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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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mein Geschäftsverstand, das Sie an mir mögen, Emmaline."
    „Ich habe Ihnen nicht gestattet, mich beim Vornamen zu nennen! Außerdem", fügte sie hinzu, „verabscheue ich den Namen Emmaline. Wenn Sie mich so rufen, erreichen Sie gar nichts."
    „Also gut. Soll ich Sie stattdessen lieber mit Emma anreden? Werden Sie so von Ihren Freunden genannt?"
    „Ja, wenn Sie es unbedingt wissen wollen. Ich begreife nur nicht, warum Sie immer wieder das Wort Freundschaft benutzen. Wir können unmöglich Freunde sein."
    „Warum?"
    Sie rümpfte die Nase. „Wie meine Tante Lydia zu sagen pflegte, kann ein Gentleman einer Frau niemals ein vertrauenswürdiger Freund sein."
    Harry lachte leise. „Eine kluge Frau, Ihre Tante."
    Er streckte seine langen Beine neben ihren aus, so nah, dass er sie beinahe berührte. Das überschritt die Grenzen der Schicklichkeit. Emma wollte ihn gerade darauf hinweisen, als sein Knie das ihre streifte, und es ihr plötzlich die Sprache verschlug.
    „Sie haben mir immer noch nicht verraten, was Ihnen an mir gefällt", stellte er fest und beugte sich so weit vor, dass sie den männlichen Duft nach Sandelholzseife, der von ihm ausging, wahrnehmen und den dunkelblauen Ring um die Iris seiner Augen erkennen konnte. Er legte eine Hand zwischen ihrem Bein und seinem auf den Rasen und stützte sich darauf. Sein Handgelenk streifte ihren Oberschenkel. „Kommen Sie schon, Emma", versuchte er sie zu überreden, „schmeicheln Sie mir ein wenig."
    Wärme durchströmte sie, und Emma glaubte, rot zu werden. Sie befürchtete, dass sie diejenige war, der hier geschmeichelt wurde, und die Art, wie er sie dabei ansah, brachte sie zum Schmelzen. Überdeutlich war sie sich seiner Hand neben ihrem Bein bewusst.
    Aus irgendeinem Grund vertiefte sich sein Lächeln. Er musste spüren, wie unruhig sie war, dennoch wich er nicht zurück, und ihr war klar, dass er das auch nicht tun würde, solange sie ihm seinen Wunsch nicht erfüllte. Ach, wie sie ihn in diesem Moment um seine Wortgewandtheit beneidete. Emma schluckte verkrampft und schaute ihm geradewegs in seine leuchtend blauen Augen. Ihr stockte der Atem bei seinem Lächeln, ihr Pulsschlag beschleunigte sich, und zum ersten Mal verstand sie, warum die Frauen sich seinetwegen so oft zum Narren machten. „Sie sind ein sehr gut aussehender Mann."
    Er lehnte sich ein Stück zurück und warf ihr einen zweifelnden Blick zu, dann sah er sich um, als wäre er nicht ganz sicher, ob sie ihn gemeint hatte. Als er offenbar zu dem Schluss kam, dass das Kompliment tatsächlich ihm gegolten hatte, wandte er sich ihr wieder zu, doch sein Gesichtsausdruck blieb skeptisch. „ Sie finden mich gut aussehend? Wirklich?"
    „Ja", gab sie zu. „Und Sie können sehr charmant sein, wenn Sie wollen."
    Er beugte sich erneut vor, dieses Mal so weit, dass seine Stirn fast die Krempe ihres Huts berührte. „Ich würde Sie sehr gern küssen." Er senkte die Lider. „Bei Gott, wenn wir an einem etwas einsameren Ort wären, würde ich das auch tun."
    Emma Herz klopfte so stark, dass sie befürchtete, es würde zerspringen. „Wie ungeheuer arrogant! ", sagte sie und schämte sich, dass ihre Stimme dabei so atemlos und überhaupt nicht ernsthaft zurückweisend klang. „Als ob ich das zulassen würde!"
    Dieser schreckliche Mensch wirkte nicht im Geringsten schuldbewusst. Er lächelte wieder, und dieses Mal war sein Lächeln durch und durch durchtrieben. „Soll das eine Herausforderung sein, Emma? Fordern Sie mich heraus, Sie zu küssen?"
    Ein Schauer überlief sie bei diesen kühnen Worten, und sie brauchte einen Moment, um ihre Fassung wiederzugewinnen. „Was reden Sie für einen Unsinn", entrüstete sie sich und stand auf. „Nachdem ich Sie nun derart mit Nettigkeiten überschüttet habe, was eigentlich für keinen Mann gut ist, sollten wir jetzt besser aufbrechen. Ich habe noch viel zu schreiben für die Ausgabe in der nächsten Woche."
    Sie trat ein paar Schritte zurück, um einen schicklicheren Abstand zwischen sich und ihm zu schaffen. Doch als sie Brotkrümel von ihrem Rock strich, hörte sie ihn halblaut etwas vor sich hin murmeln. Es klang wie: „Emma, ich gehe nie einer Herausforderung aus dem Weg."
    Sie hätte ihn jetzt eigentlich energisch darauf hinweisen sollen, dass sie ihn nicht herausgefordert hatte, sie zu küssen, und dass sie ihm das auch nie, unter gar keinen Umständen, erlauben würde. Aber als sie sich auf den Rückweg machten, verlor Emma kein einziges Wort darüber.

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