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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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ein schlappes Bund Möhren, ein paar Joghurts und diverse Senfsoßen behalten, ansonsten machte Tagalog Tabula rasa.
    Ich starrte ins Leere. Und seufzte. Tagalog scheuchte mich mit Desinfektionsspray und einem Schwamm davon und begann, den Kühlschrank auszuwischen. Ich beäugte sie skeptisch. Wenn sie es wagen sollte, das Eisfach… Tagalog hielt mit einem Seitenblick auf mich inne, bevor sie weiterputzte. Dann brabbelte sie irgendwelche unverständlichen Laute, zog die Augenbrauen hoch und deutete auf sich, dann auf das Eisfach: » No!«
    Ich war begeistert. Tagalog weniger, aber als Zeichen der Völkerverständigung und ihres guten Willens drückte sie mir Schwamm und Spray in die Hand und sagte: » Ikaw naman.« Oder so.
    Während ich mich um mein Eisfach kümmerte, begann Tagalog, fröhlich vor sich hin plappernd, die Möhren zu schälen und das Hühnchen klein zu schneiden. Jeden Handgriff kommentierte sie mit mir unverständlichen Lauten, ich antwortete der Tradition entsprechend auf Deutsch. Wie du mir, so ich dir.
    » Was machst du da?«, fragte ich sie und linste zu ihr rüber.
    » Dapat kang wondering kung ano ako ng pagluluto ngayon. Europeans kumain kaya wala kang ideya ng mabuti, kumain ng mo ang lahat kaya maligamgam, nang walang pampalasa, ngunit ngayon kami ay pagluluto ng hot.«
    » Falls du versuchen solltest, mich zu vergiften, bring ich dich um«, antwortete ich nonchalant und widmete mich wieder meiner Bestimmung.
    Tagalog wieselte aus der Küche und kam nur wenige Sekunden später mit einem Reiskocher unter dem Arm wieder herein. Wo hatte sie den jetzt her? Sie fing meinen ungläubigen Blick auf und führte mich in den Flur, wo sie ihren blau-rot karierten Hackenporsche geparkt hatte. Sie öffnete den Deckel und gewährte mir einen Blick ins Innere.
    Heiliger Strohsack! Mir entfuhr ein Aufschrei. Was diese kleine Person alles mit sich mitschleppte, Tag für Tag! In den Tiefen konnte ich diverse Putzmittel, einen überdimensionalen Staubwedel, ein Paar Schuhe, alte Zeitungen, leere Plastikflaschen und einen alten Fahrradschlauch erkennen. Ich hob den Porsche probeweise mal an und brach mir fast den Unterarm. Das Ding wog vorneweg fünfundzwanzig Kilo. Tagalog war ein biologisches Wunder! Wie konnte diese kleine und zierliche Person ein Vielfaches ihres Körpergewichts tragen? Sie war eine menschgewordene Ameise!
    Tagalog werkelte in der Küche weiter und zauberte innerhalb weniger Augenblicke ein wirklich ganz hervorragendes Irgendwas. Ich war platt. » Saugut, Tagalog!«, sagte ich, lehnte mich zurück und gab mir keine Mühe, ein glückliches Rülpsen zu unterdrücken.
    Tagalog lächelte breit. » Saguut«, sagte sie.
    » Nein, SAU gut!«, korrigierte ich.
    » Saugut!«, gab Tagalog lautmalerisch einwandfrei zum Besten und rülpste bestätigend zurück.
    Na also! Und da beschwer sich noch mal einer über meine pädagogischen Kompetenzen.

Sympathy for the devil
    Freitag, 12 . August, um 11 : 03 Uhr
    Heute Morgen klingelte es an der Haustür. Kein Grund aufzustehen, immerhin verfügte ich ja über Angestellte.
    Ich warf einen Blick auf den Wecker und beschloss einstimmig, dass kurz nach halb neun definitiv zu früh war, um an einem Freitagmorgen aus dem Quark zu kommen.
    Zwanzig Sekunden später bereute ich meine Entscheidung. Tagalog stand vor mir und krähte mir unverständliche Gurrallaute ins Ohr. Ich ignorierte sie. Keinen Plan, was die von mir wollte. Sie wechselte notgedrungen ins Englische. Oder eine Sprache, die dem Englischen wohl entfernt verwandt war.
    » Ämän!«, brüllte sie.
    » Ja, Ämen, Tagalog«, knurrte ich sie an.
    Das war ja wirklich zum Fürchten! Nun hatte ich mich auf den interkulturellen Austausch eingelassen, da wurde mir auch schon die Glaubensfrage aufs Tablett gestellt! Amen. Von wegen. Nix Amen, lass mich in Ruhe, du Knallerbse, es ist zu früh zum Beten. Kaum reichte man denen den kleinen Finger!
    » Miss«, stöhnte Tagalog erneut, » ä-määän!«
    Watt wollte die? » Jaaahaa, doch«, rief ich. » Ämän, Himmeldonnerwetterkrutziteufelnochmal.«
    » Ich glaube, sie meint › a man‹ «, klang da eine unbekannte Stimme von der Schlafzimmertür herüber.
    » Ach so, ja«, gab ich zu. » Ein Mann. Ja, kann sein.« Dann drückte ich wieder fest die Augen zu.
    Um sie zwei Sekunden später weit aufzureißen.
    Diese Stimme. Die kam mir bei fortschreitendem Erwachen und genauerem Nachdenken dann doch ganz entfernt bekannt vor. Genau genommen kannte ich sie sogar

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