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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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schnupperte. Es duftete köstlich. Ich streifte die Schuhe ab und folgte Musik und Geruch in die Küche. Dort stand Konrad.
    Nein, er stand nicht, er hielt Wache vor einem vor Rosenblättern überquellenden Tisch, übersät mit Kerzen, gedeckt für zwei Personen. Der Wein schimmerte in den Gläsern, als Konrad mich sah, vom Stuhl aufstand und mir eines reichte. Sein ungelenker Bewegungsablauf erinnerte mich stark an den Habitus eines übereifrigen Oberkellners.
    » Liebling.« Sein Blick wurde weich, meine Knie auch. » Schön, dass du da bist.«
    In meinem Gehirn setzten sich die kleinen Rädchen in Bewegung. Was war hier los? Was hatte ich verpasst, vergessen, verdaddelt? Ich scannte den Tisch nach Indizien ab. Mein Blick blieb an zwei Stoffservietten hängen, die Konrad kunstvoll zu einem Gebilde gefaltet hatte, das wie das Opernhaus von Sydney aussah. Gleichnamiger Kater saß mit einer roten Satinschleife um das doppelte Kinn gebunden auf der Eckbank und hypnotisierte das Essen. Ich folgte seinem Blick und sah den großen Pastatopf auf dem Tisch stehen, daneben eine Schüssel mit Hackfleischsoße. Außerdem erblickte ich ein Schälchen, in dem ein Stück schwitzender und nicht mehr ganz taufrischer Parmesan nebst zugehöriger Reibe lag.
    Es gibt Momente, da weiß man, was auf einen zukommt, muss aber so tun, als wäre man überrascht. Dieser Moment gehörte nicht dazu. Ich musste die Verwunderung nicht vorheucheln. Ich stand da, mit aufgeklapptem Fischmaul und idiotisch kreisenden Augen, und es hätte mich nicht gewundert, wenn Konrad mir eine verpasst hätte, um mich zurück in die Realität zu holen. Anstatt mir eine zu knallen, kam er auf mich zu und nahm mich in den Arm.
    » Ich wünsche dir alles Liebe zu unserem ersten Jahrestag, mein Schatz!«
    Der Schock, der mich in der nächsten Sekunde ereilte, war so schwer, dass ich rückwärtsgetaumelt wäre, wenn Konrad mich nicht im Klammergriff gehabt hätte. Ich keuchte. Konrad küsste mich aufs Haar und sah mir in die Augen.
    » Ich liebe dich. Ich war noch nie so glücklich wie mit dir. Und ich habe uns Spaghetti Bolognese gekocht. Dein Lieblingsessen.«
    Das war tatsächlich als Zeichen seiner Liebe zu verstehen. Ich wusste, wozu Konrad kulinarisch fähig war, deswegen rechnete ich es ihm hoch an, dass er mich nicht mit Kaviarhäppchen und pochierten Eiern versucht hatte. Da mein Magen in diesem Moment zu einem leichten Knurren ansetzte, freute ich mich– zu diesem Zeitpunkt– über das unerwartete Dinner.
    Nur die Tatsache, dass ich unseren Jahrestag vollkommen vergessen und schnell und unauffällig noch an ein Geschenk kommen musste, beunruhigte mich ein wenig. Aber bis zur feierlichen Geschenkübergabe war ja noch mindestens zwei Gänge Zeit. Ich = Improvisationstalent.
    Ich drückte mich neben Sydney auf die Bank, Konrad und ich begannen zu essen und Sydney jämmerlich zu maulen, weil er nichts abbekam. Etwas war komisch, anders als sonst. In der Bolognesesoße schwammen schwarze Bröckchen, die den Ascheresten nicht unähnlich waren, die ich normalerweise in Pfannen zurückließ. Die Spaghetti waren wohl schon vor Stunden abgekocht worden und quetschten sich aus lauter Angst vor uns dicht aneinander. Konrad versuchte, galant mit der Nudelkralle durch das Pastawirrwarr durchzukommen. Nach drei Minuten erbittertem Kampf griff ich zur Papierschere und schnitt in bewährter Pippi-Langstrumpf-Manier den gigantischen Nudelstrunk in Stücke.
    Als Konrad sich zu mir beugte, um mir Parmesan über die erkalteten Nudelfetzen und die gescheckte Bolognese zu hobeln, blieb er mit dem Tuch, das er sich idiotischerweise über den Arm gelegt hatte, an meinem Weinglas hängen. Hundert Milliliter Pino Grigio ergossen sich über meinen Teller und meinen Oberschenkel.
    Ich schmunzelte. So weit alles wie immer, nur dass ausnahmsweise nicht ich der Bewegungsepileptiker war, der eine Schneise der Verwüstung hinter sich herzog. Spannend, mal auf der anderen Seite zu sitzen. Aber was war mit Konrad los? Der Mann, der immer alles im Griff hatte? Der gut aussah, selbst wenn er tagelang ohne fließend Wasser im Garten campierte? Der kochte, dass Johann Lafer ihm schnurstracks eine eigene Sendung angeboten hätte?
    Im Hintergrund dudelte weiter das Orchester. Entfernt erinnerte ich mich an eine » Spaghetti con Amore«- CD , die ich mal zwischen Konrads getragenen Unterhosen gefunden hatte. Pavarotti sang » La donna è mobile«. Ich kam mir vor wie in der Pizzawerbung im

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