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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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Denn bei den Männern, die danach kamen, habe ich es nicht besser gemacht. Entweder hielt die ganze Chose nicht lang genug, dass ich währenddessen überhaupt aufs Klo musste, oder ich fühlte mich so unsicher, dass ich mich nicht überwinden konnte, es darauf ankommen zu lassen. Und so führen meine Verdauung und ich ein geheimes Leben im Untergrund. Bis heute.

Die Büchse der Pandora
    Mittwoch, 1 . Dezember, um 22 : 31 Uhr
    Ich schäme mich! Ich schäme mich so sehr, dass ich nur unter Aufbringung meiner allerletzten Kräfte diese Zeilen hier verfassen kann. Mein Leben ist ein einziger Trümmerhaufen. Mein Ruf ist ruiniert. Ich habe mich nicht nur bis auf die Knochen, ich habe mich bis in die letzte Zelle meines bemitleidenswerten und verdauungsgestörten Daseins blamiert!
    Konrad und ich sitzen auf dem Sofa. Wir sehen fern. Ich bin aufgebläht und kugelrund. So weit also alles beim Alten.
    Und dann kommt er. Der Moment, der mein Leben aus den Fugen hebelt. Ich lehne mich nach vorne, greife nach meinem Glas auf dem Couchtisch. In diesem Moment machen sich eine siebentägige Fressorgie und eine nachhaltig beeinträchtigte, alldieweil stillgelegte Verdauung Luft. Ich pupse.
    Das stimmt genau genommen nicht so ganz. Ich pupse nicht einfach einen süßen, niedlichen Kleinmädchenpups. Ich schmettere vielmehr eine Fanfare in die Welt hinaus.
    Im ersten Moment bin ich so geschockt, dass ich nach vorne gebeugt und nach dem Glas greifend einfach so verharre. Ich bewege mich keinen Millimeter. Ich möchte, dass sich ein mobiles Erdloch auftut, genau HIER und vor meinen Füßen. Darin möchte ich versinken, und Konrad soll mich vergessen. Er hat ja Eberhard, den Schnittlauch. Mit ihm kann er alt und glücklich werden. Mich, die furzende Fettel mit Dauermenstruation, soll er bitte sofort vergessen.
    Ich sitze da und bin fassungslos.
    Konrad wohl auch, denn er sagt kein Wort.
    Ich stöhne verzweifelt: » O! Mein! Gott!«
    Ich komm einfach nicht klar. Ich habe gepupst. Vor meinem neuen Freund. Z-E-U-G-E-N-S-C-H-U-T-Z-P-R-O-G-R-A-M-M , blinkt es in lustigen bunten Buchstaben vor meinem inneren Auge. Das ist die Apokalypse. Langsam, ganz langsam, drehe ich mich zu Konrad um. Meine Gesichtszüge sind verzerrt, mein Atem geht flach, ich japse. Blamiere sich, wer kann!
    Konrad sitzt da. Tiefenentspannt. Ohne eine Miene zu verziehen, sagt er: » Sieh an. Ein Trompetenkäfer.«
    Ich hatte mir eigentlich vorgenommen zu weinen, mich aus dem Land ausweisen zu lassen und mir eine neue Identität zuzulegen.
    Stattdessen muss ich lachen. Vor lauter Überraschung, dass Konrad, mein Konrad, nicht nur sehr schlagfertig, sondern auch sehr lustig ist.
    Das Lachen hat aber einen Nachteil. Es entspannt die Muskulatur. Weitere Furzsalven schießen aus meinem leidgeplagten Körper. Ich nehme mir ein Sofakissen und verberge darin mein Gesicht. Vielleicht sollte ich es mir lieber unter den Hintern klemmen.
    » Das ist mir so peinlich!«, ächze ich und kann mich nicht entscheiden, ob ich lachen oder weinen soll. Ich wähle die goldene Mitte und mache ein paar seltsame Geräusche, die sich an der Klagemauer hören lassen könnten.
    » Ich habe mich geirrt. Es war kein Trompetenkäfer«, meint Konrad mit knochentrockener Stimme, » es war eine Brüllfliege.« Und dann fängt er an zu lachen. Er lacht so laut, so ehrlich und so hemmungslos, dass er vom Sofa fällt. Er rollt sich auf dem Boden, schlägt mit der flachen Hand auf den Teppich, er wiehert lauthals, und weil ich die Situation so abgrundtief peinlich und Konrads Reaktion so unglaublich erleichternd finde, lache ich einfach mit.
    Nach ein paar Minuten wischen wir uns die Tränen aus den Augen, Konrad lacht noch ein bisschen nach, und dann sagt er ganz lieb: » Ist doch nicht schlimm! Das passiert doch jedem mal…«, er gluckst, » gut, vielleicht nicht so…«, er lacht, » sondern irgendwie… diskreter.« Und er wiehert wieder.
    Jetzt, denke ich, hab ich sowieso nichts mehr zu verlieren. Also lüfte ich (wenn man es genau nimmt, schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten) mein kleines Geheimnis um meine gestörte Verdauung. Ich beichte Konrad, dass ich nicht auf Toilette gehen kann, wenn er da ist, dass ich mich deswegen aufgebläht, fürchterlich und fett fühle und in allernächster Zukunft ganz sicher platzen werde, wenn nicht bald was passiert.
    Konrad sieht mich ganz ernst an und legt eine Hand auf meinen Arm.
    » Liebling, ich weiß, was wir machen. Ich gehe jetzt nach Hause und

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