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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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will…«
    Keine Sorge, Nadine. Noch näher geht nicht, es sei denn, du möchtest im Spalt zwischen unseren Matratzen schlafen?
    » …aber es ist ja offensichtlich, dass IHR BEIDE ein bisschen auf eure Linie achten solltet.«
    Mir bleibt spontan mein letzter Bissen im Hals stecken. Und auch Konnilein hat genug. Meiner Meinung nach immer noch viel zu freundlich, sagt er: » Mein Desinteresse an deiner Meinung ist geradezu unermesslich. Wenn du uns also bitte in Ruhe weiter frühstücken lassen würdest, wäre ich dir äußerst verbunden.«
    Nadines Lächeln gefriert.
    Bravo!, applaudiere ich innerlich. Ich fand Konrads Reaktion durchaus angemessen, wenn auch noch etwas blutleer. Das geht bestimmt mit noch mehr Nachdruck und muss auch, denn Nadine hat immer noch nicht genug.
    » Konni, du weißt doch, deine Mutter und ich sind da ganz einer Meinung, wenn du nicht enden willst wie dein Vater…«
    Weiter kommt sie nicht, weil Konnikonrad ihr über den Mund fährt: » Nadine«, sagt er mit einem deutlichen Beben in der Stimme. » Übertreib es nicht!«
    Nadine blickt mit zusammengekniffenem Mund auf die Tischplatte. Jetzt sieht sie aus wie eine Dreijährige. Und tut mir fast schon ein bisschen leid.
    » Gut«, faucht sie, und ihr Tonfall wird bedrohlicher, » dann wünsche ich dir weiterhin viel Vergnügen mit DEINER DICKEN NEUEN FREUNDIN !«, steht auf und verlässt mit wehenden Fahnen die Küche.
    Jetzt tut sie mir schon gar nicht mehr leid. Blöde Kuh!
    » Du bist nicht dick«, stellt Konrad postwendend fest und legt eine Hand auf meinen fülligen Oberschenkel. Unter dem Flanell bäumt sich die Orangenhaut unter seiner Berührung freudig auf. » Du bist genau richtig!« Er lächelt lieb.
    Ich lächle tapfer zurück und schwöre mir, in Zukunft nur noch Orangensaft zum Frühstück zu ordern. Und Abführtropfen.

… Glück allein
    Donnerstag, 18 . November, um 09 : 23 Uhr
    Wir sind wieder in meiner Wohnung. Gott sei Dank! Hier stört uns keine Topmodel-Anwärterin beim entspannten Frühstück, hier muss mir Konrad beim Sex nicht den Mund zuhalten, hier kann ich in Unterhose durch die Wohnung laufen und muss mich nur vor mir, Konrad und meinem Spiegelbild rechtfertigen. Nicht aber vor dem Hungerhaken in Size zero.
    Konrad bleibt immer öfter über Nacht. Das freut mich einerseits außerordentlich, weil er nicht mehr in seiner eigenen Wohnung schlafen muss und nachts von Nadine überfallen werden kann. Es nervt mich andererseits außerordentlich, weil Nadine, seitdem Konrad noch öfter als vorher bei mir ist, sich wohl in Sachen Telefonterror weitergebildet hat. Sie ruft ihn wegen jedem Dreck an: um sich sein Auto zu leihen, um ihm zu sagen, dass Post da ist, um ihm zu sagen, dass keine Post da ist, weil der Wasserhahn tropft oder Sydney, Nadines und Konrads gemeinsame Katze, angeblich aus Sehnsucht nach dem Herrchen die Nahrungsaufnahme verweigert und sich in absehbarer Zeit vom Fenstersims stürzen wird. Und dabei landen Katzen doch angeblich immer auf den Pfoten.
    Sydney. Was für ein blöder Name! Eigentlich hab ich ja nichts gegen Katzen, aber solche, die Städtenamen tragen, finde ich schon per se richtig blöd. Besonders dann, wenn sie Nadine gehören. Sydney ist eine Rassekatze, » Russisch Blau«. Das musste ich erst mal googeln. Das sind diese von Kopf bis Fuß ganz und gar mausgrauen Kurzhaarkatzen, die– so behauptet zumindest Nadine– nur selbst gekochtes Futter zu sich nehmen und sehr an ihren Besitzern hängen. Nadine hat es mit dem selbst gekochten Futter wohl übertrieben, jedenfalls ist das Vieh wirklich atemberaubend fett. Passt gar nicht so richtig zu Nadine, wenn ich es mir genau überlege– wobei, vielleicht kompensiert sie bei der Katze ja ihre eigene Essstörung (die sie haben MUSS , von alleine sieht niemand so aus). Insofern ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn Sydney, wenn auch aus Trauer, ein Weilchen weniger frisst, diese fette Hummel.
    Wie auch immer: Sydney. Die Beziehungskatze. Oder, in Nadines Fall, die Essenskompensationskatze. Oder die Kinderersatzkatze, denn dass Nadine auf natürlichem Wege einmal Nachwuchs bekommt, halte ich für vollkommen ausgeschlossen. So wie bei diesen Hollywoodschauspielerinnen, die sich für ein paar Rhabarberschleifchen eine Leihmutter besorgen und die ihre Kinder fremdaustragen lassen. Und dann liest man diese Berichte über Leute wie Sarah Jessica Parker oder Jodie Foster, die ihre Karrieren, ihre Familien und vor allem ihre Traumfiguren

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