Ich muss dir etwas sagen
Aspekte, die man, noch bevor man spricht, auf jeden Fall bedenken sollte. Das bedeutet, die ganze
Angelegenheit zu planen.
Planung ist an und für sich kein Problem, wir planen
andauernd. Angenommen, sie wollten morgen nach der Arbeit
einen Flug nach London machen. Dann müssen Sie ein wenig
vorausplanen, beispielsweise Ihre Sachen am Vorabend packen und dazu wissen, was Sie mitnehmen wollen. Sie müssen Ihre Aufgaben im Büro abrunden, bevor Sie abreisen können. Sie
müssen rechtzeitig zum Flughafen fahren und dazu wissen, wie lange Sie in der Hauptverkehrszeit unterwegs sein werden.
Wenn Sie sich allerdings nicht gut vorbereiten, endet die Reise wahrscheinlich, bevor sie begonnen hat - in einer Sackgasse unüberwindlicher Hindernisse.
-212-
Weshalb also sollten Sie sich bei einer Wahrheit, die
möglicherweise Ihr Leben oder das eines anderen nachhaltig beeinflussen wird, anders verhalten und nicht planen?
Geheime Weisheit
Wir wissen alle, welch katastrophale Auswirkungen es haben kann, spontan mit der Wahrheit herauszuplatzen. Uns ist auch bewußt, daß Spontaneität kein Zeichen für Wahrheitsliebe ist, sondern vielmehr für Verantwortungslosigkeit. Wir haben
gelernt, daß die Wahrheit zu äußern ein Handwerk ist - und jeder Handwerker wünscht sich vor allem, seine Bemühungen
mögen von Erfolg gekrönt sein.
Dieses Kapitel kann etwas von der Weisheit geben, wie sich die Wahrheit meisterhaft äußern läßt. Dazu braucht man nur die richtigen Fragen zu stellen:
1.
Welche Wahrheit wollen Sie wirklich äußern?
Oft gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen den
Worten, die Ihnen vorschweben oder mit denen Sie sich
innerlich abmühen, und der Wahrheit, die Ihnen auf dem Herzen liegt. Zum Beispiel: Sie suchen nach den richtigen Worten, um Ihrer Verlobten zu sagen, daß Sie die Hochzeit aufschieben möchten, aber wenn Sie tief in Ihr Herz schauen, wird Ihnen bewußt, daß Sie eigentlich gar nicht heiraten wollen. Oder Sie entdecken, daß Sie Ihrer Verlobten sagen möchten, daß sie sich momentan außerordentlich nett verhält, Sie aber befürchten, sie könne später kaltherzig und manipulativ werden, und daß Sie wissen möchten, ob und was gegebenenfalls daran ist.
2.
Was möchten Sie mit der Äußerung Ihrer
Wahrheit erreichen?
Menschen sagen Dinge, und daraufhin geschieht etwas.
Wenn Sie sich äußern, werden sich gewisse Dinge ereignen.
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Wollen Sie, daß diese Dinge geschehen, oder wollen Sie eigentlich etwas anderes? Wenn Sie Ihrer Verlobten sagen,
daß Sie die Hochzeit aufschieben wollen, hoffen Sie dann,
daß sie mit Ihnen bricht? Ein Ereignis herbeizuführen, das Sie eigentlich gar nicht wollen, verwandelt Ihre Wahrheit effektiv in eine Lüge.
3.
Inwiefern ist diese Wahrheit mit Gefühlen
behaftet, die einer effektiven Äußerung im Wege stehen?
Zum Beispiel: Bestimmte Charaktereigenschaften Ihrer
Verlobten nerven Sie derart, daß Ihre Verärgerung die Art und Weise beeinflussen könnte, wie Sie sie um den gewünschten
Aufschub bitten.
4.
Welcher Aspekt der Situation - die betreffende
Person, Sie selbst, die betroffene Beziehung zueinander o.
ä. - ist Ihnen der wichtigste?
Die Hauptsache sollte den größten Einfluß auf das haben,
was Sie sagen wollen, und darauf, wie Sie es sagen. Zum
Beispiel: Wenn Sie über den Aufschub Ihrer Hochzeit
nachdenken, ist es Ihnen dann so wichtig, einen
möglicherweise schrecklichen Fehler zu vermeiden, daß Sie
es in Kauf nähmen, diesen liebenswerten Menschen niemals
zu heiraten? Oder ist es die Hauptsache, daß Sie Ihre Verlobte nicht verlieren, auch wenn das bedeuten sollte, daß Sie die Hochzeit doch nicht aufschieben? Oder gilt es vor allem
anderen, Ihren reichen, zukünftigen Schwiegervater nicht zu vergraulen, weil er zufälligerweise auch Ihr Chef ist? Oder geht es nur darum, daß Sie schon immer „kalte Füße
bekommen” haben, wenn es drauf ankommt, und daß Sie, was
Sie nicht wollten, dann meistens doch gemacht haben, so daß es eigentlich Unsinn wäre, jetzt ein Chaos zu schaffen, wenn Sie am Ende sowieso heiraten?
Es wäre schlicht verantwortungslos, die Wahrheit anhand dieser
-214-
Fragen nicht noch einmal zu überprüfen, denn Sie wollen
letztlich doch jene Wahrheit sagen, die der Wirklichkeit entspricht.
Janets Geschichte
Hier nun eine Geschichte, die noch einmal unterstreicht, wie wichtig es ist, sich diese vier Fragen zu stellen, bevor man sich äußert.
„Ich habe keine Lust mehr
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