Ich muss dir etwas sagen
herausgerückt sind oder ähnliches.
Angenommen, Sie waren so klug, sich ernsthaft und umfassend zu entschuldigen.
Wenn Sie nun jedoch davon ausgehen, die Entschuldigung
sollte alle Wogen geglättet haben, machen Sie einen Fehler. Ist der andere nämlich trotz Ihrer rücksichtsvollen Entschuldigung noch immer außer sich oder verärgert, dann setzen Sie ihn ins Unrecht: „Ich habe mich doch für die Beule an deinem neuen Auto entschuldigt und gesagt, daß ich für den ganzen Schaden und den Wertverlust aufkomme.
Ich verstehe nicht, warum du dich jetzt weiter aufregst. Was verlangst du denn noch von mir? Wieso kannst du das Ganze
nicht einfach vergessen?”
Auch wenn Ihnen das nur aus Versehen herausrutscht, ist es ein ernster Fehler. Sie hatten zuvor etwas gesagt, was die betreffende Person nur ungern hört, und das ist das eigentliche Thema. Wenn Sie ein Auto beschädigt haben und der Besitzer sich trotz einer umfassenden Entschuldigung und dem
gebotenen Schadensersatz immer noch aufregt, hat das sicher einen Grund. Diesen müssen Sie sich anhören und richtig darauf reagieren. Vielleicht können Sie trotzdem nichts daran ändern, aber Sie können den Grund anerkennen und verständnisvoll
damit umgehen.
Vielleicht regt es den Besitzer auf, daß das reparierte Auto nun
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nicht mehr neu ist und nie wieder als schadensfrei gelten kann.
Setzen Sie ihn jedoch ins Unrecht, weil er sich trotz Ihrer Entschuldigung immer noch nicht beruhigt, ignorieren Sie nicht nur diesen Verlust, sondern belasten die Beziehung auf
unabsehbare Zeit.
Wie man diesen Fehler vermeidet
Bisweilen ist es deshalb schwer, bestimmte Dinge zu äußern, weil man weiß, wie sehr Worte die Welt verändern können.
Trotz einer ernsthaften Entschuldigung hat das, was man zuvor sagte, die Welt der betreffenden Person bereits verändert, und sie muß damit erst zurechtkommen. Dies kann bedeuten, daß sie klagen oder trauern muß, aber vielleicht muß sie Ihnen auch die Schuld geben oder überlegen, was jetzt ansteht, und es gibt sicherlich noch tausend andere Möglichkeiten. Letztlich kann keine Entschuldigung das eigentlich anstehende Werk
verrichten, nämlich dem Betreffenden zu helfen, sich den
veränderten Umständen anzupassen.
Man vermeidet diesen Fehler also am besten, wenn man sich
bewußt macht, wie weit eine Entschuldigung trägt: Sie teilt mit, daß es einem wirklich leid tut. Aber dann steht die nächste Aufgabe an, und man muß noch mehr leisten. Wir haben uns
bereits mit dem Prinzip der Kompensation befaßt, nämlich alles zu tun, was notwendig ist, damit die Dinge wieder ins Lot
kommen: Wer die Wahrheit äußert, sollte die dadurch
geweckten Bedürfnisse befriedigen.
Die chinesische Wasserfolter
Diesen Fehler macht man, wenn man etwas Unangenehmes zu
sagen hat und es nur tropfenweise preisgibt.
Wenn man jemandem beispielsweise eine schlechte Nachricht
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überbringen muß und sich große Sorgen über seine Reaktion
macht, erzählt man vielleicht heute einen Teil, morgen den nächsten und in einer Woche den letzten. Ein Beispiel: Sie möchten jemand um etwas bitten, aber Sie fragen ihn heute nur um einen Teil und so weiter, wodurch die betreffende Person erst nach ein paar Wochen das ganze Ausmaß Ihrer Bitte kennt.
Man sollte seine Wahrheit immer als Ganzes äußern, egal wie lange es dauert, fünf Minuten oder eine Stunde, so daß man auch tatsächlich zum Schluß gekommen ist, wenn man zu reden
aufhört. Denn erzählt man seine Wahrheit nach und nach,
entsteht ganz von selber eine enorme Diskrepanz zwischen dem, was man zu erreichen gedenkt, und den Schmerzen und dem
Schaden, die sich faktisch entwickeln.
Daniel und Sarah
Es ist immer schwer, sich von jemandem zu trennen, ob es
sich dabei nun um eine romantische, professionelle oder
freundschaftliche Beziehung handelt. Das ist deshalb so, weil eine Trennung zumeist alle sechs Kategorien unangenehmer
Wahrheiten berührt. Sie überbringen schlechte Nachrichten, äußern Kritik, bitten um etwas, offenbaren persönliche Gefühle und beichten sogar eine geheime Verstrickung, nämlich Ihre bisher unausgesprochenen Gedanken an eine Trennung. Noch
dazu wissen wir alle, wie schmerzhaft es ist, wenn man
fallengelassen wird.
Deshalb handelte Sarah wie viele in dieser Situation. Sie
erzählte die Wahrheit nicht an einem Stück und verschwieg
anfangs sogar, daß sie die Verlobung lösen wollte. Sie sagte Daniel nicht, daß er ihr zu wenig verdiente,
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