Ich muss Sie küssen, Miss Dove
verbergen. Vielleicht hatte sie ihn nicht richtig verstanden? „Aber Sie verabscheuen doch das, was ich schreibe!"
„ Verabscheuen ist etwas übertrieben ausgedrückt."
„Sie nannten es lächerlich." Emma verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn empört an. „Sie sagten, es wäre nicht gut."
„Ganz so habe ich das nicht gesagt."
„Lassen wir doch die Haarspaltereien. Sie glauben das jedenfalls."
Er widersprach ihr nicht, sah sie aber neugierig an. „Ist es Ihnen so wichtig, was ich glaube?"
„Als ich noch für Sie gearbeitet habe, war es das. Ich hatte großen Respekt vor Ihrem Urteilsvermögen. Ich habe Ihnen meine Manuskripte anvertraut, die mir sehr am Herzen lagen, und hoffte, Sie würden sie eines Tages für wert halten, veröffentlicht zu werden. Trotzdem gaben Sie sich nicht einmal die Mühe, sie zu lesen, geschweige denn, sie gerecht zu beurteilen."
„Ich habe ein paar davon gelesen, aber darüber möchte ich mich jetzt nicht noch einmal auslassen. Auch werde ich mich nicht für die Meinung rechtfertigen, die ich mir darüber gebildet habe." Er verstummte und betrachtete Emma eine Weile, ehe er weitersprach. „Miss Dove", sagte er, und beugte sich ein Stück vor, „ich habe Ihre Arbeiten abgelehnt, weil ich mir wirklich nicht vorstellen konnte, dass die Öffentlichkeit sich für so etwas interessiert. Es ist jedoch ganz offensichtlich, dass ich mich in dieser Hinsicht geirrt habe. Ich war nicht fähig, Ihre Arbeiten vorurteilsfrei zu beurteilen."
„Weil Sie selbst so etwas nicht gern lesen, konnten Sie nicht nachvollziehen, dass andere Leute Freude daran haben könnten."
„So ist es. Sie haben mich engstirnig genannt, und mir ist klar geworden, dass das zumindest in Bezug auf Ihre Arbeit ein berechtigter Vorwurf war."
Das schien Emma ein wenig zu besänftigen. „Und jetzt wollen Sie die Kolumne weiter herausgeben?"
„Ja." Er hob die Hände. „Ich gestehe ganz offen, dass ich immer noch nicht verstehe, was so Faszinierendes daran ist, darüber zu lesen, wie man eine Wohnung einrichtet oder die Speisenfolge für ein Hochzeitsfrühstück plant." Er ließ die Hände wieder sinken und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Aber in Anbetracht Ihres Erfolgs wäre es dumm abzustreiten, dass eine solche Faszination tatsächlich vorhanden ist, und noch dümmer, das nicht auszunutzen. Sie haben eine Marktlücke entdeckt, Miss Dove, die ich nicht gesehen habe. Wo Nachfrage herrscht, besteht auch immer die Möglichkeit, Geld zu verdienen. Mir müssen Ihre Texte nicht gefallen, wenn ich sie veröffentlichen will."
„Sie meinen, jetzt, da ich bewiesen habe, dass ich Geld verdienen kann, möchten Sie ebenfalls einen Profit aus dem ziehen, was Sie vorher abgelehnt und worüber Sie sich lustig gemacht haben?" Emma stand auf. „Nein. Ich werde meine Kolumne einem anderen Verleger anbieten, der meine Arbeit respektiert und zu schätzen weiß."
Sie erwartete fast, dass er zu lachen anfangen würde, aber das tat er nicht. „Es steht Ihnen natürlich frei, sich an einen anderen Verlag zu wenden", erklärte er und erhob sich ebenfalls. „Sollten Sie sich dafür entscheiden, kann ich Sie nicht daran hindern. Es ist nur bedauerlich", fügte er hinzu, als sie sich zum Gehen wenden wollte. „Wenn Sie uns verlassen, werde ich Ihre Kolumne nicht zu einer ganz eigenen Sparte ausweiten können."
Sie erstarrte und drehte sich langsam wieder zu ihm um. „Wie bitte?"
„Ich hatte mir gedacht, einen größeren Bereich der Gazette ganz den Themen Etikette und Stil zu widmen.” Er schüttelte den Kopf. „Zu schade, es wäre eine großartige Gelegenheit gewesen, aus der nun leider nichts wird."
Sie runzelte die Stirn und sah ihn prüfend an, ob sein Angebot eine List von ihm war, aber sie konnte kein Anzeichen davon erkennen. „Meinen Sie das wirklich ernst?"
„Ich sagte Ihnen bereits, in geschäftlichen Dingen bin ich immer ernst. "
Emma schluckte und setzte sich wieder hin. „Und wie stellen Sie sich das genau vor?"
„Da richte ich mich ganz nach Ihnen. Etikette, Einkaufstipps, Kochrezepte, hübsche Ideen wie rosa Flamingos und solche Dinge. Sie könnten frei darüber entscheiden, denn Sie allein wären für den Inhalt verantwortlich. Sie könnten Interviews bringen, Ratschläge erteilen, Leserfragen beantworten — Hauptsache, es interessiert die Leserschaft. Das ist alles, was ich verlange."
Emma war plötzlich so aufgeregt, dass es ihr fast den Atem verschlug.
„Ich weiß, dass
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