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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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war nur nicht passiert, weil deine Freundin es zu verhindern wusste! Also sei mal gefälligst ein bisschen eifersüchtig, du geschniegelter Lackaffe!
    » Er hat mich eingeladen.« Weiterhin keine Reaktion von Konrad, der stattdessen aufmerksam den Bericht über die neusten Börsenentwicklungen verfolgte. » Ich sah gut aus.« Der DAX war im Keller. Na, vielleicht traf er dort ja meine Laune. » Sagt jedenfalls Moritz.« In den USA war der Börsenkurs auch am Arsch. » Und er sah auch gut aus.« Und auch in Japan. Eine Katastrophe. » Wir sind dann später in ein Stundenhotel um die Ecke und haben gevögelt wie die Weltmeister. Jetzt bin ich schwanger, und Moritz verleugnet die Vaterschaft. Ich suche einen Adoptivvater für meinen Bastard. Ich kann doch auf dich zählen?«
    Die Sekunden verstrichen. Konrad starrte immer noch auf den Fernseher. Gerade erschienen die deutschen Aktienkurse.
    » So eine Scheiße!«
    Na endlich! Kraftausdrücke waren gut zum Frustabbau.
    » Ja, das kann man sagen«, antwortete ich.
    » Meine Scheiß-Siemensaktien sind verficktescheißenochmal um siebzehn Prozent gesunken! Das darf doch nicht wahr sein!«
    Für heute ließ ich das mit den großen Geständnissen mal gut sein.

Zweiter Anlauf
    Freitag, 19 . August, um 21 : 52 Uhr
    Heute Nachmittag habe ich mir Konrad an den Eiern gepackt. » Ich bin übrigens nicht schwanger«, verkündete ich ihm beim Auspacken der Wochenendeinkäufe.
    Konrad sah mich irritiert, aber nicht unglücklich an. » Oh. Das ist… gut?«
    » Ja. Das ist gut. Wenn ich nicht schwanger bin, kann ich nämlich auch nicht mit Moritz geschlafen haben, du Schmock!«
    Mit einem kleinen Keuchen ließ sich Konrad auf einem Küchenstuhl nieder. » Bitte was?«
    » Ja, gestern Abend wolltest du mir ja nicht zuhören!«
    Konrad schüttelte leicht fassungslos den Kopf. » Okay, jetzt noch mal der Reihe nach.«
    Ich berichtete der Reihe nach und ließ kein Detail aus. Vielleicht auch deshalb, weil mich Konrads nicht existente Eifersucht vom Vorabend ganz schön gefuchst hatte. Also erzählte ich ausufernd von Moritz’ Spontanbesuch, unserer Verabredung, seinen Avancen, dem Kellner, der romantischen Musik im Hintergrund (in meiner Darstellung aber ein eigens engagierter Geiger), der Beschaffenheit des Tiramisu (ich glaube, die verwendeten gar keine Mascarpone), dem netten Ambiente, und vielleicht übertrieb ich ein klitzekleines bisschen bei der Verabschiedungsszene, in der Moritz mich versuchte zu küssen, ich ihn aber abblitzen ließ. Ähäm.
    Konrad war ein bisschen sprachlos. Als er die Worte wiederfand, sagte er: » Hm.«
    Aha. Da war er, der Beweis, dass Paare sich im Laufe der Zeit aneinander anglichen. Ein derart unschlagfertiger und geistloser Kommentar hätte jederzeit auch von mir kommen können.
    » Tja, was soll ich sagen?«, fragte mich Konrad.
    » Keine Ahnung«, entgegnete ich schnippisch, » ich kann ja nicht in deinen Kopf reingucken.«
    Konrad lächelte milde. » Vielleicht auch besser so. Die Bilder solltest du dir ersparen.« Fragend sah ich ihn an. » Kettensägenmassaker. Ich könnte ihm den Hals umdrehen!«, knurrte er zur Erklärung, und ich atmete innerlich aus. Na endlich. Eifersucht! Hallo, hier geht’s lang! Immer den roten Pfeilen folgen. » Kommt hier einfach angewackelt, wenn ich nicht da bin, und macht sich an meine Freundin ran! Schon zum zweiten Mal! Hast du seine Adresse?«
    Den Teil der Geschichte, nämlich dass Moritz quasi bei uns um die Ecke wohnte, hatte ich glücklicherweise ausgelassen.
    Konrad fluchte weiter. » Und das Schlimmste ist, ich kann ihm noch nicht mal böse sein! Wer wäre nicht gern mit dir zusammen?« Also, da fielen mir ad hoc schon eine ganze Menge Leute ein. Ich schwieg aber diplomatisch. Denn ich fühlte mich ganz schön geschmeichelt. » Und dir kann ich auch nicht böse sein. Immerhin hab ich vor ein paar Monaten noch ein Theater gemacht, weil Nadine einen Neuen hat.« Auch wieder wahr. Von der Seite hatte ich das Ganze ja noch gar nicht betrachtet. Verdammt, argumentativ hatte ich ja 1:0 in Führung gelegen und es noch nicht einmal ausgenutzt! So gewann man keine Weltmeisterschaft.
    » Aber…« Konrad zögerte. » Du willst ihn doch nicht wieder zurück, oder?«
    In seinen Augen lag ein so verunsicherter Ausdruck, dass ich die Mätzchen sein ließ. Mit dem Essen spielt man nicht. Und Konrad war mit Abstand das Leckerste, was man mir aufgetischt hatte.
    » Nein«, sagte ich sanft und setzte mich auf seinen Schoß.

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