Ich muss dir etwas sagen
Wahrheit ist, wer sie kooperativ angeht, erinnert sich hinterher an ein gutes Gefühl.
Wie Sie bei der Beschäftigung mit den einzelnen Drehbüchern sehen werden, ist diese Zusammenarbeit ganz einfach zu
realisieren, indem man sie nämlich direkt anspricht. Sie sagen Ihrem Gegenüber, daß Sie mit ihm zusammenarbeiten möchten, damit beide bekommen, was sie brauchen.
Sie müssen dabei allerdings auf die Dinge achten, die einer Zusammenarbeit entgegenwirken. So könnten Sie beispielsweise darüber streiten, was wirklich relevant ist, wer was verdient hat oder wer was tun sollte. Sogar etwas Einfaches wie die
Äußerung eines Gefühls kann zu einem Streit darüber führen, wer eigentlich zu welchem Gefühl berechtigt ist.
Es liegt bei Ihnen: Sie wollen oder müssen eine Wahrheit
äußern, und Sie wissen, daß es dem anderen nicht leichtfallen wird, Ihnen zuzuhören, also müssen Sie ihm auch zeigen, wie Sie beide damit umgehen können.
Instrument 6: Bedeutung und Blickwinkel
Als meine Töchter noch klein waren und zu streiten anfingen, ärgerte mich das zunächst sehr. Ihre Streite waren oft
leidenschaftlich und gemein. Als Einzelkind hatte ich keinerlei Erfahrungen, mit denen ich hätte vergleichen können.
Meine Frau, die mit mehreren Geschwistern aufgewachsen
war, half mir, zu verstehen, was diese Streitereien bedeuteten, und eröffnete mir einen neuen Blickwinkel: „Du weißt doch, daß Geschwister sich streiten. Das hört sich nun mal so an. Aber
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Schwestern, die oft streiten, können später trotzdem eine schöne und enge Beziehung haben.”
Ich wußte einfach nicht, was ich sah. Als die Sache jedoch erst einmal eine passende Bedeutung und ich den richtigen
Blickwinkel gefunden hatte, wurde alles klar. Wir haben bereits über den Rahmen gesprochen, der den Kontext bietet, in dem die Wahrheit steht. Bedeutung und Blickwinkel zeigen uns, was wir mit der Wahrheit anfangen können, wenn wir sie kennen.
Mal angenommen, Sie müßten Ihrem Ehemann sagen: „Meine
Mutter kommt übers Wochenende!” Ihr Ehemann ist sofort auf hundertachtzig. Ein ganzes, nicht enden wollendes Wochenende mit der Schwiegermutter! Aber dann erinnern Sie ihn daran, daß sie nur einmal im Jahr kommt und daß seine Freundlichkeit
Ihrer Mutter gegenüber auch Ihnen gilt. So haben Sie der
Nachricht Bedeutung und ihm einen anderen Blickwinkel
verschafft.
Einführung in die Drehbücher
Achten Sie darauf, wie die sechs Instrumente angewandt
werden. Man kann sie als Zutaten und die Drehbücher als
Rezepte betrachten. Anfangs konzentriert man sich noch auf die Rezepte, aber im Laufe der Zeit lernt man die Zutaten immer besser kennen und beginnt, nach eigenen Rezepten zu kochen.
Die Drehbücher sollen Vorschläge und keine Vorschriften
sein. Sie sollen Ihnen Ideen an die Hand geben und nicht
Dialoge in den Mund legen, auf wichtige Punkte hinweisen und Ihnen nicht die Hände binden.
Und nun eine erstaunliche Gemeinsamkeit aller Drehbücher:
Wie unterschiedlich die Wahrheiten, die wir äußern möchten, auch manchmal sind, um eine schwierige Angelegenheit
erfolgreich zur Sprache zu bringen, empfehlen sich die
folgenden vier Schritte:
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► Erstens: Verabreden Sie einen Zeitpunkt, an dem Sie ungestört miteinander sprechen können.
► Zweitens: Klären Sie, was Sie sagen wollen, damit Ihr Gegenüber versteht, worum es geht und offene Ohren für Sie hat.
► Drittens: Äußern Sie Ihre Wahrheit.
► Viertens: Achten Sie auf eine gute Abrundung, indem Sie jeweils auf die Reaktionen eingehen und zu einer Lösung
kommen.
Einen Zeitpunkt verabreden
Wie wir bereits festgestellt haben, sagt man die Wahrheit nicht einfach zwischen Tür und Angel. Man sollte nicht darüber
sprechen, wenn einer von beiden nicht genügend Zeit hat, zu reagieren bzw. näher darauf einzugehen. Man platzt auch nicht in einem emotionalen Moment damit heraus. Die Spontaneität, die den Göttern der Wahrheit so gut gefällt, ist den Göttern der Beziehung ein Greuel.
Welche Worte man wählen sollte
Keinesfalls sollte man mit dem wahrhaft furchterregenden Satz beginnen: „Wir müssen miteinander reden.” Jeder, der diese Worte schon einmal gehört hat, weiß, daß er sich auf eine
unangenehme Erfahrung gefaßt machen muß.
Am besten sagt man etwas in diesem Sinne: „Es gibt etwas,
worüber ich gerne mit dir reden würde. Hast du jetzt ein bißchen Zeit oder wäre ein anderer Zeitpunkt besser?” Wichtig sind die Worte
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