hol dich ab, dann können wir gemeinsam an den Strand gehen.«
    »In Ordnung, ja, das heißt, ich habe keine Ahnung, wie es Martina gehen wird, aber trotzdem ja.«
    Daniele kommt noch ein wenig näher, so nahe, dass er definitiv in meine Intimdistanz eindringt, diesen Abstand kann man nur wenige Sekunden halten. Er ist in einen Schutzraum eingedrungen, jetzt muss er etwas tun, bleiben oder gehen. Seine rechte Hand geht nach oben und legt sich sanft auf meine Taille, wo sie liegen bleibt, ohne Druck auszuüben. Sein Kopf dreht sich leicht und kommt näher. Und er küsst mich auf die linke Wange. Dann geht er zurück und küsst mich auf die rechte, aber genau auf die Stelle, wo die Lippen beginnen. Das ist kein Kuss auf den Mund, weil rein technisch gesehen dort nicht die Lippen sind, aber die Geste ist eindeutig.
    Ich bleibe wie erstarrt stehen, während er sich in Richtung des Bogengangs aus Oleanderbüschen entfernt.
    »Daniele!«
    Er dreht sich um.
    Ich bringe kein Wort heraus.
    Er ist zu weit weg, als dass ich ihm etwas sagen könnte. Und ich weiß nicht einmal, was ich zu ihm sagen könnte. Aber ich habe ihn gerufen, und daher muss ich jetzt etwas tun. Ich gehe zu ihm,

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