Ich muss Sie küssen, Miss Dove
sehr."
„Das ist nicht so wichtig. Ich meine, es ist immer schmerzlich, Geld zu verlieren, das weißt du. Aber ich möchte, dass du tust, was du tun möchtest und was dich glücklich macht. Ich freue mich, dass du es einmal mit einem Roman versuchen willst, wirklich. Ich verspreche dir auch, ich werde ihn schonend überarbeiten, wenn ich ihn herausgebe."
Sie holte tief Luft. „Ich werde ihn nicht für dich schreiben, Harry."
Er starrte sie verständnislos an und runzelte die Stirn. Er wollte etwas erwidern, aber es gelang ihr, ihm zuvorzukommen.
„Ich kann nicht mehr für dich arbeiten, weil es zu schmerzhaft, für mich wäre. Ich habe mich nämlich in dich verliebt." Über seinen vollkommen verblüfften Gesichtsausdruck musste sie lächeln. „Ist es denn wirklich so abwegig, sich in dich zu verlieben?", fragte sie zärtlich. „Es erschien mir unausweichlich. Sogar damals schon, als ich gerade anfing, für dich tätig zu werden, dachte ich ..." Sie verstummte und legte die Hand auf ihren Bauch. „Da habe ich gefühlt , dass es so kommen würde. Als ich noch deine Sekretärin war, hast du einmal bemerkt, es gäbe da eine trennende Wand zwischen uns, und du hattest recht. Ich habe sie selbst errichtet, eine Mauer aus Schicklichkeit, Missbilligung und Distanziertheit, weil ich genau wusste, ohne diese Mauer würde ich mich in dich verlieben, und du würdest mir das Herz brechen. Jedes Mal, wenn wieder eine neue Frau in dein Leben trat oder wenn ich einen deiner Leitartikel las, in denen du die Ehe verdammtest, redete ich mir all die guten Gründe ein, warum eine vernünftige Frau sich niemals in dich verlieben könnte."
„Emma, ich habe dir doch schon mehrmals versichert, dass du für mich nicht wie diese anderen Frauen bist ..."
„Bitte, Harry, unterbrich mich nicht. Es ist schon schwer genug, die Wahrheit zu sagen, und ich muss die Wahrheit sagen, weil du mich das gelehrt hast. Zu sagen, was ich wirklich glaube, zu tun, was ich wirklich will, und zu verstehen, was ich wirklich empfinde. Das ist das größte Geschenk, das ich jemals bekommen habe. Wie du inzwischen weißt, denke ich, dass du dich besser aufs Schenken verstehst als du glaubst." Sie merkte selbst, dass ihre Stimme brüchig wurde, und sie wusste, sie musste das jetzt schnell hinter sich bringen, ehe sie sich erniedrigte und vor ihm zusammenbrach. „Und deswegen muss jetzt Schluss sein.
„Schluss?" Er trat einen Schritt auf sie zu. „Wovon um alles in der Welt redest du?"
„Ich muss unsere Affäre beenden, Harry. Ich kann nicht damit leben, ständig meine Freunde zu belügen oder zu merken, wie deine Freunde mich ansehen und hämisch das Gesicht verziehen."
„Weston hat das nicht getan, Emma."
„Aber andere werden das tun. Und dann ist da auch noch deine Verwandtschaft. Ich kann dieses Wochenende nicht zu deiner Familie fahren und mit deiner Schwester Pläne für ihre Hochzeit schmieden. Ich kann nicht mit deiner Mutter und deiner Großmutter an einem Tisch sitzen, während ich die ganze Zeit daran denken muss, dass ich deine heimliche Geliebte bin und die Wochenenden über mit dir in Sünde lebe."
„An dem, was zwischen uns geschieht, ist nichts Sündhaftes, Emma! Und es ist mir vollkommen gleichgültig, was alle Welt davon hält."
„Aber mir nicht", gab sie sanft zurück, und als er zusammenzuckte, empfand sie einen Stich im Herzen. „Und das ist der Unterschied zwischen uns. Unsere Affäre war himmlisch und wunderschön, und ich werde die Erinnerung daran für immer wie einen Schatz in meinem Herzen bewahren. Ich bereue nichts und ich schäme mich für nichts. Aber ich muss sie jetzt beenden, solange sie noch wunderschön ist, damit ich nicht irgendwann anfange, mehr von deiner Zeit zu verlangen oder zu erwarten, dass du mich heiratest. Damit haben sie dich nämlich alle abgeschreckt, all diese Frauen, wenn sie anfingen, sich an dich zu klammern. Ich möchte nicht eine von ihnen sein." Sie konnte sein Gesicht kaum noch erkennen, weil Tränen in ihren Augen schwammen. Sie musste gehen, und zwar sofort.
„Emma, warte." Er schlang den Arm um ihre Taille und zog sie wieder an sich. „Tu das nicht", sagte er. „Tu uns das nicht an."
Sie schloss die Augen und unterdrückte den Schmerz. „Es gibt kein ,uns'", erwiderte sie erstickt. „Und das kann es auch nie geben. Nicht ohne eine rechtmäßige Ehe."
Sie kämpfte verzweifelt darum, die Fassung zu bewahren, wenigstens nur noch so lange, wie sie brauchte, aus seinen Armen,
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