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Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Foster
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ist, daß die betreffende Person die Bitte erfüllt.
    Verkürzt könnte unser Arzt etwa folgendes sagen: „Frau
    Miller, ich muß Sie bitten, sich einer Operation zu unterziehen, die meiner Meinung nach wesentlich für ihre künftige
    Gesundheit und ihr Wohlergehen ist. Wäre meine Mutter in der gleichen Situation, würde ich auch ihr dazu raten. Sie brauchen eine Rückenoperation, um Ihre Schmerzen loszuwerden. Und
    ich sage ganz offen, daß diese Operation leider einige Risiken in sich birgt. In achtzig Prozent der Fälle ist sie sehr erfolgreich, aber in zwanzig Prozent der Fälle werden Nerven durchtrennt, so daß die Patienten den Rest ihres Lebens im Rollstuhl
    verbringen müssen. Ich weiß, wie schwer eine solche Nachricht für sie ist, und ich wünschte, die Chancen stünden besser. Aber ich möchte sie dennoch bitten, das Risiko zu akzeptieren und der Operation zuzustimmen, denn das ist Ihre beste Chance, von den Schmerzen befreit zu werden.”
    In diesem Fall waren die Bedürfnisse des Arztes
    professioneller Natur: Er wollte seiner Patientin das Beste geben. Aber auch wenn Ihre Bedürfnisse sehr viel persönlicher sind und weniger edel, sind sie dennoch real, und Sie können die schlechte Nachricht in eine Bitte einbetten, die Ihren
    Bedürfnissen entspricht.
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    3. Inwiefern ist diese Wahrheit mit Gefühlen behaftet, die einer effektiven Äußerung im Wege stehen?

    Sie haben gar keine Wahl. Wenn es Sie Mühe kostet, einer
    Person, die Ihnen wichtig ist, bestimmte Dinge zu sagen, ist das Thema mit unangenehmen Gefühlen behaftet. Angenommen,
    ein Assistent stünde Ihnen bei der Arbeit zur Seite. Er ist eigentlich ganz gut, aber in jüngster Zeit kommt er morgens immer ein wenig zu spät, und seine Mittagspausen werden auch immer länger. Zunächst ist das Problem eigentlich nicht groß genug und deshalb nicht erwähnenswert.
    Sie wollen nicht als pingelig gelten oder Ihr Image als jemand, der das große Ganze im Auge behält, zerstören. Ganz abgesehen davon fiele es Ihnen nach einer Kritik schwerer, selber am Freitagnachmittag ein wenig früher zu gehen, wenn Ihr Assistent noch einiges vom Schreibtisch räumen muß.
    Also sagen Sie nichts. Aber je länger Sie schweigen, desto ärgerlicher werden Sie. Und was das Ganze noch schlimmer
    macht, Ihnen stößt nun auch seine unbekümmerte Haltung auf, die man zwar bei einem hart arbeitenden Assistenten tolerieren würde, die einen aber bei jemandem, der andauernd zu spät
    kommt, wirklich verärgert.
    Während Sie sich überlegen, wie Sie die Sache mit Ihrem
    Assistenten klären können, sind Ihnen vielleicht die Gefühle gar nicht bewußt, die Sie schon längere Zeit mit sich
    herumschleppen. Erst als Sie mit ihm reden und sich über sein Zuspätkommen derartig aufregen, daß Sie einen Wutausbruch
    bekommen, werden Ihnen diese Gefühle bewußt, und Sie
    müssen sich natürlich bei ihm entschuldigen. Ihr Assistent wird nun wahrscheinlich davon ausgehen, daß Sie damit auch Ihre Kritik in der Sache selbst zurückziehen.
    Sie haben ein Chaos verursacht und rein gar nichts erreicht.
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    Und der Grund dafür lag in der Wut, die in keinerlei Beziehung mehr zu der Wahrheit stand, die Sie ihm sagen wollten. „Sie müssen ab jetzt vor neun Uhr erscheinen”, ist eine eindeutige Instruktion. „Sie müssen ab jetzt vor neun Uhr erscheinen, oder Sie können es ganz lassen”, ist - gelinde gesagt - eine eher verwirrende Aussage.

    Wie man emotionalen Ballast inspiziert

    Bevor man intensiv darüber nachdenkt, was man sagen will,
    sollte man seinen emotionalen Ballast inspizieren. Aber wie macht man das, ohne gleich einen Psychoanalytiker zu
    bemühen? Und was geschieht, nachdem man den Ballast
    inspiziert hat?
    Der einfachste und beste Ansatzpunkt lautet: Gehen Sie davon aus, daß Sie im Grunde ärgerlich sind. Das ist schon alles.
    Wie kompliziert die Gefühle und wie unzugänglich die Gründe auch sein mögen, betrachten Sie Emotionen, die die Wahrheit belasten und Sie behindern, am einfachsten als Verärgerung.
    Halten Sie sich zunächst daran, daß Sie sich über die Wahrheit ärgern, die Sie sagen müssen - sein Zuspätkommen hat Ihnen einen Haufen Ärger gemacht. Und nehmen Sie getrost an, daß Sie böse auf ihn sind, weil er es Ihnen schwermacht, die
    Wahrheit zu sagen - er kreidet es Ihnen offensichtlich an, daß Sie seine Verspätungen zu einer Staatsaffäre erheben. Das heißt nicht, daß Sie keine anderen Gefühle haben. Doch ohne
    tiefschürfende

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