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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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Glück. Im selben Moment kam der unerträgliche Schmerz zurück.
    Schnell schaute sie woanders hin und verspürte das dringende Bedürfnis, aus dem Zimmer zu fliehen. Vielleicht hätte sie es sogar getan, wenn Harrys große, breitschultrige Gestalt nicht den ganzen Türrahmen ausgefüllt hätte.
    „Guten Tag, meine Damen", sagte er jetzt, und wieder wurde ein leises, wohlwollendes Raunen laut. „Mrs. Morris, wie reizend, Sie wiederzusehen! Die Bluse passt ganz vorzüglich zu Ihrer Haarfarbe. Tee? 0 ja, das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich trinke gern eine Tasse."
    Warum? Warum ist er bloß hergekommen?, fragte Emma sich voller Verzweiflung, als man um sie herum anfing, sich gegenseitig vorzustellen.
    „Miss Bosworth. Miss Martingale. Miss Cole. Ach, Mrs. Inkberry! Es ist mir ein Vergnügen, Sie hier anzutreffen, wie geht es Ihnen? Ihr Mann besitzt wirklich die beste Buchhandlung in ganz London."
    Emma schloss die Augen. Er war hier, weil er versuchen wollte, sie mit seinem Charme wieder umzustimmen. Angst stieg in ihr auf, denn wenn es ihm gelingen sollte, mit ihr allein zu sein, und er wieder anfing ihr zu erzählen, wie er sie ausziehen würde, dann wäre sie rettungslos verloren.
    Wie zerbrechlich ihre Überzeugungen doch waren, wenn nur eine Berührung, ein Kuss ausreichte, um ihren Stolz und ihre Selbstachtung zunichte zu machen. Und wieder wäre sie seine Geliebte, sogar aus freiem Willen, und würde diese süßen, sinnlichen Wonnen mit ihm erleben. Heimlich. Bis es vorbei war und sie ein Collier und eine Karte erhielt.
    Emma spürte, dass Tee auf ihre Finger spritzte, und merkte erst jetzt, wie sie zitterte. Sie schloss die Finger fester um den Henkel der Tasse, so fest, dass das hauchdünne Porzellan nur wie durch ein Wunder nicht zerbrach.
    Harrys Hände erschienen in ihrem Blickfeld. „Sie haben Ihren Tee verschüttet, Miss Dove", sagte er so sanft, dass sie es kaum ertragen konnte.
    Sie sah, wie er eine Hand schützend über die Tasse hielt, mit der anderen griff er nach dem Unterteller. Er schien ihr die Tasse abnehmen zu wollen, und Emma zwang sich, ihren Griff ein wenig zu lockern. Als Harry das Geschirr an sich gebracht hatte, entfernte er sich wieder von Emma, bis sie ihn mit ihren niedergeschlagenen Lidern nicht mehr sehen konnte. Doch dann hörte sie ihn und blickte auf.
    „Meine Damen, ich bin nur ein Mann, und als solcher gestehe ich, nicht allzu sehr in den Fragen der Etikette bewandert zu sein." Er stellte Tasse und Unterteller auf den Tisch, dann zog er ein Taschentuch hervor, beugte sich über Emma und nahm zu ihrer grenzenlosen Überraschung ihre Hand. Die anderen Damen hielten einhellig entrüstet den Atem an, als er anfing, den verschütteten Tee von Emmas Fingern zu tupfen. „In Anbetracht meiner Unwissenheit diesbezüglich ist es ein glücklicher Umstand, dass so viele Vertreterinnen des schönen Geschlechts anwesend sind", fuhr er unvorstellbar gelassen fort, als spräche er über das Wetter, als wäre es das Natürlichste auf der Welt, Emmas bloße Hände auf diese Weise zu berühren.
    „Mylord", flüsterte sie, sah sich panikerfüllt um und entdeckte lauter schockierte Gesichter. „Harry, hör auf!"
    Seine Stimme übertönte ihr fieberhaftes Flüstern. „Meine Damen, ich möchte, dass Sie mich bezüglich einer ganz bestimmten Frage erhellen." Er hielt ihre Hand fest, als Emma sie ihm zu entziehen versuchte. „Wenn ein Gentleman einer Dame einen Heiratsantrag zu machen wünscht, sollte er dann vor ihr knien?" Ohne die Antwort abzuwarten, kniete er sich vor Emma. Sie starrte in seine wunderschönen meerblauen Augen und hatte schreckliche Angst, sich verhört zu haben. Aber er sah nicht so aus, als neckte er sie. Da war auch kein umwerfendes Lächeln. Er wirkte vollkommen ernst, beinahe feierlich. „Gib mir einen Rat, Emma." Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie. „Wie macht ein Mann der Frau, die er liebt, einen Heiratsantrag?"
    Diverse verträumte Seufzer und ein äußerst undamenhafter Laut ertönten, eine Art ersticktes Aufschluchzen. Letzteres stammte von ihr selbst, wie Emma befürchtete.
    Plötzlich erhoben sich alle Damen wie auf ein unsichtbares Kommando hin. Tuschelnd und leise kichernd verließen sie den Salon. Harry blickte auf und wartete, bis alle gegangen waren und die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, dann wandte er sich wieder Emma zu. „Ich möchte dieses Mal alles richtig machen, noch einmal ganz von vorn anfangen und ganz formvollendet

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