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Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Titel: Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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gekündigt. Mehrfach war er abgemahnt worden, weil er immer wieder verschmutzte Wäsche gegen saubere vertauscht hatte. Und als er sich obendrein beharrlich geweigert hatte, die Reinigungskosten zu bezahlen, war das Maß voll gewesen. Allerdings durfte er seinen Job als Waschraumwärter behalten. Über seine Firma wurde ihm eine neue Bleibe vermittelt, eine preiswerte Mietwohnung in Duisburg-Laar, Friesenstraße 11.
    Die drei Zimmer unter dem Dach konnte er nach Belieben möblieren und so viele Haushaltsgeräte aufstellen, wie es ihm passte. Die Sparkasse in Duisburg gab ihm dafür einen Kredit über 7000 Mark.
    Von den Mitbewohnern des Hauses hielt er sich zunächst fern. Er grüßte, hatte aber sonst nichts zu sagen. Sein Interesse galt ausschließlich Susanne, einem Mädchen aus der Nachbarschaft. Die Fünfjährige war ihm erstmals aufgefallen, als er im Hinterhof an einem seiner Mopeds herumgebastelt hatte. Das Kind entsprach seinen Vorstellungen: schlank, schulterlanges dunkelbraunes Haar. Sie stand jetzt im Mittelpunkt seiner Horror-Visionen.
    Bald gelang es ihm, das Kind in seine Wohnung zu locken. Im Umgang mit kleinen Mädchen hatte er nun reichlich Erfahrung, es fiel ihm leicht, sich das Vertrauen der Kinder zu erschleichen – und für seine perversen Zwecke auszunutzen. Susanne umgarnte er nicht mit Worten, sondern versprach ihr stets Süßigkeiten, eine Tüte Gummibärchen oder einen Lutscher mit Erdbeergeschmack. Das gab es natürlich nur in seiner Wohnung. Susanne musste mit hochkommen, er wohnte im zweiten Stock. Dann missbrauchte er sie. Susanne erzählte ihren Eltern nichts davon, weil sie sich schämte, und weil er für diesen Fall damit gedroht hatte, ihr keine Leckereien mehr zu geben. Das genügte.
    Immer wenn er mit Susanne zusammen war und ihren knabenhaften Körper begrapschte oder sich auf andere Art befriedigte, musste er sich zurückhalten. Ohne zu zögern hätte er sie erwürgt, den Leib aufgeschnitten, hineingeglotzt und einzelne Fleischstücke gekocht, um davon zu probieren. Aber er konnte nicht zweifelsfrei ausschließen, dass Susanne von den Nachbarn gesehen worden war. Es wäre einfach zu riskant gewesen.
    Weil er es nun ausschließlich auf kleine Mädchen abgesehen hatte, ging er seltener in den Waldgebieten Duisburgs und der Region spazieren oder fuhr mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins nördliche Ruhrgebiet; dies aber auch deshalb, weil ihm eine schmerzhafte Venenentzündung am linken Bein zu schaffen machte. Er konnte schlecht laufen, längere Strecken schon gar nicht.
    Im Oktober 1973 musste er sich im St.-Joseph-Hospital in Duisburg-Laar einer Gefäßoperation unterziehen. Während dieser Zeit lernte er Heinz Mölders kennen. Der 48-jährige Betonbauer lag auf derselben Station und litt unter Schizophrenie, die periodisch auftrat. Im Raucherzimmer kamen sich die beiden näher. Mölders begeisterte sich für deutsche Schlagermusik und Motorräder. Es gab viel zu bequatschen.
    Jeden zweiten Tag bekam Mölders Besuch von seiner Frau Annalena und den beiden Kindern. Die 46-Jährige gefiel ihm als Frau sofort, er beneidete Mölders. Die Kinder, zwei Jungs im Alter von acht und zehn Jahren, interessierten ihn nicht. Er ließ sich von seinem Kumpel stets den Termin des nächsten Besuches sagen, um Annalena bloß nicht zu verpassen.
    Nach zwei Wochen durfte er das Krankenhaus verlassen. Heinz Mölders, der noch längere Zeit behandelt werden musste, vergaß er schnell – seine Frau nicht. Er kannte Annalena Mölders kaum, aber das war ihm egal. Für ihn war sie die Richtige. Er wollte sie heiraten.
    Drei Tage nach seiner Entlassung machte er ihr seine Aufwartung: im schwarzen Anzug und mit zwanzig roten Rosen in der Hand. Annalena Mölders war vollkommen überrascht, ließ ihn aber gewähren. Schließlich war es ein Bekannter ihres Mannes, sie wollte nicht unhöflich erscheinen. Sie unterhielt sich aber kaum mit ihm, er musste mit den Söhnen spielen. Das hatte er nämlich seinem Kumpel versprochen. Am späten Abend verließ er die Wohnung in Duisburg-Marxloh – ohne dass irgendetwas von dem eingetreten war, was hätte passieren sollen. Er hatte ihr nur die Zusage abringen können, wiederkommen zu dürfen. Doch das machte ihm Hoffnung.
    Eine Woche später saßen sie sich gegenüber, diesmal im Wohnzimmer und allein. Die Kinder waren auf dem Spielplatz. Wieder hatte er Blumen mitgebracht, obwohl seine Gastgeberin sich dies ausdrücklich verbeten hatte. Er wusste nicht, wie er es

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