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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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noch mal drei Tage. Vor allem bei Dingen, die den Haushalt betreffen.
    Aber Konrad? Gegen den bin ich ein ordnungstüchtiger Zwangsneurotiker. Neulich habe ich mal meiner Unzufriedenheit Ausdruck verliehen und mich geweigert, Konrads Klamotten zu waschen. Nicht weil ich Wäschewaschen nicht mag, sondern weil ich es satthatte, die unzähligen Kleiderberge, die wie Maulwurfshügel aus dem Boden unserer Wohnung sprießen, nach schmutziger Wäsche zu durchsuchen. Und wie reagierte Konrad auf mein Embargo? Er drehte die alten Socken auf links und zog sie ein zweites Mal an.
    Konrad ist nicht nur putzautistisch und ordnungsresistent. Konrad ist eigentlich ein Weichei. Obwohl er zugegeben hat, dass er sich bei Nadine memmenhaft verhalten hat (gut, er formulierte es anders, er sagte… ähm, was war das doch gleich? Ach ja: nachsichtig), bringt mich das ja rein praktisch nicht wirklich weiter. In dem Katzentelefonat mit Nadine hat er ja auch nicht einfach gesagt: » Alte, lass mich mit deinen Problemen in Ruhe, mir doch egal, wenn dein Typ– den ich im Übrigen schwerstens bemitleide– eine Katzenhaarallergie hat«, sondern er hat ihr kleinlichst aufgedröselt, warum es nicht gehe, die Katze an uns abzuschieben. Hallo? Konrad! Ein Stock im Arsch ersetzt kein Rückgrat! Und wie er erst bei seiner Mutter war. Meine Güte! Da hat er gezittert wie Espenlaub. Nun frage ich mich also mal ganz ehrlich: Hat mein Freund überhaupt Eier in der Hose, abzüglich derer, die ich bei meinen anatomischen Erkundungstouren gefunden habe?
    Mein Telefon klingelt. Konrad reißt mich aus den Gedanken und meiner schriftstellerischen Hochkonzentration. Auch noch was, das ich an Konrad nicht leiden kann, dieses ständige Melden, Anrufen, SMS -Schreiben. Boah! Ich werd verrückt, ich schwör’s, wenn der mich noch mal anruft und mir sagt, dass er die Bahn verpasst hat und erst in vier Minuten heimkommt… Das gibt’s doch gar nicht, kann der nichts alleine machen? Woher kommt dieses entsetzliche Kontakt(fehl-)verhalten? Das ist ja schlimmer als bei Twitter! Mann! Der braucht heut Abend gar nicht mehr nach Hause kommen! Ich hab so ’nen Hals, ehrlich wahr!
    Ich soll Konrad sagen, was ich an ihm liebe? Pah, das könnte ein kurzes Intermezzo werden. Besser ist, wenn ich ihm erst mal sage, was mich an ihm in den Wahnsinn treibt! Das ist sowieso viel besser, dann kann ich danach nämlich sagen: » Und ich liebe dich TROTZDEM !«
    Genau. Wenn man jemanden MIT diesen ganzen kranken Macken liebt, ja, dann ist es doch erst recht echte Liebe. Dann MUSS es echte Liebe sein! Solche Sachen KANN man nämlich gar nicht lieben, da gehört schon ganz schön was dazu, wenn sich jemand so komisch verhält!
    Ich sag ja nicht, dass ich » normal« bin. Also, nein, normal bin ich nicht, auch nicht ohne Anführungszeichen. Ich sehe ein, ich bin Geschmackssache, an mir muss man auch ein paar Eigenschaften in Kauf nehmen. Aber das sind garantiert nicht so viele wie bei Konrad! Und selbst wenn es so viele wären, dann sind sie eh viel weniger schlimm.
    Toll. Ich wollte herausfinden, was genau ich an Konrad liebe. Herausgekommen ist eine Liste all der Dinge, die ich am allerwenigsten an ihm mag. Mist. Das kann ich nicht für die Liebeserklärung verwenden. Das geht irgendwie nicht.
    Bevor ich bei meiner Liebeserklärung irgendwas Dummes sage, halte ich mich heute Abend besser strikt an den großen irischen Philosophen Ronan Keating: You say it best when you say nothing at all. Zu Deutsch: Einfach mal die Schnauze halten.

Die Frage mit dem Blubb
    Mittwoch, 13 . April, um 09 : 02 Uhr
    Wie kann es eigentlich sein, dass mir ad hoc eine ganze Liste an Dingen einfällt, die ich an meinem Freund ausgesprochen bescheuert finde, und keine einzige Eigenschaft, die mein Herz erwärmt? Was liebe ich eigentlich an Konrad? Ich weiß bzw. ich ahne, dass ich ihn liebe, aber was bitte schön genau? Seine Maulwurfshügel wohl eher nicht, den Belagerungszustand, den er mithilfe mobiler Massenmedien auslöst, sicher auch nicht. Und am wenigsten mag ich sein, sagen wir mal: flexibles Rückgrat. Was also LIEBE ich denn an Konrad?
    Dass er mich zum Lachen bringt? Nein. Dann schon eher, dass er über meine Witze lacht.
    Dass wir so gute Gespräche führen? Meistens führe ich das Gespräch, und Konrad hört zu.
    Dass er so attraktiv, erfolgreich und toll ist?
    Vor allem liebe ich daran, dass er mich trotzdem wollte. Das ist ein Upgrade in die Bundesliga, bisher kickte ich nur in der

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