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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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nächste Ausgabe."
    Sie hielt ihm das Kuvert hin und rechnete fest damit, dass Marlowe es nicht annehmen würde. Stumm forderte sie ihn mit Blicken heraus, ihr zu sagen, dass ihre lächerliche kleine Kolumne aus der Zeitung gestrichen werden würde, und dass Emma jetzt arbeitslos war.
    Das machte ihr nichts aus. Sie würde ohnehin nicht für Marlowe schreiben, und wenn er der einzige Verleger auf der Welt gewesen wäre. Außerdem hatte sie in den letzten beiden Monaten so viel Erfolg gehabt, dass sie mit Sicherheit einen anderen Verleger finden würde, der sie einstellte.
    Gestärkt durch dieses Wissen, brachte sie es sogar fertig, mit einer gewissen Heiterkeit zu sprechen. „Sie wollen sie nicht? Aber natürlich, was habe ich denn gedacht? Selbstverständlich wollen Sie die Kolumne nicht. Es geht darin nur um Tischgeschirr, Kuchengabeln, Fischbestecke und solche Dinge. Tödlich langweilig. Wer will so etwas schon lesen?"
    Sie war gerade im Begriff, den Umschlag wieder einzustecken, da streckte Marlowe zu ihrer Überraschung die Hand danach aus. Sie gab ihn ihm und er legte ihn auf den Schreibtisch, dann zeigte er wieder auf den Stuhl. „Miss Dove, ich hätte es gern bequem, wenn wir uns unterhalten, aber da ich ein Gentleman bin, darf ich mich erst setzen, wenn Sie Platz genommen haben. Die Etikette, Sie verstehen."
    Sie zog die Brauen in einer Art hoch, die verriet, wie viel sie von seinen Kenntnissen in solchen Dingen hielt.
    „Ich habe wirklich eine Ahnung von guten Manieren." Lachfältchen bildeten sich in den Winkeln seiner tiefblauen Augen, und er lächelte kleinlaut. „Auch wenn ich, wie man mir kürzlich vorgehalten hat, sie nicht so oft einsetze, wie ich sollte."
    Emma rief sich in Erinnerung, dass dieser selbstironische Charme eines seiner größten Talente war, und sie lächelte nicht zurück. Stattdessen atmete sie tief durch und beschloss, nicht erst abzuwarten, bis sich das Fallbeil über sie senkte. Sie nahm auf dem angebotenen Stuhl Platz und ergriff die Initiative. „Mylord, ich kenne Ihre Einschätzung dessen, was Barringer in der Vergangenheit veröffentlicht hat. Darüber haben Sie sich mir gegenüber ganz klar ausgedrückt. Angesichts dieser Tatsache haben Sie gewiss vor, der Social Gazette ein ganz neues, frisches Gesicht zu verleihen."
    „Das ist richtig, aber ..."
    Sie fiel ihm hastig ins Wort. „Und daher ist es ganz offensichtlich, dass für das lächerliche, unbedeutende Zeug, das ich schreibe, kein Platz in Ihren Überlegungen sein kann."
    „Ganz im Geg..."
    „Falls Sie nur noch diese Kolumne hier veröffentlichen, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie meine Bezahlung dafür veranlassen könnten. Danach werden Sie mich nie wieder sehen, nichts mehr von mir lesen und sich auch keine Vorwürfe wegen Ihrer Manieren anhören müssen." Sie wollte aufstehen, doch seine belustigte Stimme ließ sie innehalten.
    „Miss Dove, ich habe eben zugegeben, dass ich bisweilen nicht sonderlich auf meine Manieren achte, dennoch kenne ich ein paar Regeln des Anstands. Zum Beispiel glaube ich, dass es ein Verstoß gegen die Etikette ist, jemanden zu unterbrechen, nicht wahr?"
    Emma merkte, wie ihr die Schamesröte in die Wangen schoss. „Es war mir nicht bewusst, dass ich das getan habe. Ich bitte um Verzeihung", erwiderte sie so würdevoll wie möglich.
    „Entschuldigung angenommen." Seine Stimme klang ernsthaft, trotzdem zuckten seine Mundwinkel verdächtig, woraufhin Emma sich unwillkürlich straffte.
    Er musste das bemerkt haben, denn sofort wurde sein Verhalten ganz nüchtern. „Ich habe nicht über Sie gelacht. Nun, vielleicht ein ganz klein wenig", räumte er ein. „Es ist nur so, dass Sie diese Angelegenheiten der Etikette immer so furchtbar genau nehmen."
    „Und Sie nicht, wie wir beide wissen."
    „Das Einzige, was ich genau nehme, ist das Geschäft, und selbst das sollte Spaß machen, sonst taugt es nichts." Er zog eine Ausgabe der Gazette aus der Schreibtischschublade und schlug sie auf der Seite drei auf, wo Emmas Kolumne zu finden war. „Ich bewundere Ihren Scharfsinn, was meine Pläne betrifft. Ich habe in der Tat einige Veränderungen vor. Umwälzende sogar."
    Emma wollte es hinter sich bringen. „Wenn Sie meine Kolumne streichen wollen, dann sagen Sie es doch bitte einfach."
    „Ich habe nicht die Absicht, sie zu streichen."
    „Sie wollen sie beibehalten?" Eine Dame durfte sich eigentlich niemals Überraschung anmerken lassen, aber es gelang Emma nicht, ihr Erstaunen zu

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