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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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Maulwurfshügel, die Tagalog mittlerweile schon im Entstehungsstadium beseitigte, aber Garderobenständer, Schuhregale, einen zweiten Arbeitsplatz im Wohnzimmer, eine massiv gepimpte Technikausstattung und so weiter und so fort.
    Irgendwann platzte Moritz dann mit der Neuigkeit des Jahrhunderts raus. » Ich hab dich vermisst.«
    Ah so. Ach ja. Ich konnte das Kompliment leider nicht zurückgeben, denn ich musste mir eingestehen, dass ich Moritz nicht nur nicht vermisst, sondern über weite Strecken schlichtweg vergessen hatte. Machte ja nichts. Wir lebten im Jetzt und Hier, oder hatte irgendjemand kalten Kaffee bestellt? Nein. Der Kellner brachte stattdessen die doppelten Espressi.
    Bevor ich meine Erkenntnis laut kundtat, verkniff ich den Mund und zog die Augenbrauen in die Höhe. » Hmhm.« Ja, es gab klügere Antworten.
    » Ich frage jetzt nicht, ob du mich auch vermisst hast.« In Ermangelung eines Konters lächelte ich sehr charmant. » Aber du hast ja auch einen Freund. Du solltest mich ja auch gar nicht vermissen.«
    » Bingo«, antwortete ich, ganz fleischgewordener Albtraum.
    » Juli.« Sätze, die mit meinem Vornamen anfangen, sind nie gut. Das weiß ich seit meiner Kindheit. Wenn mein Name fällt, gibt’s irgendwie immer Ärger. Juli, kannst du mir erklären, warum das Auto im Garagentor klebt? Juli, warst du nicht mit dem Hund draußen, oder warum ist er in der Küche ausgelaufen? Juli, glaubst du eigentlich, dass du mit den Noten dein Abitur bestehst, oder hast du vor, reich zu heiraten? Und so weiter und so fort.
    » Ich sage es jetzt mal ganz frei heraus.«
    O ja. Ehrlichkeit steht bei mir gerade ganz hoch im Kurs, wo ich mich doch heimlich und, ohne meinem Freund davon zu erzählen, mit dir treffe, weil du mir schöne Augen gemacht hast, als du überraschend bei mir vor der Haustür standest. Praktischerweise in dem Moment, in dem Konrad auf Geschäftsreise war. Wie lange hatte Moritz wohl schon mein Haus beobachtet, bevor er sich zum großen Überraschungsangriff durchrang?
    » Wie fest ist denn das mit deinem Freund?«
    Äh. Oh. Also. » Darauf habe ich jetzt so spontan keine Antwort.«
    Das habe ich bitte nicht laut gesagt.
    Moritz’ zufriedenes Lächeln bestätigte mir, dass ich es doch getan hatte. » Also, hm, dann frage ich mal andersrum: Ist das mit uns ganz vorbei?«
    Beziehung? Jetzt sofort?
    Moment mal. Moritz hatte mich vor einem Jahr abgesägt, weil er mit Konrad ein Problem hatte, der zum damaligen Zeitpunkt lediglich behauptete, mit mir zusammen zu sein, es aber erwiesenermaßen keine Beweise dafür gab und er es deshalb auch nicht war. Moritz ging, weil ich ihm nichts– oder sagen wir mal: erst mit sehr großer Verspätung– von meinem kleinen Experiment erzählte. Und nicht zu vergessen, weil ich mich auch nach Wochen einfach nicht in ihn verlieben konnte, während mein Herz vollkommen unbeabsichtigt und zunächst sehr zu meinem Bedauern für Konrad Paulsen Purzelbäume schlug.
    Und jetzt saß Moritz vor mir– zugegeben: mehr als gut aussehend!– und hielt um meine Hand an. Hallo? Konnte mal jemand diesen miesen Film abschalten? Das Drehbuch war so schlecht, das konnte man ja nur selbst erleben.
    » Wolle Sie nok eine Grappa, Signori?« Der Kellner hatte sich angeschlichen und wedelte mit der Getränkekarte.
    » Nein«, antwortete ich traurig. » Ich denke, ich möchte zahlen.«
    » Il conto, naturlik«, sagte der Kellner und schwänzelte davon. Moritz sah bedrückt aus.
    » Mist«, sagte er.
    » Ja, Mist«, antwortete ich. » Weißt du, Moritz, es ist so: Mein Leben hat irgendwie Struktur bekommen, seit ich mit Konrad zusammen bin. Ich bin ausgeglichener irgendwie und irgendwie auch mehr ich.«
    Moritz lächelte vorsichtig. » Das hört sich gut an. Noch mehr du.«
    Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei. Stellen Sie augenblicklich die Komplimente ein, und kommen Sie mit erhobenen Händen raus!
    » Äh– ja.« Jetzt hatte ich den Faden verloren. » Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass ich das so schnell aufgeben will, selbst wenn es manchmal… schwierig ist.«
    » Schwierig?« Sah ich da Hoffnung in Moritz’ Augen blitzen?
    » Na ja. Irgendwie ist alles doch ab und zu mal schwierig.«
    Der Kellner brachte die Rechnung, Moritz zückte den Geldbeutel. Er protestierte schwer, als ich trotz vorheriger Ansage meinen Anteil bezahlen wollte, und auch der Kellner sah mich vorwurfsvoll an. Eine Signora, die für sich selbst bezahlte, da wurde doch der Hund in der Pfanne

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