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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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wie immer.
    » Ich«, setzte ich an, dann versagte mir die Stimme. Der CD -Player spuckte » Nessun dorma« aus. Keiner schlafe. Nein, in diesem Albtraum mussten alle wach bleiben. » Konrad, ich weiß dein Angebot… ähm… deine Frage zu schätzen, und ich bin mir sicher, Millionen Frauen würde mich darum beneiden, zumindest aber meine Mutter wäre mir sehr, sehr dankbar, wenn ich jetzt einfach Ja sagen würde.« Konrads nervöses Lächeln fiel in sich zusammen. » Aber ich… ich glaube nicht, dass ich überhaupt heiraten möchte. Also, jedenfalls nicht gleich. Besser gesagt, jetzt.«
    Oder nie. Aber das wurde von der Moralabteilung aus Gründen der Pietät abgeschnitten.
    » Du«, Konrad ließ meine Hand los und richtete sich auf, » du sagst Nein?«
    » Äh, ja, genau, also nicht wirklich Nein, sondern eher… äh… Wollen wir nicht später darüber reden?«
    Konrad schluckte schwer, sein Blick verfing sich im Ornament der Tischdecke.
    Ich bemühte mich um Schadensbegrenzung. » He, das heißt ja nicht, dass ich nicht mit dir zusammen sein will! Ich finde uns super, wirklich, nur das mit dem Heiraten und Kinderkriegen, hat das nicht noch ein bisschen Zeit?«
    Mein Freund in seiner albernen Oberkellnerverkleidung stand auf. » Nein, Juli. Das hat nicht Zeit. Nicht ewig jedenfalls. Ich will wissen, ob du dir eine Zukunft mit mir vorstellen kannst– und mich nicht nur auf dein Wort verlassen. Immer hältst du dir ein Hintertürchen offen! Du willst dich nie festlegen. Das funktioniert auf Dauer nicht! Ich will nicht nur ein bisschen mit dir zusammen sein, einen Teil von dir kennen. Ich will dich ganz und gar, alles, das ganze Juli-Paket, und nicht nur die Version, von der du dir vorstellst, dass ich sie gerade am meisten mag.«
    Ich konnte mir plötzlich sehr gut vorstellen, was der Ausdruck » mit Stummheit geschlagen« bedeutete. Fassungslos, sprachlos starrte ich zu Konrad auf.
    » Ich habe mir schon gedacht, nein, ich habe befürchtet, dass du so oder so ähnlich reagieren würdest. Und ich bin enttäuscht, dass mein Gefühl richtig war.«
    » Aber«, stammelnd fand ich die Sprache wieder, » wieso kann denn nicht alles so bleiben, wie es ist?«
    » Weil Menschen vorwärtsgehen. Weil Dinge passieren. Weil ich die letzten Jahre vor dir mit einer Frau verbracht habe, die mich nicht glücklich gemacht hat. Ich will den nächsten Schritt machen und nicht mehr wie eines dieser Studentenpärchen zusammen in einer baufälligen Wohnung sitzen.«
    » He!« Mein Einwand wurde fachmännisch überhört.
    » Aber du sträubst dich. Gegen alles, was uns näher zusammenbringt. Ich hab manchmal Angst, das Haus zu verlassen, weil ich denke, wenn ich zurückkomme, dann hast du vergessen, dass du mit mir zusammen bist. Du machst alles allein, beschließt Dinge allein, lässt mich manchmal ein bisschen rein, aber dann drückst du mich schon wieder aus der Tür. Juli, ich will nicht mehr länger nur der Zuschauer sein. Ich will mehr.«
    Mit diesen Worten legte er leise und behutsam seine Serviette neben seinem Teller ab und strich sich zweimal kurz übers Hemd. » Schade«, sagte er noch, aber das ging im tosenden Krach meines zerberstenden Herzens einfach unter.

Kein Anschluss unter dieser Nummer
    Donnerstag, 29 . September, um 08 : 49 Uhr
    Da war er also: der Antrag.
    Wieso bekommt man eigentlich immer das, was man nicht haben will, wohingegen das, was man will, gerne auch mal etwas länger auf sich warten lässt?
    Ich würde gerade zu einer Menge Dinge Ja sagen. Zu einem Wintergarten mit Fußbodenheizung. Zu zehn Kilo weniger auf der Waage. Zu einem Wochenende mit Konrad an der Ostsee.
    Nein, das Wochenende lieber doch nicht. Denn zum Anschweigen müssen wir keine sechshundert Kilometer durchs Land fahren.
    Wir schweigen. Wie immer, wenn uns die Worte fehlen, wenn es uns die Sprache verschlägt und wir am nächsten Morgen stumm durch die Wohnung geistern, die Mentalhämatome gut versteckt hinter großen Sonnenbrillen. Wir bewerfen uns mit Stille. Vermöbeln uns mit Sprachlosigkeit.
    Ein Blick in Konrads Augen hat mir gezeigt, dass ich ihn zielsicher erwischt habe, genau im richtigen Winkel. C3, Treffer, versenkt. Meine Linke ist berüchtigt.
    Selbst Mona bleibt die Spucke weg, als ich ihr erzähle, was Konrad getan und ich unterlassen habe. » Aber wieso sagst du nicht einfach Ja?«, fragt sie mich und ist aufrichtig verzweifelt.
    » Weil ich nicht will? Ich bin zu jung für schlechten Sex«, sage ich und weiß es in diesem

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