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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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gegenüber an den Tisch. Tagalog donnerte eine Kaffeetasse vor meine Nase und schenkte mir mit Schmackes und Schwippschwapp ein.
    » Wie geht es dir?«, fragte Moritz.
    » Gut«, sagte ich ein wenig schneller, als dass er es mir glauben konnte.
    Tagalog knurrte.
    » Ich hab ja gesagt, dass ich mich mal melde«, grinste er.
    Ich rührte katatonisch mehrere Löffel Zucker in meinen Kaffee. » Ja, so vor circa einem Jahr.«
    » Na ja«, sagte Moritz, » besser spät als nie.«
    » Du hattest ja auch eine ganze Menge zu tun, in der Zwischenzeit«, bemerkte ich schnippisch und wollte mir direkt im Anschluss in den Arsch beißen. Bevor ich mich allerdings mit dieser artistischen Glanzleistung blamieren konnte, beantwortete ich Moritz’ fragenden Blick: » Sieht so aus, als hättest du dich nach mir schnell getröstet.«
    Mein Exfreund sah mich irritiert an. » Wovon sprichst du?«
    Ironisch, um nicht zu sagen: angewidert, zog ich eine Augenbraue in die Höhe. » Von deinem Kind?«
    » Welches Kind?«
    » Na, dein Kind!«
    » Ach so!«
    » Na also.«
    Moritz winkte ab. » Das ist nicht mein Kind.«
    » Ach so.« All der Gedankensalat also für die Katz. » Wessen Kind ist es denn?«
    » Das meiner Schwester. Die Frau, mit der du mich neulich gesehen hast.«
    Der Klassiker. Mein Leben hat eine genauso miese Dramaturgie wie ein Sat1-Filmfilm. Ich konnte nur schwer an mich halten, um mir nicht mit der flachen Hand mehrmals an die Stirn zu hauen. » Oh.« Willkommen im Club der Schlagfertigkeitsverweigerer.
    Tagalog hüstelte und brachte sich wieder zurück ins Spiel. Moritz sah erst sie, dann mich an. » Ich muss, seitdem ich dich neulich gesehen habe, ständig an dich denken.«
    » Ist das gut oder schlecht?«, fragte ich ihn und verpasste mir innerlich eine schallende Ohrfeige. Das ist egal, liebe Juli, ob es für Moritz gut oder schlecht war. Denn du bist VERGEBEN ! Pfui. Sitz! Und aus!
    Moritz lächelte viel zu vielsagend. Tagalog fing an, böse vor sich hin zu schimpfen. Die treue Seele. Verstand wohl doch mehr, als man ihr so zutraute. Ich dachte an die Zeit, die ich mit Moritz gehabt hatte, an die Momente, in denen wir in glücklicher Eintracht den Löffel im Nutellaglas versenkt hatten, in große Regenpfützen gesprungen waren und ganze Sonntage mit Urmel-aus-dem-Eis- DVD s verbracht hatten. So viele Dinge, die ich mit Konrad nicht erlebte. Konrad, der gerade im verregneten London saß, an mich dachte und mir täglich drei SMS schrieb.
    Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagten, ich wär verrückt. Die zehnte Stimme summte die Melodie von Rambo. » Wollen wir vielleicht was trinken gehen heute Abend?«
    Moritz nickte. Und ich löste mein Eintrittsticket in die Hölle.

I’m only happy when it rains
    Samstag, 13 . August, um 12 : 43 Uhr
    Gegen acht Uhr holte mich Moritz ab. Er klingelte an meiner Haustür, diesmal lag ich zur Überraschung aller nicht mehr im Bett und öffnete selbst, hatte mich zu allem Überfluss auch noch viel mehr in Schale geworfen, als es ein Treffen mit dem Exfreund, auch ein rein platonisches, rechtfertigte.
    » Wow«, sagte Moritz, als er mich sah.
    Guter Mann. Ich verfluchte den Tag, an dem ich mich für die Monogamie entschieden hatte.
    Wir zogen los, Moritz wollte mich zum Essen einladen. Der Vollständigkeit und der guten Erziehung halber bestand ich aber schon im Vorfeld auf getrennte Rechnungen. Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleit nach Hause gehen. Weil ich trotz allem nicht ganz ich selbst war (und wohl auch, weil ich meine Rechnung jetzt selbst begleichen musste), entschied ich mich für einen kleinen Salat, nur um dann Moritz seine Calzone nahezu vollständig vom Teller zu fressen. Er verkniff sich jeden Kommentar und bestellte doppelten Nachtisch.
    Wir sprachen über dies und das, darüber, was wir in den letzten Monaten erlebt hatten, dass er umgezogen war, in eine größere Wohnung näher an der Innenstadt, stellten fest, dass sie nur ein paar Straßen von meiner entfernt lag, wunderten uns, dass wir uns nicht zufällig über den Weg gelaufen waren, lachten, blickten uns trotz bilateraler Kurzsichtigkeit viel zu tief in die Augen und vermieden tunlichst, über sein Nichtkind oder meinen nicht anwesenden Freund zu sprechen.
    Moritz musste von Konrad wissen. Immerhin hatte er Augen im Kopf. Er konnte lesen, zum einen Klingelschilder, zum anderen Wohnungen, und in der, die ich mir mit Konrad teilte, gab es genug Hinweise für seine Existenz. Nicht mehr die

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