Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
wider, aber und weil nachzudenken. Er war da. Einfach so. Und ist es immer noch. Und das ist auch gut so.
Trautes Heim
Sonntag, 14 . November, um 13 : 11 Uhr
» Magst du noch ein Glas Orangensaft?«, fragt mich Konrad und schenkt mir sein schönstes verschlafenes Sonntagmorgenlächeln. Er gießt mir den Rest aus der Flasche ein, ich greife ein zweites Mal in den Brotkorb. Diese Croissants sind einfach der Wahnsinn! Glücklicherweise teilen Konrad und ich die gleiche Leidenschaft: Nutella MIT Butter. Also ziere ich mich nicht und schlage hemmungslos zu. Die Novembersonne scheint, Bill Withers singt uns ein bisschen was vor, Konrad wippt mit dem Fuß dazu und wirft mir verliebte Blicke zu. Ich werfe verliebt zurück.
Da zickt es von der anderen Seite des Tisches: » Ist ja nicht so, dass ich keinen Durst hätte, aber danke fürs Angebot!«
Konrad verdreht die Augen. » Dann nimm halt mein Glas«, stöhnt er entnervt und schiebt seiner Exfreundin, ohne sie dabei eines Blickes zu würdigen, seinen Orangensaft hin.
» Danke, Konni«, schleimbeutelt es aus ihrer Richtung zurück.
Konni. Nadine nennt Konrad, MEINEN Konrad, Konni. Aber es ist noch viel schlimmer. Nadine, Konrads raubkatzenartige Exfreundin, nimmt an unserem verliebten Romantikfrühstück teil! Vor ein paar Tagen habe ich Konrad vorsichtig gefragt, wann Nadine denn vorhabe, aus seiner Wohnung auszuziehen. Konrad zuckte nur mit den Schultern. » Ich weiß nicht. Sie sagt, sie hat schon einen Makler beauftragt, aber es ist schwer, eine vernünftige Wohnung zu finden.«
Pah! Von wegen Makler. Die Alte hat keinen Finger gerührt. Und von wegen » vernünftige Wohnung«: Nadine meint mit vernünftig wohl Drei-Zimmer-Küche-Spa inkl. Dachterrasse und Hausangestellten für fünfhundert Öcken warm. Ohne Courtage, versteht sich.
Ich äußerte meinen Verdacht, aber Konrad widersprach: » Wohnungen sind teuer, vor allem wenn man alleine einziehen will und vor allem in der Lage.«
Ja. Die Lage kenne ich nur zu gut. Nadine und Konrad sind schon seit bald einem Jahr nicht mehr zusammen. Nadine hat sich– und das ist wichtig für die Beweislage– von Konrad getrennt und will ihn jetzt zurückhaben. Deswegen hat sie es mit der Wohnungssuche auch nicht gerade wahnsinnig eilig. Die Hexe! Und Konrad verhält sich so dermaßen treudoof, dass mir so langsam, aber sicher erste Zweifel kommen.
» Weißt du, es wirkt schon ein bisschen… komisch, wenn ich das mal so sagen darf«, ging ich das heikle Thema vorsichtig an. » Wir können uns hier gar nicht richtig treffen, weil sie immer hier ist und die Luft verpestet.«
Konrad nickte. » Ja, ich weiß. Aber ich kann sie doch nicht einfach rausschmeißen.«
Wieso eigentlich nicht?, fragte ich mich und überlegte mir krampfhaft irgendwelche wirklich guten Argumente. Mir fielen aber keine ein. Außer eines: dass Nadine so angenehm wie Salpetersäure auf nüchternen Magen war.
Ich bohrte weiter. » Aber Konrad, ganz im Ernst, es ist kein besonders tolles Gefühl, dass du immer noch mit deiner Exfreundin zusammenwohnst. Woher weiß ich, dass sie sich nicht nachts in dein Zimmer schleicht und über dich hermacht?«
Konrad lachte. » Na ja, das sollte ich ja wohl noch mitbekommen, oder?« Und dann sah er mich ganz lieb an, und sein linkes Auge zuckte ein bisschen, und ich war besänftigt und voller Vertrauen, Liebe und Zuversicht.
» Juli«, katzbuckelt es da von den billigen Plätzen, » kannst du mir bitte mal das Wasser reichen?« Nadine lächelt mich zuckersüß zwischen den Zeilen an.
Nee. Denke ich. Kann ich nicht. Ich kann mit keinem 90-60-90-Model im Seidenpyjama mithalten. Ich trage Konrads Frotteebademantel, darunter eine karierte Flanellschlafanzughose und ein abgegrabbeltes T-Shirt von irgendeinem Junggesellenabschied. » Trauergemeinschaft Thorsten Kron«, steht hinten auf dem Rücken, und wenn das alles nicht so traurig wäre oder jemand anderem passierte, würde ich jetzt wahrscheinlich lachen.
» Konnilein«, süßholzraspelt Nadine weiter, » du solltest mehr auf deine Gesundheit achten. Nutella mit Butter hat mehr Kalorien, als du an einem Tag verbrennen kannst.« Sie lächelt ihn fies an. » Und wir beide wissen doch, dass du immer ein bisschen auf deine Figur aufpassen musst, nicht wahr?«
Konni knirscht mit den Zähnen, kann aber noch an sich halten. Nadine versteht das als stille Aufforderung, noch ein wenig weiterzusticheln. » Nicht dass ich dir oder deiner neuen Freundin zu nahe treten
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