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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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erkennen lässt, sondern nur noch strudelt und rauscht und auf die klapprige Hütte prasselt, die ich mein Eigen nenne.
    Ploing. Ploing. Ploing.
    In beinahe lakonischer Gelassenheit rollten die ersten Tropfen über meine Wange und klatschten auf die rot-weiß karierte Tischdecke.

Ist es Wahnsinn, so hat es doch Methode
    Freitag, 14 . Oktober, um 08 : 03 Uhr
    Ja, ich habe erkannt, dass mein Verhalten nicht fehlerlos war. Nein, ich habe nichts dagegen unternommen. Ich kam nämlich gar nicht dazu. Die Erkenntnis, dass das, was ich gerade tue, wohl nicht der Weisheit letzter Schluss ist, um es mal freundlich zu formulieren, lähmt mich dermaßen, dass ich, außer dem dringenden Bedürfnis, meinen Kopf unentwegt an die Wand zu schlagen, gar nichts fühle.
    Ich weiß nicht, was ich fühlen soll. Aber immerhin kann ich nach zwei Wochen des Trotzes, der kalten Wut und des notorischen Probleme-von-mir-Wegschiebens endlich erkennen, dass ich trotz all der Schönrederei nicht glücklicher bin, seit Konrad weg ist. Die ersten Tage waren okay. Na ja, nicht okay, aber immerhin erträglich. Ich war so sauer, so wütend auf Konrad, dass er mich so in die Ecke gedrängt hatte, dass ich gar keinen Platz mehr darin hatte, um über das nachzudenken, was ich wirklich will. Seit Dienstag, seit Mona hier war, bin ich so aufgewühlt und traurig, dass ich es im besten Fall noch schaffe, wie eine jammernde Witwe die Hände gen Himmel zu werfen und mit dem Oberkörper blödsinnig nach vorne und nach hinten zu schaukeln. Kurz: Monas Besuch hat mich in einen Autisten verwandelt. Nur dass ich statt der Streichhölzer meine Verfehlungen aufzähle, eine nach der anderen, die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.
    Mein Hirn liegt im Wachkoma. Es ist, als habe jemand die Verbindung zu meinen Gedanken gekappt. Während ich die zwei Wochen davor ausschließlich damit verbracht habe nachzudenken, wütend zu sein und Konrad zu verfluchen, genau genommen also jegliche Kommunikation zu meinem Herzen wegen Überlastung eingestellt wurde, ist in meinem Kopf jetzt ein großes, dunkles Loch. Ich kann sogar ein Echo hören, wenn ich hineinrufe. Stattdessen fackelt irgendein hochentzündlicher Stoff in meiner Brust, und zwar jedes Mal, wenn ich etwas sehe, das mich an Konrad erinnert. Sydney zum Beispiel. Der dann immer fauchend und miauend das Weite sucht, weil ich mich keuchend und heulend auf die Erde werfe, wenn ich ihn sehe. Das arme Tier.
    Das Einzige, was mich in den letzten Tagen zum Grübeln gebracht hat, ist meine folgenschwere Entdeckung: Der Schnittlauch blüht. Und selbst nach drei Tagen in der lichtundurchlässigen Speisekammer lässt er sich nicht davon abbringen, kleine lilafarbene Pompons in die Luft zu strecken und mir damit auf die Nerven zu gehen. Von wegen, die im Dunkeln sieht man nicht. Mein Scheißbeziehungsschnittlauch führt sich auf wie bei der Bundesgartenschau! Jeden Morgen schleiche ich zur Speisekammer und öffne mit einem leisen Knarzen die Tür, und jeden Morgen reckt sich Eberhard mir obszön bunt entgegen und wedelt anzüglich mit den lila Blüten. Schuft.

Konrad, sprach die Frau Mama, ich geh aus, und du bleibst da!
    Samstag, 15 . Oktober, um 11 : 38 Uhr
    Heute Morgen klingelte es um Punkt neun Uhr an meiner Wohnungstür. Dann machte sich jemand mit Schlüssel am Schloss zu schaffen. Konrad?
    Ich stand gerade im Bad und versuchte, mir mit Unmengen von klebrigem Make-up die Trauerränder unter den Augen abzudecken. Panisch grapschte ich nach meiner Haarbürste– wenn Konrad mich bei seiner glorreichen Zurückeroberung, auf die ich mit klopfendem Herzen spekulierte, so sah, würde er dem Pferd die Sporen geben und sich eiligst wieder aus dem Staub machen.
    » Hello, Miss?«
    Tagalog riss die Tür zum Badezimmer auf. Erstaunt, aber nicht unfreundlich lächelte sie mich an. » Dumating ako upang linisin.«
    » Ach, Tagalog«, ich wischte mir enttäuscht die Hände ab und sah sie an. » Es ist Samstag. Was machst du denn hier?«
    Und warum bist du nicht Konrad?
    » Dito ito ay masyadong marumi! Na rin tingin ko sa likod.«
    » Okay, kein Problem. Äh, wo warst du die ganze Zeit?«
    Tagalog drängelte sich zu mir ins Badezimmer und schloss die Tür. Na, immer rin in die gute Stube.
    Sie setzte sich auf den Badewannenrand.
    » Hepe ay tinatawag na sa akin.«
    » Hepe?«
    Tagalog zögerte. » Boss?«
    Ja. Genau. Wer ist hier der Boss? Ich bin jetzt der Boss. Weil Boss Numero uno nicht mehr da ist. Nur wie erkläre ich

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