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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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recht eintönigen Alltag doch enorm auf. Er isst meine Radiergummis, pinkelt in die Yuccapalme und spielt mit der Computermaus. Ich habe alle Hände voll damit zu tun, ihn davon abzuhalten, meine Manuskripte anzuknabbern. Aber abends, wenn ich mit Konrad vor dem Fernseher sitze, rollt sich Sydney auf meinem Schoß zusammen und lässt sich von mir streicheln. Das ist schön, auch wenn mir von seinem Gewicht schon nach kurzer Zeit die Beine einschlafen. Sydney soll nicht wieder verschwinden, jetzt, wo wir uns gerade aneinander gewöhnt haben und zarte freundschaftliche Bande knüpfen. Insofern kommt mir Nadine mit ihren Hochzeitsplänen doch recht gelegen. Wenn man mal davon absieht, dass diese Neuigkeit bei Konrad bestimmt wieder eine mittlere Sinnkrise auslöst.
    » Und außerdem«, sagt Nadine und sieht auf die siebenunddreißig » Ein Herz für Sydney«-Aufkleber, die unübersehbar überall hängen, » scheint Juli ja eine große Tierfreundin zu sein.«
    Konrads Blick in meine Richtung spricht Bände: Schönen Dank auch! Dann seufzt er. Ich seufze mit, denn ich weiß in diesem Moment: Die Entscheidung ist gefallen. Der Kater darf bleiben. Wenn ich mit Sydney jetzt alleine wäre, würde ich ihm die Hand zum High Five hinhalten. Hosianna!

Alimente
    Dienstag, 3 . Mai, um 08 : 23 Uhr
    Nadine und Konrad verzogen sich in die Küche und handelten das Kleingedruckte aus. Konrad übernahm Sydney, dafür stimmte Nadine einem finanziellen Abschlag für die gemeinsam angeschafften Möbel zu. Ich lauschte an der Küchentür und war ein wenig entsetzt, als ich mitbekam, dass Konrad ihr bereitwillig die Küchenmaschine, den farbig leuchtenden Duschkopf und den Flachbildfernseher überließ. Nicht dass ich eine Küchenmaschine, einen farbig leuchtenden Duschkopf oder einen Flachbildfernseher benötigte, aber hier ging’s doch ums Prinzip!
    Konrad sah das allem Anschein nach anders. Als Nadine gegangen war, kam er ins Wohnzimmer, wo ich mich nach der Abhöraktion zurückgezogen hatte und mit Sydney » Fang den Radiergummi« spielte.
    Er sah erleichtert aus. » Grundgütiger. Zum Glück ist das leidige Thema endlich abgehakt.«
    Ich war ein bisschen verstimmt. Konrad hatte sich von der Alten echt über den Tisch ziehen lassen. Erneut kam mir sein flexibles Rückgrat in den Sinn.
    » Findest du nicht, du bist ihr etwas zu sehr entgegengekommen?«, maulte ich.
    Konrad zuckte mit den Schultern. » Nö. Ich bin froh, dass das endlich geklärt ist. Die Sachen gefielen mir ohnehin nicht besonders, war alles eher Nadines Geschmack.« Na ja. Kein Grund, gleich Geld aus dem Fenster zu schmeißen. » Und außerdem habe ich wirklich gar keine Lust, mich wegen eines Stabmixers mit ihr zu streiten.« In der Logik eines Mannes durchaus überzeugend. Konrad weiß wahrscheinlich noch nicht mal, wie ein Stabmixer aussieht, geschweige denn was er wert ist. » Und sieh es mal so: Für die fünftausend Euro kann man sich eine Menge neuer Sachen kaufen.«
    Fünftausend Euro? Entschuldigung, aber das war ja fast mein Jahreseinkommen!
    » Und damit war sie einverstanden?«
    Konrad nickte. » Ja, sie scheint wohl froh zu sein, dass die Sache mit dem Kater geklärt ist, da war ihr am Ende jedes Mittel recht.«
    Hm, hm. Und was war mit der Verlobung? Am liebsten wollte ich sie totschweigen und so tun, als gäb’s das Thema nicht, aber da ich mir vor nicht allzu langer Zeit mal vorgenommen hatte, meine Rabattmarkenheftführung einzustellen und Probleme direkt anzusprechen, wagte ich mich todesmutig an die nächste Frage. » Stört dich das mit der Verlobung?«
    » Nicht die Bohne!« Konrad grinste. » Ehrlich, ich bin froh drum. Dieser Olaf wird hoffentlich wissen, was er tut.« Er schüttelte den Kopf und ließ sich neben mir aufs Sofa plumpsen. » Armer Irrer.«
    Klippe sauber umschifft. Ich konnte nicht anders, als Konrad einmal pädagogisch wertvoll auf den Arm zu tätscheln. Gut gemacht.
    Ein Geräusch aus der gegenüberliegenden Zimmerecke unterbrach unser Gespräch. Hörte sich nach einem Würgen an. Konrad und ich reckten die Hälse und konnten gerade noch sehen, wie Sydney auf einen der Papierstapel reiherte, die rund um Konrads Schreibtisch verteilt lagen.
    Konrad schnüffelte. » Wildgans an sautierten Erbsen.«
    Ich seufzte tief: » Na dann.«

Wer ist hier der Boss?
    Freitag, den 6 . Mai, um 08 : 15 Uhr
    Irgendwas hat sich verändert. Und ausnahmsweise mal zum Positiven. Bin ich ja nicht unbedingt gewohnt– ich, der das Chaos wie ein Kaugummi

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