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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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hatte oder die Steuererklärung frisiert hat, also irgendetwas echt HARMLOSES , aber nicht DAS . Nicht, dass es ihn stört, dass seine Exfreundin, mit der er seit über einem Jahr nicht mehr zusammen ist, einen neuen Freund hat.

Der stille Weg
    Dienstag, 15 . März, um 09 : 26 Uhr
    Es ist sehr still geworden in den letzten Tagen. Wir reden nicht mehr viel, Konrad und ich. Ich weiß auch nicht mehr, worüber wir noch reden sollen.
    Das Wochenende haben wir noch mit sehr viel Reden verbracht. Konrad hat mir versichert, ja, hoch und heilig geschworen, dass er nicht mehr in Nadine verliebt ist. Dass er sie nicht liebt, nicht mehr zurückwill und der Zeit mit ihr keine Träne nachweint.
    » Ich versteh das einfach nicht«, fluchte er leise und traurig, » ich vermisse sie nicht, ich denke nicht an sie, ich will sie nicht zurück, selbst wenn man sie mir auf den Bauch bindet.« Alles prima so weit. » Aber es zwickt ganz fürchterlich, wenn ich an sie und ihren neuen Freund denke.«
    Kann ich verstehen, irgendwie. Nicht nur, weil mir das selbst schon mal passiert ist, sondern vor allem, weil mich das selber zwickt. Nein, nicht nur zwickt: Es verpasst mir jedes Mal eine schallende Ohrfeige. Ich halte tapfer stand, die andere Wange hin und bewege mich keinen Zentimeter. Irgendwie hoffe ich, dass der Sturm an mir vorüberzieht, wenn ich einfach nur so tue, als gäbe es mich nicht. Augen zukneifen, Ohren und Nase zuhalten. Keiner rührt sich vom Fleck. Stillgestanden.
    Das könnte das Motto der letzten Tage sein. Konrad und ich bewegen uns nicht. Nicht aufeinander zu, nicht voneinander weg. Wir sitzen einfach rat- und sprachlos nebeneinander auf dem Sofa und verstehen die Welt nicht mehr.
    Ich bin so gelähmt, dass ich noch nicht einmal über mögliche Reaktionen nachdenken kann. Wenn ich anfange, darüber nachzudenken, ob der Zustand für mich tragbar ist, ob ein Freund für mich tragbar ist, der allem Anschein nach noch an seiner Exfreundin hängt, dann legt sich sofort eine bleierne Schwere auf meine Gedanken. Und nicht nur dahin. Im Bett herrscht Flaute. Zwischen mir und Konrad: Sendepause. Anscheinend hat keiner von uns ein probates Mittel zur Hand, um das Schweigen zu brechen.
    Ich komme nicht vor, nicht zurück, ich kann nicht mehr um die Ecke oder auch nur drei Meter weit denken. Das ist nicht gut. Gar nicht gut.

Bleibt alles anders
    Mittwoch, 16 . März, um 08 : 51 Uhr
    Einem scheint der Stillstand aber doch gut zu tun. Eberhard, der Beziehungsschnittlauch, wurde von Konrad umgetopft, gedüngt und an einen sonnigen Platz in der Küche versetzt. Die verdorrten Stängel hat er abgeschnitten, übrig blieb ein sehr magerer Rupf, der sich unter Aufbringung der letzten Kräfte gegen den nahenden Tod wehrte.
    Heute Morgen sah ich zwei kleine Triebe. Eberhard hat ein bemerkenswertes Timing. Will der Schnittlauch mir etwas mitteilen? Beziehungsweise: Bin ich bereit, Nachrichten von einer Pflanze zu empfangen?
    Ich beschließe: Ja. Manchmal muss man zu unorthodoxen Mitteln greifen. Oder einfach aushalten. Gras wächst bekanntlich nicht schneller, nur weil man daran zieht. Sagt zumindest Eberhard.

Exkremente
    Sonntag, 20 . März, um 18 : 31 Uhr
    Konrad war gestern bei seinen Eltern. Allein. Ich musste noch nicht einmal Migräne vortäuschen, um nicht gefragt zu werden. Ich habe die Zeit genutzt und ein bisschen über unser monumentales Problem weitergegrübelt.
    Niemand hört gerne, dass sein Partner noch an der alten Beziehung hängt. Oder dass es ihn stört, wenn der oder die Ex neu verbandelt ist. Niemand. Ich kann nicht behaupten, dass ich mir ein Loch in den Bauch freuen würde, wenn ich einen meiner Exfreunde mit neuer Flamme in der Stadt begegnen würde. Aber immerhin sind meine Beziehungen schon so lange her oder waren so nichtig, dass es mir wahrscheinlich nicht annähernd so sehr die Laune verhageln würde, wie es bei Konrad gerade der Fall ist.
    Es liegt nicht an Nadine. Dessen bin ich mir sicher.
    Das ist neu. Vor ein paar Wochen hätte ich noch genügend Gründe gefunden, warum Nadine die Bessere, Schönere und Begehrenswertere von uns beiden ist.
    An der Beziehung, die Konrad und ich führen, liegt es auch nicht. Dessen bin ich mir zwar nicht mehr ganz so sicher, aber immerhin sicher genug, um mich mit den Zweifeln nicht fertigzumachen.
    Wir sind ein gutes Team. Wir funktionieren gut nebeneinander, es sei denn, einer von uns (meistens ich) hat einen Aussetzer. Wir nerven uns nicht an, wir zicken nicht rum,

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