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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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um 14 : 52 Uhr
    Konrad merkt nichts. Wie auch. Ich rede ja kaum noch mit ihm. Auf seine lapidare und ganz und gar nicht ernst gemeinte Frage, ob » irgendwas los« sei, habe ich nur mit einem verächtlichen Schulterzucken reagiert. Das war, ich seh’s heute ein, nicht besonders clever, und damit gewinne ich auch keinen Preis in sozial vorbildlichem Verhalten zum Thema Konfliktlösung. Aber ein bisschen angefressen darf ich doch wohl sein. Da soll sich der Herr Paulsen mal ein paar Gedanken machen!
    Weil mir langweilig ist und ich außerdem noch ein paar weitere Beweise für Konrads schlechtes Benehmen suche, treibe ich mich wieder auf Facebook rum. Diesmal lese ich nicht nur die Statusmeldungen der letzten Woche. Diesmal lese ich ALLES und schaue mir zu allem Überfluss sämtliche Bilder, Kommentare und Videos an.
    In den Fotoalben finde ich mehr, als ich in meinen düstersten Albträumen befürchtet hatte. Nadine und Konrad auf Amrum (36 Bilder). Nadine und Konrad beim 60. Geburtstag von Nadines Vater (12 Bilder). Nadine und Konrad beim Public Viewing auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg (5 Bilder). Nadine und Konrad am Baggersee (28 Bilder). Da klicke ich jetzt mal rein. Und bereue meine Entscheidung sofort.
    Achtundzwanzig Bilder, alle von Nadine. Die meisten davon sehr nackt. Was sie trägt, soll wohl ein Bikini sein. Ich persönlich würde es eher als den vulgären Versuch beschreiben, mit daumennagelgroßen Stoffresten ihre Blöße zu bedecken. Copacabana am Walldorfsee. Na gut, wer so was nötig hat…
    Nadine hat einen sehr ebenmäßig gebräunten und– zumindest was die sichtbaren Stellen betrifft, und das sind neunundneunzig Komma sieben Prozent– enthaarten Körper. Kein Härchen weit und breit, nirgends, außer auf dem Kopf, da aber übermäßig viele und übermäßig schöne. Und ich sag noch: Das MUSS eine Haarverlängerung sein.
    Frag nicht nach Sonnenschein, frag nach einem Anorak. Ich möchte mich eingraben.
    Ein Foto lässt mir dann so richtig den Hut hochgehen: Nadine auf der Badematte in ihrem Minibikini, und Konrad liegt aufgestützt neben ihr und schaut zu ihr hoch. In seinem Blick lese ich Anbetung, Stolz und Liebe. Es ist ein warmer, weicher Blick, der mein Herz dazu auffordert, sich augenblicklich in eine vertrocknete Rosine zu verwandeln. Doch nicht Konrads Blick ist es, der bei mir das Fass überlaufen lässt, sondern vielmehr die Tatsache, dass Nadine, von vorne fotografiert, dasitzt und sich an ihrem Bauch kein einziges Fettröllchen bildet, wie das bei jeder– ich wiederhole: bei jeder !– normalen Frau der Fall ist. Nein, Nadine, die alte Kuh, die hat keine Fettröllchen, nicht mal, wenn sie sitzt, nicht mal im Bikini! Bei Nadine » stapelt sich die Haut«, was ein wirklich jämmerlicher Versuch ist, das Ausmaß meiner Katastrophe zu beschreiben. Bei mir » stapelt« sich nichts, weder im Bikini noch im Sitzen. Bei mir ist viel zu viel da, um sich zu stapeln! Bei mir rollt’s. Mit der Pelle meiner Bauchwurst, ach, was sag ich, meiner Bauch würste, könnte ich ein Tipi bespannen!
    Ich klicke schnellstens weiter. Bilder von Nadines und Konrads gemeinsamer Wohnung. Das Loft mit der Dachterrasse und dem beheizten Fußboden. Die Wohnung kenn ich schon, die Bilder muss ich mir nicht auch noch reinziehen.
    Aber Moment, was ist das? Die Bildunterschrift! Beim Schlafzimmerbild!
    Mir stockt der Atem. Mir wird schwarz vor Augen. Denn da hat Konrad, der selbst erklärte Single, hingeschrieben: The place where the magic happens.
    So. Und jetzt reicht’s.

Sunday, Bloody Sunday
    Sonntag, 12 . Dezember, um 13 : 38 Uhr
    Heute ist er fällig. Heute werde ich Konrad bei den Eiern packen und daran quer durch die Stadt schleifen. Dem werd ich zeigen, wo der Frosch die Locken hat! Ich glaub, mein Schwein pfeift! So was muss ich mir nicht bieten lassen, nicht von dem, aber ganz sicher nicht!
    Beim Frühstück mache ich noch gute Miene zum bösen Spiel. Konrad stopft gut gelaunt ein Lachsbrötchen in sich hinein und fragt mit vollem Mund, ob ich noch mehr Kaffee möchte. Ich nicke stillschweigend und divaesk, lasse mir ansonsten aber nichts anmerken. (Anmerkung: Wenn man als Mann SO WAS nicht merkt, ist einem echt nicht zu helfen!)
    Dann kommt er, mein großer Moment. Egal was passiert: Gleich wird Blut fließen. Ich kann mich nur schwer zurückhalten, nicht direkt nach der Frühstücksgarnitur zu greifen und sie ohne Vorwarnung an Konrads Kopf vorbei an die Wand zu schmettern.
    Denn Konrad sagt: »

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