Ich muss Sie küssen, Miss Dove
er an und widmete seine Aufmerksamkeit wieder den anderen beiden Männern.
Tremayne sprach zuerst „Mylord, ich muss die Abendausgabe zusammenstellen und bis drei Uhr druckfertig machen. Ohne den Plan geht das nicht."
Harry rieb sich über das Gesicht und versuchte eine Lösung zu finden. „Vielleicht ist er irgendwo in Miss Doves Schreibtisch. Sehen Sie doch mal in den Schubladen nach."
„Was ist mit meinem Bücherplan?", fragte Finch. „Wenn sich irgendein Autor mit der Abgabe verspätet — was ja immer der Fall ist, wie man weiß —, muss ich darüber natürlich Bescheid wissen."
„Ja, ja, aber brauchen Sie die Informationen unbedingt heute? Kann das nicht warten?”
Finch setzte zu einer langatmigen Erklärung an, warum er den Plan auf jeden Fall heute noch benötigte. Mitten in seinem Vortrag ging die Tür erneut auf und Diana betrat das Büro.
„Harry, wir warten jetzt schon eine Ewigkeit in der Kutsche. Warum um Himmels willen dauert das so lange?"
„Er ist nicht da", verkündete Tremayne und schob die unterste Schreibtischschublade wieder zu. „Ich habe wirklich überall nachgesehen."
„Mylord, ich soll mich in einer Viertelstunde mit der Belegschaft der Bücherredaktion treffen!", meldete Finch sich wieder zu Wort.
„Harry, Edmunds Yacht legt um elf ab! Wenn du dich nicht beeilst, verpassen wir das Fest!"
„Mylord, ich brauche Miss Doves Ablaufplan." Tremayne kam um den Schreibtisch herum. „Ohne ihn kann ich nicht ... "
„Genug!", rief Harry, um alle zum Schweigen zu bringen. Zuerst befasste er sich mit Tremayne. „Es hat Zeiten gegeben, da haben wir unsere Zeitungen auch ohne Miss Dove pünktlich herausgebracht. Ich bin sicher, wir schaffen das auch jetzt. Gehen Sie wieder nach unten in die Nachrichtenredaktion und finden Sie einen Weg, die Abendausgabe rechtzeitig zum Druck zu bringen — wie, das ist mir gleich." Er wandte sich an den anderen Mann. „Mr. Finch, Sie brauchen den aktualisierten Plan heute nicht, also gehen Sie nach unten und vertagen Sie Ihre Besprechung. Und Sie beide suchen jemanden, der klären kann, wo Miss Dove steckt."
„Miss Dove ist nicht da?", fragte seine Schwester, nachdem die beiden Männer gegangen waren.
„Es sieht ganz so aus."
„Das ist aber sehr seltsam. So etwas sieht ihr gar nicht ähnlich, nicht wahr? Ich hoffe, ihr ist nichts zugestoßen. Hat sie keine Nachricht hinterlassen, dass sie heute nicht zur Arbeit kommt?"
„Nein. Zumindest ..." Harry verstummte, weil ihm der Umschlag auf seinem Schreibtisch eingefallen war. „Nun, vielleicht doch."
Er kehrte in sein Büro zurück, nahm das Kuvert vom Tisch und erbrach das Wachssiegel. Dann las er die Zeilen, die Miss Dove ihm geschrieben hatte. Die Botschaft war klar, präzise und vollkommen unvorstellbar. „Was zum ..." Harry las die Mitteilung noch einmal, aber der Inhalt der fünf ordentlich getippten Zeilen war unmissverständlich. Darunter hatte sie säuberlich mit Tinte unterzeichnet.
„Was ist?"
Er hob den Kopf und sah Diana in der offenen Tür stehen. „Sie hat gekündigt", berichtete er. Er konnte es einfach nicht glauben. „Miss Dove hat gekündigt."
„Wirklich? Darf ich mal?" Diana kam zu ihm, nahm ihm das Schreiben ab und las es. Dann blickte sie ihn an, und Harry stellte verwirrt fest, dass sie lächelte. „Du wirkst schockiert, lieber Bruder."
„Natürlich bin ich schockiert. Sollte ich es nicht sein?"
„Nun, Harry, ich will dich nicht kritisieren, aber ich würde nicht für dich arbeiten wollen."
„Miss Dove hat sich nie beklagt."
„Und doch war sie wohl so unglücklich, dass sie gekündigt hat."
„Was hat ihr Glück mit dem allen zu tun? Ich bezahle sie doch nicht dafür, glücklich zu sein." Er nahm Diana das Papier wieder weg. „Ursprünglich hat sie sich hier als Schreibkraft beworben. In dem ich Miss Dove eine Anstellung als meine Sekretärin gab, habe ich ihr einen großen Gefallen getan. Ich habe eine Frau eingestellt, noch dazu eine ohne jede Berufserfahrung als Sekretärin. Sie erhält ein weitaus höheres Gehalt, als sie anderswo jemals verdienen könnte. Sie kann in ihrer Freizeit glücklich sein."
„Du hast sie nur eingestellt, um deine Theorie im Oberhaus zu untermauern", erinnerte Diana ihn. „Weißt du noch? Es ging darum, dass es in unserer Gesellschaft einen Frauenüberschuss gibt. Du hast die radikale Idee vorgestellt, dass es meinen Geschlechtsgenossinnen erlaubt sein sollte, ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, damit Männer
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