Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
hole meine Kopfhörer. Die sind superschalldicht, da kommt kein Geräusch durch. Versprochen! Und immer wenn du in Zukunft aufs Klo musst, wirst du mir einfach nur sagen: Kopfhörer! Und dann hast du deine Ruhe. Okay?«
In meinem Magen blubbern vor Freude die Gase. Und wie das okay ist!
Dezember
Spürsinn
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Sonntag, 5 . Dezember, um 14 : 22 Uhr
Konrad ist bei Nadine. Sydney hat sich irgendwie an der Pfote verletzt. Angeblich. Ich traue Nadine ja locker zu, Sydneys kleines behaartes Beinchen absichtlich mit dem hohen Hacken zertrümmert zu haben. Die alte Kuh. Die greift doch noch zu ganz anderen Mitteln! Wahrscheinlich wird sie sich demnächst ihren Blinddarm entfernen lassen, nur damit Konnilein ihr Blumen ans Bett bringt. Und bei der Gelegenheit lässt sie sich auch gleich die Möpse machen. Wenn sie nicht längst gemachte Möpse hat. Zuzutrauen wär’s ihr!
Mal überlegen. Heißt es nicht immer, man muss seinen Feind kennen, damit man ihn bekämpfen kann? Es muss doch irgendwas an Nadine geben, das nicht so glamourös und schillernd und verdammt attraktiv ist. Ich meine: Kein Mensch hat von Natur aus so lange Beine. Und so schlanke. Ich jedenfalls nicht. Um mich hat die Natur einen großen Bogen gemacht, als die Modelkörperteile verteilt wurden. Dafür habe ich dreimal » Hier!« geschrien, als dicke Hintern dran waren. Jedenfalls ist es– meiner bescheidenen Meinung nach– einfach vollkommen unglaublich und genetisch nicht möglich, dass ein Mensch von Natur aus so aussieht wie Nadine. Vielleicht hat sie sich die Beine ja brechen lassen. Und verlängern. Oder die Nase operieren. Oder die Lippen aufspritzen. Zumindest, und da bin ich mir ganz sicher, hat sie falsche Haare! Und gemachte Fingernägel! Dass Konrad mal auf so was stand. Pffh!
Ich rufe Facebook auf. Facebook ist mein guter und verlässlicher Freund, wenn ich einige dringende Auskünfte über meine Mitmenschen benötige. Auf Facebook erfahre ich in der Regel alles, unabhängig davon, ob ich es wissen will oder nicht. » Gehe jetzt schlafen« gehört meiner Meinung nach zu den spektakulärsten Statusmeldungen, die ein erwachsener, sozial kompetenter und mit ausreichend Intelligenz ausgestatteter Mensch so von sich geben kann. Ein Quell ewig sprudelnder Erheiterung sind natürlich auch Meldungen wie » langweilt sich, bis die Teewurst schimmelt« (das Kompliment kann ich nur zurückgeben), » Wieder eine schlaflose Nacht, wieder nur an dich gedacht, wieder die ganze Nacht geweint, wieder ein Morgen, an dem alles hoffnungslos scheint« (ist das von Matthias Reim?), oder der Klassiker der guten Unterhaltung: » Freut sich morgen auf die Überraschungsparty für Anne«. Ha! Solche Freunde muss man erst mal finden.
Die Startseite öffnet sich. Ich habe eine neue Freundschaftseinladung. Konrad Paulsen möchte gerne mit dir befreundet sein. Trifft sich gut, ich möchte nämlich auch gerne mit Konrad Paulsen befreundet sein. Obwohl…
Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, kommen mir Zweifel. Ich habe vor ein paar Tagen in der Zeitung gelesen, dass in Amerika bei jeder fünften Scheidung Facebook als Hauptgrund genannt wird. Nicht dass ich vorhabe, mich scheiden zu lassen, geschweige denn zu heiraten. Aber irgendwie stimmt mich Konrads Freundschaftseinladung nachdenklich.
Ich durchforste meine Freundesliste. Im Großen und Ganzen lassen sich die anwesenden Pärchen in drei unterschiedliche Gruppen aufteilen:
die Brangelinas: Diese Pärchen sind nicht nur bei Facebook miteinander befreundet und stehen laut Profilmeldung in einer Beziehung zueinander, nein: Diese Pärchen teilen sich sogar ein Profil oder zumindest in abgemilderter Form die Zugangsdaten. Manchmal schreibe ich zum Beispiel Svenja, einer ehemaligen Kommilitonin, eine Nachricht, und ihr Freund Uwe antwortet. Meistens in der ersten Person Plural. Konkret geht das so:
ICH : Hi Svenja, wie geht’s, wollen wir uns am Wochenende mal wieder treffen?
UWE : Ja, wir würden gerne mal wieder was mit dir unternehmen. Wie wär’s mit Kino? LG , Uwe.
Das ist mir dann immer ein bisschen unangenehm. Nicht dass ich Uwe nicht mag, aber wenn ich Svenja eine Nachricht schreibe, finde ich es nur recht und billig, wenn mir auch Svenja antwortet und nicht Uwe, der zu allem Überfluss auch noch über einen eigenen Facebook-Account verfügt und eigentlich nicht Svenjas benutzen muss.
die Effenbergs: Wenn bei Malte und seinem Freund Piet der Haussegen schief hängt, dann ist der geneigte
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