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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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Barringer Ihre Identität geheim gehalten hat", fuhr er fort, „und obwohl ich den Mann äußerst ungern für etwas lobe, in diesem Fall gebe ich ihm Recht. Ihre Glaubwürdigkeit könnte Schaden nehmen, wenn die Leute über Ihren Hintergrund Bescheid wüssten. Außerdem erhöht Geheimhaltung Ihren Reiz."
    Emma antwortete nicht. In ihrem Kopf überschlugen sich bereits die Ideen, sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    „Ehe Sie sich entscheiden, Miss Dove, muss ich Sie gerechterweise vorwarnen, dass ich plane, mich stark bei diesem Projekt zu engagieren, wie bei allen neuen Unternehmungen. Weil ich noch andere Bereiche der Gazette ändern werde, um ihren Stil moderner und frischer zu gestalten, und weil ich Barringer gerade einen enormen Preis für diese Zeitung gezahlt habe, werde ich in Zukunft den Inhalt des ganzen Blattes beaufsichtigen, einschließlich Ihrer Sparte. Sie unterstehen mir direkt, und ich persönlich gebe das heraus, was Sie schreiben."
    Emmas Hochgefühl erlitt einen Dämpfer bei diesen Worten, und ihre Vernunft meldete sich zurück. „Das wird niemals funktionieren", meinte sie.
    „Warum nicht?"
    „Weil ich Sie nicht mag." Schon im selben Moment schlug sie die Hand vor den Mund, entsetzt über ihr mangelndes Taktgefühl. Tante Lydia wäre schockiert gewesen.
    Aber zu Emmas Erstaunen fing Marlowe zu lachen an. „Mir graut bei dem Gedanken, wie wenig Geld ich verdienen würde, wenn ich nur mit Leuten Geschäfte machen müsste, die mich mögen, Miss Dove."
    Sie ließ die Hand sinken. „Das war sehr unhöflich, bitte verzeihen Sie mir. Das hätte ich nicht sagen dürfen."
    „Aber Sie meinten es so." Er wurde wieder ernst, neigte den Kopf zur Seite und betrachtete sie nachdenklich.
    Emma rutschte vor Unbehagen auf ihrem Stuhl hin und her. Was sollte sie bloß tun? Aber wahrscheinlich war sie ohnehin schon viel zu forsch gewesen.
    „Abgesehen von den Reibereien zwischen uns in letzter Zeit, habe ich eigentlich immer gedacht, wir kämen ganz gut miteinander aus", murmelte er. „Habe ich mich da geirrt?"
    Sie seufzte. Der Schaden war bereits angerichtet, nun kam es auch nicht mehr darauf an. „Nein", erwiderte sie. „Aber wir kamen so gut miteinander aus, weil ich nie etwas hinterfragt habe. Ich war Ihre Sekretärin und wurde dafür bezahlt, Ihre Anordnungen auszuführen. Meine Pflichten hatten nichts mit meiner persönlichen Meinung über Sie zu tun, oder über die Art, wie Sie Ihr Leben gestalten. Meine Meinung offen zu äußern wäre eine unverzeihliche Unverfrorenheit gewesen."
    „Sie scheinen keine Schwierigkeiten zu haben, sie jetzt offen zu äußern." Er lachte erneut, aber dieses Mal klang es nicht ganz echt. „Ich weiß, es gibt Männer, mit denen ich Geschäfte gemacht habe, die mich nicht sonderlich gut leiden können, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass Sie eine Abneigung gegen mich haben."
    Emma hatte es selbst nicht gewusst, ehe die Worte aus ihr herausgesprudelt waren. „Es ist wohl keine Abneigung, sondern wahrscheinlich eher ein Mangel an Gemeinsamkeiten", versuchte sie zu erklären, was sie selbst nicht verstand.
    „Opfern Sie Ihre ehrliche Meinung nicht um der Höflichkeit willen."
    „Das mache ich nicht. Es ist nur so, dass wir sehr verschieden sind, Sie und ich, und die Dinge aus völlig unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Sie halten das, was ich schreibe, für lächerlich und überflüssig, aber das liegt teilweise daran, dass Sie Aristokrat sind. Adelige können unhöflich sein, und keiner schert sich darum. Adelige können sich Gesetze zurechtbiegen und sie manchmal sogar brechen. Menschen in meiner Gesellschaftsschicht wagen es nicht, sich so zu benehmen, und das gilt besonders für Frauen. Als ich noch ein Kind war, hatte ich einen sehr strengen Vater. Er war ein Armeesergeant im Ruhestand, und ich hatte ..." Sie verstummte, weil sie spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte.
    „Was hatten Sie?", beharrte Harry, als sie schwieg.
    Es fiel ihr schwer, mit jemandem über persönliche Dinge zu sprechen, vor allem über das Leben mit ihrem Vater, aber sie schuldete Marlowe eine Erklärung für ihre Meinung. Das war nur recht und billig. Sie zwang sich, weiter zu reden. „Ich hatte das, was Sie zweifellos als eine ziemlich ... harte Kindheit erachten würden. Im Haushalt meines Vaters gab es keine Scherze oder ähnlichen Unsinn. Deshalb wirken Sie auf mich aalglatt, dreist und unaufrichtig. Für Sie scheint alles wie ein Spiel zu sein, deswegen

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