Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
Aber das gehört doch dazu, oder?«
Auch das Zunehmen? Konrads hinkende Argumente können meiner Laune auch nicht auf die Sprünge helfen. Erst als er vorschlägt, den Schnittlauch, den er vom Einkauf mitgebracht hat, vor dem Verzehr zu verschonen und ihn, meinem Wunsch entsprechend, Eberhard zu nennen, sehe ich ein Licht am Ende des Tunnels.
Alles raus, was keine Miete zahlt
Samstag, 27 . November, um 17 : 37 Uhr
Ich weiß jetzt, warum ich so dick bin. Nein, nicht generell, sondern momentan. Also akut. Es ist nämlich so: Wir essen ja gerade umständehalber sehr viel. » Wir essen« klingt eigentlich harmlos, ähnlich wie » wir atmen« oder » wir leben«. Im Gegensatz zum Atmen und Leben hat Essen aber einen entscheidenden Nachteil: Was reinkommt, muss auch wieder raus. Und das ist, insbesondere bei verliebten Frauen, ein Problem.
In der Anfangszeit gibt man ja gerne mal vor, etwas zu sein, das man nicht ist. Nein, es ist kein Problem, wenn du deine Socken in der ganzen Wohnung verteilst oder zu handlichen Klumpen in meinen Wäschesack wirfst, ich bin bei so was total locker. Eifersüchtig? Quatsch, ich doch nicht, zieh ruhig mit deinen Jungs um die Häuser. Ich bin doch kein Kleingeist. Das sind doch total überholte Rollenmodelle, dass Frauen keine Getränkekisten hochschleppen können, lass mal, das pack ich locker!
Allesamt recht niedliche Versuche von Frauen, sich emanzipierter, entspannter und großzügiger darzustellen, als sie eigentlich sind. Denn niemand, zumindest niemand des weiblichen Geschlechts, findet es wirklich gut, beim Wäscheaufhängen feuchte Sockenklumpen zu entwirren, seinen Freund sternhagelvoll auf der Reeperbahn zu wissen oder seine Koffer selbst in den dritten Stock zu wuchten.
Frauen verkünden, und das gerade am Anfang, gerne mal Wahrheiten, die sie selbst glauben wollen und die vor allem ihre Männer glauben sollen. Frauen wären gerne flexibel, tolerant und freiheitsliebend und jubeln in den ersten Wochen ihren neuen Errungenschaften gerne genau diese Eigenschaften unter. Um sich besser darzustellen, als sie sind. Um sich ausnahmslos von ihrer Schokoladenseite zu zeigen. Um sich absolut sicher zu sein, dass er nicht nach drei Wochen Fahnenflucht begeht, wenn sie die echten Macken rausholen. Um zu vermeiden, dass ihr Mann die Wahrheit herausfindet: dass nämlich die neue Freundin gar keine Heilige ist, keine spezialgelagerte Sondermischung zwischen bester Freundin, Hure und Fußballkumpel, sondern eben auch nur die Freundin liest und George Clooney anhimmelt und die Butter und die Marmelade im Kühlschrank nach europäischen Kühl- und Aufbewahrungsstandards genau zweieinhalb Zentimeter nebeneinanderplatziert. Und: dass sie eine Verdauung hat.
Frauen haben ja eigentlich keine Verdauung. Zumindest könnte man den Eindruck gewinnen, wenn man Frauen so zuhört. Männer gehen nicht nur ganz ungeniert aufs Klo, sie zelebrieren ihre Sitzungen geradezu, lesen Die Zeit und Comicheftchen, lösen Kreuzworträtsel, telefonieren, erledigen Post und Büroablage und widerlegen die Relativitätstheorie, und das alles während eines einzigen Toilettengangs. Und am Ende reden sie auch noch darüber. Über ihre Erlebnisse davor, währenddessen und danach, über die Beschaffenheit des Klopapiers, über beheizbare Klobrillen, links- oder rechtsdrehende Wasserabläufe und nicht zuletzt die Qualität und Quantität des eigenen hochwohlgeborenen und königlichen Stuhlgangs.
Frauen gehen nicht nur nicht aufs Klo, wenn ihre Männer anwesend sind. Frauen verdauen erst gar nicht, und noch viel weniger reden sie darüber. Vielleicht ist das der Grund, warum Frauen immer nur einen kleinen gemischten Salat essen und nicht das Doppel-Whopper-Bacon-Cheese-Menü mit XXL Pommes Schranke und zwei Softeis zum Mitnehmen. Wer viel isst, muss viel verdauen, und am Ende des Prozesses muss der Körper abgeben, was er nicht verwerten kann. Und genau da fängt das Problem der meisten Frauen an. Sie können einfach nicht, wenn ihre Männer anwesend sind. Nicht nur im selben Badezimmer, in derselben Wohnung, im selben Stadtteil. Am liebsten würden Frauen zum Kacken den Kontinent verlassen.
Ich auch. Ich sitze nach fünf Tagen Schlemmermarathon aufgebläht wie ein Heißluftballon auf dem Sofa. Konrad fläzt neben mir, sehr entspannt, sehr glücklich, mit leerem Enddarm. Und ich bin mir sicher: In wenigen Minuten werde ich explodieren.
Ich war seit drei Tagen nicht mehr auf dem Klo. Denn Konrad war das ganze
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