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Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Foster
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auf Sex. Ich empfinde dir
    gegenüber keine sexuellen Gefühle mehr. Ich habe keinerlei sexuelle Gefühle mehr, Punktum.” Diese Worte lagen der
    49jährigen Janet auf den Lippen, die gerade in die Wechseljahre kam. Der Gedanke, es ihrem Mann zu erzählen, ängstigte sie: Wie würde er reagieren? Mit Wut? Abscheu? Depressionen? Ihr war klar, daß ihre Wahrheit früher oder später zu einer
    schmerzhaften Szene führen mußte, vielleicht schon bald,
    vielleicht auch irgendwann, wo sie es am wenigsten erwartete.
    Vielleicht würde es geschehen, wenn sie gerade ins Bett gingen, und er würde dann womöglich Sachen sagen, die ihr die ganze Zeit nicht mehr aus dem Kopf gingen und sie wachhielten - viele Nächte lang.
    Zugleich war Janet jedoch auch eine starke, selbstbewußte, erfolgreiche Frau, die nicht daran zweifelte, ein Recht auf ihre Gefühle und ein Recht darauf zu haben, daß ihr Körper auf seine eigene Weise die Wechseljahre hinter sich bringen konnte.
    Außerdem nahm sie das Recht für sich in Anspruch, ihrem
    Ehemann Gregory alles zu sagen, was ihr auf dem Herzen lag.
    Janet ging mit dem Problem um, wie es die meisten Menschen mit so einer „Bombe” tun: Statt innezuhalten und über ihre Bedürfnisse nachzudenken, sorgte sie sich lediglich, wie sie es ihrem Mann beibringen konnte. In ihrem Kopf spielte sie immer und immer wieder die gleiche Szene durch, in der sie sagte: „Ich habe keine Lust mehr auf Sex. Ich empfinde dir gegenüber keine
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    sexuellen Gefühle mehr. Ich habe keinerlei sexuelle Gefühle mehr, Punktum.” Und dann stellte sie sich die Reaktion
    Gregorys vor die schlimmste, die ihr im jeweiligen Moment in den Sinn kam.

    Wie man eine Katastrophe vorbereitet
    Auf eine verdrehte Weise führten Janets Sorgen dazu, daß sie böse auf Gregory wurde. Welches Recht hatte er denn
    eigentlich, dachte sie, es ihr so schwer zu machen, sich
    authentisch zu äußern und zu sagen, was sie sagen wollte?
    Bevor sie also überhaupt ein einziges Wort gesprochen hatte, war sie bereits böse auf ihren Mann. Es ist nicht schwer zu erraten: Hier braute sich ein Sturm zusammen. Die Angst,
    darüber zu reden, und die Wut darauf, diese Angst überhaupt zu haben, konnten zu nichts anderem führen, als daß Janet damit herausplatzte, und zwar im unpassendsten Augenblick und auf die schlimmste Art und Weise.
    Es geschah an einem Samstagmorgen, als beide im Bett lagen.
    Gregory, der eine angenehme Gewohnheit daraus gemacht hatte, drehte sich zu ihr hin und küßte sie. Dann begann er wie immer, ihren ganzen Körper zu küssen, aber Janet lag steif wie ein Brett neben ihm und rührte sich nicht. Schließlich fragte Gregory:
    „Was ist denn los?”
    „Du machst immer das gleiche”, meinte Janet und die Gefühle brachen aus ihr hervor. „Immer der gleiche, langweilige Sex.
    Was willst du nur von mir? Soll mich das etwa anmachen? Kein Wunder, daß ich nicht mehr an Sex interessiert bin. Ich
    empfinde dir gegenüber keine sexuellen Gefühle mehr. Ich habe überhaupt keine sexuellen Gefühle mehr. Was denkst du bloß, was du da mit mir machst?”
    So klang die Wahrheit schließlich, als sie sie äußerte. Gregory war platt. Er war völlig verwirrt. Er hörte nur ihre Kritik, daß er nämlich ein lausiger Liebhaber sei. Und irgendwie hatte er auch
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    gehört, daß sie überhaupt keinen Sex mehr mit ihm wolle. Er fühlte sich angegriffen, und das Element der Wahrheit darin - er war tatsächlich ein eher langweiliger Liebhaber - verletzte ihn sehr. Er wurde auch herb angegriffen. In ihrem Schmerz und ihrer Verwirrtheit ob ihrer Wechseljahre und der geringeren Lust hatte Janet nach einem Ausweg gesucht, und schließlich war Gregory derjenige, der ihr sexuelle Lust bereiten sollte. Ihre Enttäuschung über ihn war zwar nicht so groß wie die darüber, daß sie ihre Lust verlor, aber es fiel ihr bedeutend leichter, diese zu äußern.

    Es noch schlimmer machen
    Infolge seiner Verletztheit als attackierter Liebhaber konnte Gregory sich nun an nichts anderes mehr erinnern als an all die Gelegenheiten ihrer langjährigen Ehe, wo Janet unfair zu ihm gewesen war. Also griff er sie seinerseits wegen solchen
    Verhaltens an. Und je länger er über ihre Unfairneß nachdachte, desto wütender warf er ihr das alles vor, und es klang, als sei sie eine völlig unredliche Person, mit der man es unmöglich
    aushalten konnte.
    Wie kann man ihren Streit bis hierher zusammenfassen? Es
    war, als hätte Janet gesagt: „Ich habe keine

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