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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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manchmal gehen wir uns aus dem Weg, wenn wir uns zu viel werden, aber im Großen und Ganzen scheint eigentlich immer die Sonne. Vereinzelt gibt’s mal ein paar Wolken, Temperatur aber konstant.
    Es muss an Konrad liegen. Irgendwas in ihm drin blockiert ihn wie eine fette Ampel, die seit knapp zwei Wochen auf Rot steht. Vor ein paar Tagen hat er sich bei mir entschuldigt. Er war ganz klein und geknickt und hat mir gesagt, es tue ihm so leid, dass er mir gerade so wehtut. Und ich weiß nicht, warum, aber irgendwie habe ich eine Menge Mut und Tapferkeit aufbringen können, denn ich habe das Kunststück vollbracht, ihn fest in den Arm zu nehmen und an mich zu drücken und für mindestens zwei Stunden nicht mehr loszulassen. Gesagt habe ich nichts, ich bin ja seit Neuestem eher von der schweigsamen Sorte.
    Und verwundert über mich. Wenn ich an meine vergangenen Beziehungen denke, wird mir ein bisschen mulmig im Bauch. Wenn ich mir vorstelle, dass auch nur einer von denen irgendwann einmal zu mir gesagt hätte: Meine Ex hat einen Neuen, und mir macht’s was aus– ich hätte die Tapete von den Wänden gerissen.
    Warum bin ich dieses Mal so ruhig? So anders? Nicht weniger traurig, aber weniger melodramatisch? Nicht weniger ratlos, aber weniger hoffnungslos? Warum ist es bei Konrad anders?
    Eberhard sagt, weil das hier etwas Besonderes ist. Und dass ich das weiß, irgendwo tief in mir drin, und deswegen nicht alles kurz und klein schlage, weil hier gerade die Lichter ausgehen. Oder zumindest flackern.
    Als Konrad vom Besuch seiner Eltern zurückkam, ließ er sich aufs Sofa plumpsen.
    » Ich hab dir was mitgebracht«, sagte er und reichte mir eine grüne Tupperdose aus den Siebzigern.
    » Essen?« Ich konnte es kaum glauben. Konrad nickte, ich öffnete vorsichtig den Deckel. In der Dose lagen einträchtig und friedlich nebeneinander zwei Pferdeäpfel. Mir fielen Apassionata und Mister Ed ein. Diese Familie hatte eindeutig ein Pferdeproblem. Ratlos sah ich zu Konrad.
    » Von meiner Mutter.«
    » Deine Mutter schenkt mir Pferdeäpfel?«
    Aha. Die Situation hatte sich also auf wundersame und unerklärliche Weise nicht geändert, Konrads Mutter war immer noch… nennen wir es: schlecht auf mich zu sprechen. Dass sie mir deswegen Tierexkremente schenkte, hielt ich persönlich zwar für etwas übertrieben, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
    Konrad gluckste. » Unsinn. Das sind Grünkernbratlinge. Die gab’s heute zu Mittag, und ich sollte sie dir mitbringen.«
    Mein Gesicht verwandelte sich in ein Fragezeichen. » Deine Mutter schickt mir Essen?« Ich war angemessen fassungslos. Vor ein paar Wochen noch hatte sie mir einen riesigen Eimer verbalen Schlick über den Kopf geleert, und jetzt spielte sie Essen auf Rädern? Sah ich so unterernährt aus? Das wäre immerhin eine gute Sache…
    Ich schnupperte kritisch an den Pferdeäpfeln.
    » Hast du ihr das von Nadine erzählt?«, wandte ich mich erneut an Konrad.
    Der nickte nur zerknirscht.
    » Und?«, hakte ich nach, » wie hat sie reagiert?«
    Konrad seufzte. » Sie hat geweint.«
    Na toll. Wahrscheinlich, weil ihre Lieblingsschwiegertochter jetzt anderweitig vergeben war. Weil sie jetzt unabänderlich mich an der Backe hatte und nicht mehr auf das große Happy End zwischen Konrad und Nadine hoffen konnte.
    » Aber ich soll dich grüßen.«
    » Mich grüßen?«
    Das kam mir spanisch vor. Ich aber, märchentechnisch ziemlich gut bewandert, roch den Braten: Die Grünkernäpfel waren hundert Pro vergiftet. Als Konrad wenige Minuten später im Badezimmer war, zerbröselte ich die beiden braunen Ökobuletten schnell auf einer Zeitung und warf das Ganze in den Kompost.
    Grünkernbratlinge als Mitbringsel.
    Die Frau war doch echt nicht mehr ganz bei Trost.

Wo die Liebe hinfällt
    Dienstag, 22 . März, um 23 : 27 Uhr
    » Deine Geduld ist unglaublich!« Mona nimmt einen tiefen Schluck aus der Pulle. Dann schüttelt sie den Kopf, zum vierten Mal innerhalb der letzten fünf Minuten. » Hast du denn keine Angst?«
    » Angst wovor?« Ich frage das nicht, weil ich beschränkt bin, sondern weil ich wirklich nicht weiß, wovor ich mich fürchten sollte.
    » Na, dass es nicht aufhören wird, ihn zu stören!«, empört sich Mona.
    Ich zucke mit den Schultern. » Nö. Ich kann ja doch nichts daran ändern.« Mona sieht mich an, als hätte ich mich in einen Elefanten im rosa Tütü verwandelt. » Wenn ich jetzt auch noch durchdrehe, dann können wir die ganze Sache gleich ad acta

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