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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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aus der Hosentasche ein zerfleddertes Schächtelchen Streichhölzer und gab mir Feuer.
    Wir saßen am Tisch, rauchten und schwiegen.
    Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn
    Samstag, 15 . Oktober, um 18 : 05 Uhr
    Offensichtlich ist das Schweigen das, was die wunderbare Freundschaft von Konrads Vater und mir auszeichnet, sowohl miteinander als auch mit anderen. Wir haben den halben Tag in der Küche verbracht, rauchend, unter den strengen Blicken von Tagalog, die durch die Wohnung wienerte, alle paar Stunden zu uns reinkam und kopfschüttelnd den Aschenbecher ausleerte. Irgendwann konnte sie sich das Trauerspiel wohl nicht mehr mit ansehen, packte ihren Reiskocher aus und stellte sich an den Herd. Wir aßen, ohne ein Wort dabei zu verlieren, nur Tagalog schimpfte in ihrer fremden, aber schön klingenden, melodischen Sprache unentwegt vor sich hin.
    Am Nachmittag sahen wir fern. Tagalog blieb noch eine Weile, wohl aus Solidarität, und quetschte sich neben mich, Konrads Vater und den dicken Sydney auf die Couch. Konrads Vater hatte die Fernbedienung in der Hand und landete schon bald auf 3sat. »Casablanca«. Na vielen Dank auch!
    » Kommt nicht wenigstens › Die Brücke von Remagen‹ oder so?«, wagte ich einen leisen Vorstoß, doch Konrads Vater drückte einfach zweimal am Lautstärkeregler, und ich schwieg. Tagalog seufzte zufrieden, und ich sah Humphrey und Ingrid zu, wie sie sich unter stimmungsvoller Szenenmusik in die Arme fielen. Halb zog sie ihn, halb sank er hin, so genau wusste das am Ende keiner mehr. Sam spielte es noch einmal, und am Ende blieb beiden immer noch Paris. Alles wie gehabt.
    Nur bei einem Satz, da sah mich Konrads Vater plötzlich durchdringend an. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber bald und dann für den Rest deines Lebens.
    Er lächelte verschwörerisch.
    Und in meinem Kopf brandete eine Flutwelle an Land. Wann würde ich bereuen, dass ich um Konrad nicht kämpfte? Dass ich das alles so elendig und bewegungslos über mich ergehen ließ? Eigentlich fand ich die Vorstellung von Frau Bergman ja ziemlich nervig, ihr Ausgeliefertsein störte mich genau wie die Tatsache, dass sie nicht mit dem aufregenden Rick durchbrannte und stattdessen bei ihrem langweiligen Laszlo blieb.
    Und was tat ich? Ich saß mit Konrads Vater, meiner Putzfrau und dem dicken Kater auf dem Sofa, anstatt mit meinem Freund darüber zu sprechen, was man unter normalen Menschen Zukunft nannte.
    Ich war entsetzt. So war ich? Ich war ein Hausmütterchen aus den Fünfzigern, nur ohne Heiratssehnsucht, dafür mit genau der gleichen demütigen Wartehaltung! Na gut, und in meiner Wohnung sah es auch anders aus. Trotzdem ärgerte ich mich. Ingrid hatte sicher einen Grund gehabt, warum sie sich für das langweilige Eheleben und gegen das aufregende Dasein als Geliebte eines marokkanischen Barbesitzers entschieden hatte. Sie hatte ein Versprechen gegeben, und das wollte sie einhalten, selbst wenn ihr Herz in Zweifeln ersoff.
    Als der Film zu Ende war, tupfte sich Tagalog ein Tränchen aus dem Auge. Konrads Vater streichelte den dicken Sydney und sagte den ersten und einzigen Satz in seiner gesamten Amtszeit als Alleinunterhalter und Anstandswauwau meiner selbst: » An den wichtigsten Kreuzungen des Lebens stehen halt einfach keine Wegweiser.«
    Ich schwieg. Die Geistesdämmerung, die vor ein paar Tagen mit einem zögerlichen Silberstreif am Horizont begonnen hatte, war inzwischen vor der hoch am Himmel stehenden Mittagssonne abgelöst worden. Irgendwann in der letzten Woche, zwischen Monas Besuch und dem beginnenden Babysitting von (oder durch?) Konrads Vater, hatte ich der Erkenntnis, dass ich mit Konrad zusammenbleiben wollte, nicht länger aus dem Weg gehen können. Diese Einsicht war mir aber auch auf Schritt und Tritt gefolgt, wie hätte ich sie da länger ignorieren können?
    Nein, ich wollte immer noch nicht heiraten. Aber ja, ich war gewillt, von meiner ablehnenden Haltung ein paar Millimeter abzuweichen in der Hoffnung, dass Konrad das Gleiche tun würde.
    Manchmal, so war mir mittlerweile klar geworden, hörte ich Konrad nicht, vergaß, was ich an ihm hatte. Eine gute Beziehung ist aber keine ständige Musik im Ohr, kein Radiosender, der vierundzwanzig Stunden am Tag die besten Hits der Achtziger, Neunziger und von heute spielt, sondern ein Summen, das mal lauter, mal leiser wird.
    Wenn man sein ganzes Leben immer nur das macht, was man sich

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