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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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Ich muss nachher noch mal kurz in die Wohnung, ich brauch mehr Klamotten.«
    Ich ziehe eine Augenbraue hoch und antworte deutlich verschnupft: » Oh. Verstehe. The place where the magic happens.«
    Konrad sieht mich verständnislos an. » Hm?«
    Als ich nicht direkt reagiere, zuckt er mit den Schultern und beißt erneut in sein Brötchen.
    Also, das ist ja wohl die Höhe. Jetzt ignoriert der Penner mich auch noch!
    » The place where the magic happens«, wiederhole ich daher und mit leicht gereiztem Unterton, in etwa so, wie wenn man einem geistig minderbemittelten Cockerspaniel in einer ständigen Litanei vorsagt: » Hol das Stöckchen!«
    Konrad sieht mich wieder an. » Was ist das? Ein Lied?«
    Sag mal, spinn ich jetzt oder was? Verarscht der mich? Der scheint mich ja für ausnahmslos blöd zu halten, der gute Herr Paulsen, oh, Verzeihung, der gute Single Paulsen!
    » Du brauchst dich gar nicht dumm zu stellen!«, fauche ich und klatsche einen Esslöffel Erdbeermarmelade auf mein Brötchen. » Du weißt genau, wovon ich rede!«
    Konrad sieht mich an. Mit einem Blick, den man wohl als kuhäugig bezeichnen könnte. » Juli… Wovon zur Hölle sprichst du?«
    Die Vorwürfe sprudeln aus mir heraus: » Na, von deinem Status! Und der Bildunterschrift! Und von Nadines Haut, die sich stapelt!«
    Tränen schießen mir in die Augen. Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt, irgendwie… beherrschter und nicht so jämmerlich heulend und unterwürfig und durcheinander.
    Konrad legt sein Lachsbrötchen zur Seite und zieht mich auf seinen Schoß. » Da kann ich nicht sitzen«, jammere ich, » wegen der Bauchwurst!«
    Von Bauchwürsten will mein Freund– und er versichert mir im darauffolgenden Gespräch mehrfach, dass es sich bei seinem derzeitigen Status nur um ein schlimmes Missverständnis handeln könne, weil er sehr schwer in mich verliebt sei– nichts wissen. Er streichelt mir das Köpfchen, küsst mich, umarmt mich, er hält mich lange, lange im Arm und entschuldigt sich tausendfach.
    » Das mit dem Kommentar… das tut mir total leid, Juli.«
    Er sieht vor schlechtem Gewissen ganz zerknittert aus. Der Blick gefällt mir, den muss ich mir merken.
    » Das wollte ich nicht. Ich hab das einfach total vergessen, dass da diese Bilder noch online sind, noch dazu mit dieser blöden Bildunterschrift– ehrlich, Liebling. Tut mir echt leid.«
    Ich schniefe und heuchele noch ein paar Minuten Verletztheit, um bei Konrad auf dem Schoß sitzen bleiben zu dürfen. Dann besteht Konrad aber darauf, den Laptop zu holen, und er löscht vor meinen Augen jedes einzelne seiner Fotoalben, in dem Nadine im Bikini, im Minirock, im Abendkleidchen oder irgendeinem anders gearteten Kleidungsstück zu sehen ist. Sogar die Wohnungsbilder. Das macht mich sehr, sehr glücklich.
    » Ich kann die Freundschaft zu Nadine auch gleich ganz beenden, wenn du magst«, bietet er an.
    Ja!, will ich brüllen. Doch das Gegenteil hat auch Vorteile.
    » Muss doch nicht sein«, sage ich also und tue dabei überaus großzügig. Und großzügig berechnend füge ich im Stillen hinzu: Man weiß nie, wofür es noch mal gut ist.
    Kurz darauf bekomme ich von Facebook eine Mail. Konrad Paulsen hat angegeben, mit dir in einer Beziehung zu sein. Bitte bestätige diese Angabe. Ich bestätige, Brangelina hin oder her.
    So, Nadine. Der Punkt ging an mich.

Kleine Geschenke
    Donnerstag, 16 . Dezember, um 13 : 56 Uhr
    Ich habe etwas ganz, ganz Schlimmes getan! Etwas Unverzeihliches, Grauenhaftes, Hinterhältiges! Aber noch viel schlimmer als meine wirklich unentschuldbare Tat war das, was ich zu sehen bekam. Merke: Es kommt immer anders. Und immer schlimmer, als man denkt.
    Konrad ist, wie bereits erwähnt, mehr oder weniger bei mir eingezogen. Das finde ich grundsätzlich nicht verkehrt, immerhin können wir so eine Menge Zeit miteinander verbringen, und er muss nicht jeden Morgen den Seidenpyjama von Nadine ertragen. Und ihre langen Beine, ihre perfekt sitzenden Haare, ihren makellosen Teint. Ich schweife ab, pardon. Wie auch immer. Im Großen und Ganzen begrüße ich die Tatsache, dass Konrad die meiste Zeit bei mir verbringt. Wenn er nur nicht seine Sachen überall herumliegen lassen würde! Ich dachte ja immer, dass ich chaotisch wäre, aber Konrad ist so etwas wie der ungekrönte Kaiser des Herumliegenlassens. Wo immer ich auch gehe und stehe, überall erinnert mich eine fallen gelassene Unterhose, eine zerknitterte Tankquittung oder ein halb leer getrunkenes Glas

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