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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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Sprich zitiert. Ist ja seit Guttenberg das Gleiche.
    Gut. Gibt’s noch andere Möglichkeiten? Ich sollte wohl Plagiate besser vermeiden und auf Singen, Reimen und Tanzen auf jeden Fall verzichten.
    Ich könnte was malen. Aber nur was Abstraktes. Fraglich, ob Konrad auf einer vollgeklecksten Leinwand meine Liebeserklärung erkennt.
    Herrschaft, ist das kompliziert! Das kann doch nicht so schwer sein! Andere haben das doch auch schon vor mir gemacht… Gute Idee! Ich frag mal die anderen.

You say it best
    Samstag, 9 . April, um 14 : 03 Uhr
    Ratschläge sind auch Schläge, so heißt es doch, oder? Toll, ey! Ich frag die Hühner um Rat und komme mit einer Wagenladung voll Zweifel zurück. Das nenne ich mal ein richtig mieses Geschäft.
    Habe Mona, Cora und Tine gestern zum Brainstorming ins Café einbestellt. Sie haben sich sehr für mich und die Liebeserklärung, die ich von Konrad erhalten habe, gefreut, ich durfte auch alles noch mal ganz in Ruhe und in allen Details berichten. Wenn man das so jemand anderem erzählt, kommt es einem auch gleich noch toller vor (was aber auch daran liegen kann, dass der Moment selbst nur dreißig Sekunden, meine Erzählung aber mehr als zwanzig Minuten dauerte). Jedenfalls war ich hochgradig euphorisiert und bat nun um Hilfe.
    Tine sah mich irritiert an. » Muss doch gar nicht spektakulär sein.«
    Mona war solidarischer. » Doch klar! Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!«
    Und dann mischte sich auch noch Cora ein. » Am besten ist, wenn du dir erst mal über den Inhalt Gedanken machst.«
    Inhalt? Inhalt ist klar! » Ich liebe dich«, stellte ich dementsprechend bündig fest, » das ist der Inhalt.«
    Cora lachte. » Quatsch. Hast du schon mal von einer Liebeserklärung gehört, die nur drei Wörter lang ist?«
    Ich schüttelte den Kopf. Das konnte ja heiter werden.
    » Und was sag ich da so?«, fragte ich vorfreudig.
    » Na ja«, ereiferte sich Tine, ihres Zeichens seit mehreren Jahren Teil eines bestens funktionierenden Paarsystems und daher meine erste Wahl in Beziehungsfragen aller Art, » man erklärt natürlich nicht nur, dass man jemanden liebt, sondern auch, warum.«
    Warum? » Warum sollte ich das denn tun?«, entgegnete ich nun ehrlich entsetzt. Das drohte ja regelrecht in Arbeit auszuarten, das hatte ich mir eindeutig anders vorgestellt.
    » Warum denn nicht?«, lachte Cora mich an. Oder aus.
    » Weil Konrad es auch nicht gemacht hat«, stellte ich fest und zuckte mit den Achseln.
    Tine und Cora winkten ab und dem Kellner zu, er möge die Rechnung bringen. Als sie von dannen rauschten, heim zu ihren GLÜCKLICHEN Beziehungen mit den KAUSALEN Liebeserklärungen, hob Mona resigniert die Schultern. » Auch wenn ich ihnen gern widersprechen würde: Wo sie recht haben, haben sie recht.«
    Judas! Nimm deine Silberlinge und verschwinde!
    » Überleg halt mal, was du an Konrad liebst, das kann ja nicht so schwer sein.«
    Von wegen.

…when you say nothing at all
    Montag, 11 . April, um 20 : 27 Uhr
    » Das kann ja nicht so schwer sein.« Vielen Dank auch, Mona. Du hast es ja leicht. Du hast ja keine Beziehung. Du musst nicht darüber nachdenken, was du an deinem Freund liebst.
    Seit meinem Treffen mit den Mädels kreisen meine Gedanken ununterbrochen um Konrad. Nein, das stimmt so nicht ganz. Nicht um Konrad, sondern um die Frage, was ich an ihm liebe. Zur Erklärung sei vorab gesagt: Ich bin ein Trotzkind. Wenn man mir sagt: » Halt die Füße still«, dann zuckt es mich augenblicklich umso heftiger in den Waden, und ich will Polka tanzen. Wenn man mir sagt: » Vergiss es einfach«, werde ich garantiert an nichts anderes mehr denken. Und wenn man mich dazu auffordert, über meine liebsten Eigenschaften an Konrad nachzudenken, fallen mir garantiert nur die Dinge ein, die ich an ihm total ätzend finde.
    Also. Konrad ist unordentlich. Das beschreibt allerdings nur ansatzweise das Ausmaß der Katastrophe. Konrad ist genau genommen nicht einfach nur unordentlich. Ich bin unordentlich. Ich lasse gerne mal was rumliegen, putze nur alle vierzehn Tage und schmeiße Essen erst weg, wenn es den Weg zum Mülleimer auf Nachfrage eigentlich alleine finden könnte. Ich öffne Briefe, und besonders die offiziellen, gerne erst nach ein paar Wochen und kann auch nicht unbedingt behaupten, dass mir der Angstschweiß ausbricht, wenn ich eine Rechnung nicht sofort begleiche. Um es kurz zu machen: Mein zweiter Vorname ist Prokrastination. Ich schiebe alles auf, was geht, und warte dann zur Sicherheit

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