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Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Foster
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ausklammerten.
    Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, war dies für die einkommensschwache Jennifer weit schwerer als für die
    betuchte Michelle. Schließlich eröffnete Jennifer ihrer Freundin, daß sie deswegen eigentlich schon recht lange neidisch auf sie sei und es ihr auch ein wenig übelnehme. Wie die meisten
    Menschen meinte Jennifer ganz naiv, wenn sie sich nun ehrlich und authentisch äußere, diene dies der Freundschaft. Aber
    Michelle fühlte sich angegriffen. Die Art und Weise, wie
    Jennifer ihre Gefühle äußerte, machte es Michelle unmöglich,
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    sich weiterhin mit ihr wohl zu fühlen. Sechs Monate später war die Freundschaft versandet.
    Wenn wir jemandem unsere Gefühle eröffnen, wollen wir im
    Grunde nichts anderes als Jennifer: Wir möchten frische Luft in die Beziehung bringen, ein paar Hemmnisse entfernen, uns nicht mehr so eingeengt fühlen und für mehr Ehrlichkeit in der
    Beziehung sorgen. Aber leider fühlt die andere Person sich oft angegriffen, und die ganze Sache endet in einer Katastrophe.
    Das läßt sich jedoch vermeiden.

    Das Drehbuch für optimale Gefühlsäußerungen

    Einen Zeitpunkt verabreden

    Als erstes verabreden Sie - wie zuvor erwähnt - einen Zeitpunkt, zu dem Sie ungestört miteinander sprechen können.

    Stecken Sie den Rahmen

    Bevor Sie Ihre Gefühle äußern, klären Sie Ihr Gegenüber
    darüber auf, was Sie vorhaben und weshalb Sie das tun. Dieser Schritt entfällt natürlich, wenn man mit der Wahrheit
    herausplatzt. Das verwirrt den Betreffenden nur, und er hat das Gefühl, sie lüden etwas auf ihn ab.
    Betrachten Sie sich einfach als einen Geschichtenerzähler.
    Jennifer steht kurz davor, Michelle zu erzählen, daß sie neidisch auf sie ist. Bevor sie damit anfängt, muß sie der Freundin allerdings erklären, was sie ihr mitteilen will - also einen Rahmen schaffen. Das könnte etwa so aussehen: „Du weißt, daß du meine beste Freundin bist, und ich hoffe, daß du es immer noch bist, wenn wir alt sind und in Rente gehen.” (Hier gibt sie dem, was sie anschließend enthüllen wird, eine Bedeutung und
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    zeigt den Blickwinkel auf, unter dem sie es betrachtet. Sie gibt dem Ganzen einen Kontext, indem sie das gewünschte Resultat erwähnt.)
    Nun könnte Jennifer fortfahren: „Wir waren immer offen und ehrlich zueinander, aber es gibt da etwas, worüber ich schon lange mit dir reden will. Ich habe das bisher nicht getan, weil ich befürchtete, mich nicht richtig ausdrücken zu können, und du es deshalb falsch verstehen könntest. Aber jetzt möchte ich es dir sagen, denn dann kann ich es loslassen. Mehr brauchen wir nicht zu tun. In Ordnung? Und wenn ich dir alles gesagt habe, bleibe ich da, damit wir darüber reden können, wenn du das möchtest.
    Ich will diese Sache bereinigen, damit wir wieder so eng
    Zusammensein können wie früher.”

    Die Wahrheit äußern

    Nun ist es an der Zeit, die Wahrheit zu sagen. Die Freundschaft wurde vor allem dadurch belastet, daß Jennifer sich schuldig fühlte, weil sie auf Michelle neidisch war. Wenn wir Gefühle haben, die wir ungern in Worte fassen, sprechen wir uns selbst wegen dieser Empfindungen schuldig und sind bisweilen sogar böse auf den, der diese Gefühle in uns auslöst. Das führt leicht zu dem, was Jennifer machte: Sie versuchte, ihre Empfindung zu rechtfertigen. Aber wenn wir uns rechtfertigen, geben wir dem anderen das Gefühl, ihn anzugreifen. Deshalb ist es so wichtig, immer in der ersten Person Singular zu sprechen: „Ich
    empfinde…” und „ich meine…” etc.
    Wenn Jennifer gesagt hätte: „Es war immer schwer für mich, mit deinem Erfolg zurechtzukommen”, hätte sie nur über sich selbst gesprochen. Aber weil sie ihre Gefühle für falsch hielt und sie daher rechtfertigen wollte, fügte sie ihrer eigentlichen Gefühlsäußerung eine lange Diskussion über die riesigen
    Unterschiede in Einkommen und Erfolg hinzu. Ein Dritter hätte
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    so ihren Neid vielleicht besser verstehen können, aber für Michelle stellte das einen Angriff dar, insbesondere weil
    Jennifer auch noch detailliert ergänzte, was Michelle früher einmal gesagt und getan hatte. Sie fügte ihren Gefühlen Dinge hinzu, die sich wie eine Kritik anhörten. Das gehört allerdings in eine andere Kategorie und verlangt ein anderes Vorgehen. So sorgte Jennifer nur für Verwirrung, und Michelle fühlte sich attackiert.

    Rechtfertigen Sie Ihre Gefühle nicht
    Wenn man Ihre Gefühle anerkennen oder verstehen soll -

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