Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Foster
Vom Netzwerk:
ist Ihnen der wichtigste?

    Was man keinesfalls verlieren will, ist zugleich der wichtigste Aspekt. Hier lauern allerdings auch einige Schwierigkeiten: Man konzentriert sich so sehr auf das, was man sagen will, daß man die Hauptsache vergißt, oder aber man verliert die
    Hoffnung, zu bekommen, was einem so wichtig ist.
    Man kann sie aber immer im Auge behalten, denn es heißt nicht umsonst „die Hauptsache”. Alles andere ist zweitrangig -
    wirklich alles, einschließlich der Wahrheit. Wir haben das Thema bereits berührt bei der Frage, ob wir unsere Wahrheit überhaupt erzählen sollten. Die Wahrheit hat sicherlich einen sehr hohen Stellenwert, aber in der Gesamtheit menschlicher Belange dient sie einem höheren Zweck. Wichtiger als die
    Wahrheit ist es, zu tun, was für alle Beteiligten das beste ist. Die Wahrheit ist sozusagen ein Soldat für ein höheres Ziel, und wenn ihr Tod diesem Bestreben dient, dann ist es gut so.
    Damit Sie Ihrer Hauptsache näherkommen, dem, was Ihnen
    gegebenenfalls verlorengehen könnte, fragen Sie sich, was Sie am allermeisten schätzen. Was ist das Wertvollste in der Situation, in der Sie Ihre Wahrheit äußern werden? Das Leben ist unermeßlich wertvoll und die Liebe ebenso. Hoffnung ist
    -245-
    kostbar und eine gemeinsame Zukunft ebenso. Freundschaften gehen in die Brüche, weil man sich übereinander ärgert oder sich gegenseitig verletzt und dabei vergißt, daß das kostbare Band der Freundschaft wichtiger ist als der Streit und so leicht zerrissen wird.

    Andys Geschichte
    Andy und Fred waren seit zehn Jahren Freunde und gingen oft Golf spielen. Seit einiger Zeit hatte Andy das Gefühl, Fred sei ein Lügner. Es war nichts Großes, aber er bemerkte, daß Fred über Geschäfte sprach, die dann doch nicht zustande kamen, ihn aber als wichtigen Mann erscheinen ließen. Außerdem erzählte Fred gelegentlich, er kenne einige berühmte Leute, was jedoch eher zweifelhaft war. Fred sagte solche Dinge zwar nicht oft, aber es ärgerte Andy maßlos, und er beschloß, den Freund damit zu konfrontieren.
    „Sieh mal”, sagte er, „ich habe keine Ahnung, ob das Zeug, das du mir da erzählst, Schwachsinn ist oder nicht, aber es klingt auf jeden Fall so, und ich wünschte mir, daß du einfach damit aufhörst.” Andy hielt dies für die beste Art, mit der Sache umzugehen: ein klares Wort von Mann zu Mann.
    Aber Fred fühlte sich zutiefst beleidigt: „Ich bin kein Lügner!”
    Er brach die Freundschaft abrupt ab. Andy konnte nie in
    Erfahrung bringen, ob Fred nun gelogen hatte oder nicht,
    obwohl er Erkundigungen einholte.
    Andy hatte sich nicht gefragt, was hier die Hauptsache war.
    Hätte er das getan, wäre ihm sicher klargeworden, daß es gar nicht so einfach ist, gute Freunde zu finden, und daß es ihm im allgemeinen viel Spaß machte, mit Fred unterwegs zu sein.
    Freds „Lügen”, wenn es denn welche waren, wurden nur zur
    großen Sache, weil Andy sie dazu machte. Eigentlich spielten sie keine besondere Rolle, es war ja nicht so, daß Fred beim Golf mogelte. Erst später wurde Andy klar, daß er hätte warten
    -246-
    können, bis Fred das nächste Mal „log”, um dann einfach
    nachzuhaken - und das hätte er auch getan, wenn er sich bewußt gemacht hätte, wie wichtig ihm diese Freundschaft wirklich war.

    Prioritäten setzen
    Sich auf die Hauptsache zu konzentrieren, heißt allerdings nicht immer, sich auf Freundschaft zu konzentrieren. Manchmal ist ein bestimmtes Bedürfnis oder Ziel wesentlicher. Eine von Andys Mitarbeiterinnen in seiner kleinen Kanzlei verhielt sich immer wieder verantwortungslos. Einmal verlor sie die Papiere eines Klienten, ein andermal vergaß sie, eine wichtige Nachricht weiterzuleiten oder gab Unterlagen zu spät bei Gericht ab, und außerdem ließ sie öfter halbfertige Arbeit liegen. Andy
    kritisierte sie hin und wieder dafür, war dabei aber immer recht höflich, weil er nicht mit einer verärgerten Mitarbeiterin arbeiten wollte. Aber er vergaß, sich zu fragen, was die Hauptsache war -
    in diesem Fall das effektive Funktionieren seiner Kanzlei. Sein berufliches Überleben war wichtiger als die Beziehung zu einer Mitarbeiterin, die er nötigenfalls ersetzen konnte.
    Das wurde Andy allerdings rechtzeitig bewußt, und er
    schaltete um von Kritik auf schlechte Nachricht: „Entweder Sie verbessern ihre Leistung, oder ich muß Sie entlassen.” Andy war ganz überrascht, daß sich ihre Leistung tatsächlich bedeutend steigerte. Durch das Ultimatum kam die

Weitere Kostenlose Bücher