Ich muss dir etwas sagen
wenig
durcheinander, weil ich weder weiß, wer sich da meldet, noch was er will. Es klingt, als hätten wir einen netten Plausch, aber in Wirklichkeit ist es ein Verkaufsgespräch. Sowie mir klar wird, worum es eigentlich geht, ärgert mich das.
Die meisten Menschen reagieren genervt, wenn sie nicht
wissen, worum es geht. Wenn Sie also jemandem eine Wahrheit mitteilen und er nicht weiß, was Sie eigentlich wollen, dann ärgert er sich, weil er den Rahmen nicht kennt, und dieser Ärger
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wird seine Reaktion bestimmen. Sie müssen also nicht nur Ihre Wahrheit äußern, sondern zuvor klarstellen, in welchen Rahmen sie gehört. Nur wenn der andere die Wahrheit einordnen kann, weiß er, welche Reaktion angebracht ist.
Instrument 3: Anerkennung
Hätte die Anerkennung der Gefühle des Gegenübers nicht eine so emotionale Kraft, gäbe es keinerlei Möglichkeit, ihm zu helfen, mit unserer Wahrheit umzugehen. Wer die Reaktion des anderen anerkennt, signalisiert zugleich Verständnis.
Das mag nebensächlich erscheinen, ist in Wirklichkeit aber die reinste Magie. Unsichtbar zu sein gehört zu den schlimmsten Alpträumen vieler Menschen. Umgekehrt empfinden es die
meisten Menschen als emotionale Unterstützung, so akzeptiert zu werden, wie sie sind. Der Grund dafür liegt darin, daß man sich angenommen fühlt, wenn man wahrgenommen wird. Wenn
wir hingegen etwas ablehnen, tun wir so, als sei es Luft für uns.
Anerkennung gehört zu den wesentlichen Bedürfnissen eines
Menschen, dem wir die Wahrheit erzählen. Wenn Sie etwa Ihrer Verlobten sagen, Sie wollen die Hochzeit aufschieben, kann sie beispielsweise das enorme Bedürfnis haben, sie nicht zu verschieben. Diesem Wunsch können Sie jedoch nicht gerecht werden. Wenn Sie dieses Bedürfnis aber anerkennen und auch, wie schwer es ihr fällt, den Hochzeitstermin aufzugeben, mit dem sie so sehr gerechnet hatte, nehmen Sie sie wirklich wahr -
und das hat eine fast magische Wirkung.
Dies ist um so wichtiger, wenn man bedenkt, wieviel Mühe
man sich oft gibt, die Wirkung einer unangenehmen Wahrheit abzuschwächen. Als ich meiner Frau damals etwas über „die
andere” erzählte, wollte ich nicht anerkennen, wie grauenhaft das für sie war, was ich gerade von mir gab, sondern kritisierte sie dafür, daß sie die Angelegenheit so dramatisch fand. Als ob ich sie damit überzeugen könnte, daß es eigentlich nichts
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Besonderes war! Sie hätte vielmehr meine Anerkennung dafür gebraucht, was mein Geständnis ihr bedeutete. Hätte ich ihre Gefühle und die Auswirkungen meiner Wahrheit anerkannt, so hätte ich ihr und mir viel Schmerzen erspart, und unsere Ehe wäre sicherlich nicht fast an dieser Klippe gescheitert.
Instrument 4: Kompensation
Anerkennung vermittelt man am besten mit emotional starken und bedeutsamen Worten. Kompensation hingegen ist eine
konkrete Handlung, die man anbietet und die für den anderen reale Bedeutung hat. Sie zollen dem gekündigten Mitarbeiter Anerkennung, wenn Sie ihm sagen, wie unangenehm es ist,
wenn man entlassen wird, und wie schwierig die Suche nach
einer neuen Arbeitsstelle sein kann. Kompensation wäre, ihm eine Abfindung bieten und/oder dabei zu helfen, eine neue Stelle zu bekommen.
Wer eine Wahrheit äußern muß, steht vor der großen
Herausforderung, Mittel und Wege zu finden, den Bedürfnissen seines Gegenübers mit einer Kompensation zu begegnen. Wenn Sie Rechtsanwalt sind, empfinden Sie diese Idee vielleicht alarmierend, weil das Angebot einer Kompensation meist als Schuldbekenntnis gesehen wird. Und da ist auch was dran: Wir verweigern meist deshalb eine Kompensation, weil wir unsere Schuld leugnen wollen.
Aber man sollte die Sache nicht komplizierter machen, als sie ist. Ihre Wahrheit ist auch deshalb schwierig, weil sie die Welt des anderen durcheinanderwirbelt. Sie können Ihrer Wahrheit jedoch die harten Ecken und Kanten nehmen, wenn Sie
substantielle Hilfe dabei leisten, seine Welt wieder in Ordnung zu bringen.
Instrument 5: Zusammenarbeit
Optimal ist es, wenn Sie jemandem eine unangenehme
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Wahrheit erzählen und ihm zugleich vermitteln, mit ihm
kooperieren zu wollen. So laden Sie nichts auf ihn ab, nach dem Motto: Sieh zu, wie du damit klarkommst! Vielmehr geben Sie ihm zu verstehen, daß Sie beide ein Problem haben und daß es wohl das beste wäre, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. In meiner Erforschung dieses Bereichs ist mir immer wieder
aufgefallen: Egal wie schwierig eine
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