Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
Vom Netzwerk:
habe so viel im Internet recherchiert, da haben sich wohl ein paar Bilder von hungrigen Pandabärchen zwischen meine Erkenntnisse geschoben. Ich wechsle lieber schnell das Thema und ziehe meinen letzten Trumpf aus der Tasche.
    » Außerdem bin ich in die Tierschutzpartei eingetreten.«
    Konrad sieht mich sehr lange an und schweigt. Ist mir egal. Soll er mich doch für verrückt erklären. Ich hab mich mit dem Thema auseinandergesetzt, und ich bin ein leidenschaftlicher Mensch! Sydney kann meinetwegen– auch wenn es mir das Herz brechen wird– in einer anderen Familie leben oder wieder bei Nadine, aber er kommt NICHT ins Tierheim!
    Ich fange an zu schmollen und schiebe die obligatorische Unterlippe nach vorne.
    Da bricht mein Freund in schallendes Gelächter aus. Er lacht so laut, dass Sydney erschrickt und panisch aus der Küche rennt. Konrad krümmt sich vor Lachen, hustet, keucht, und noch während er unter schlimmen Lachtiraden versucht, sich aufzurichten, zieht er mich an sich und umarmt mich. Er gibt mir tausend Küsse, auf den Kopf, ins Gesicht, auf den Mund, er drückt mich fest, guckt mich an, lacht wieder, knuddelt mich, bis mir die Luft ausgeht.
    » Juli«, röchelt er. » Du bist so bescheuert! So bescheuert großartig, das gibt’s gar nicht!«
    Dann küsst er mich wieder auf jede freie Stelle im Gesicht, die er finden kann. Als er nach einigen Minuten fertig gelacht hat, sagt er: » Wir machen das so: Ich rufe Nadine noch mal an und sage ihr, dass das so nicht geht. Sie kann die Katz…«
    » Den Kater«, unterbreche ich.
    » …den Kater nicht einfach hier abgeben. Ich sehe nach deinem überzeugenden Vortrag ein, dass Sydney nicht ins Tierheim kann. Aber hier ist ja wohl auch suboptimal, oder?«
    Ich nicke schüchtern. Suboptimal ist immerhin ein Anfang.

Mai
    Mi casa es su casa

Sorgerecht
    Montag, 2 . Mai, um 17 : 45 Uhr
    Auftritt Raubkatze. Fünf Tage lang hat Nadine Konrads Anrufe ignoriert, aber irgendwann hat es dann also doch geklappt. Und jetzt ist sie hier, steht in meinem Flur und sieht sich angeekelt um. Stubentiger Sydney sitzt mit skeptischem Blick auf der Anrichte (da darf er natürlich eigentlich nicht sitzen, das hatten wir besprochen) und legt den Kopf schief. Vielleicht hat er sich mittlerweile an sein neues, nicht ganz so durchgestyltes Frauchen gewöhnt. Vielleicht weiß er, was er an mir hat, nachdem ich mich so für ihn eingesetzt habe– jedenfalls zeigt er keine nennenswerte Wiedersehensfreude. Was mich wiederum ganz außergewöhnlich freut.
    » Hier wohnst du also?«, fragt Nadine Konrad und lässt ihren Blick schweifen.
    Ich schiebe mit meinem rechten Fuß eine getragene Unterhose von Konrad unter die Anrichte hinter mir.
    » Wir«, sagt Konrad.
    » Wir plus Kater«, sage ich.
    » Ich kann ihn nicht zurücknehmen«, stellt Nadine mit Achselzucken fest.
    Konrad verkneift den Mund. Seine Augenbrauen wandern eifrig hoch und runter, das heißt immer so viel wie: Achtung, gleich klatscht’s, und zwar keinen Beifall. » Und«, presst er mit zittriger Stimme hervor, » wieso kann der Kater nicht zurück?«
    » Weil Olaf und ich zusammenziehen.«
    Kurze Stille. Konrad zieht die Luft zwischen den Zähnen ein.
    » Dann könnt ihr eben nicht zusammenziehen.«
    » Das«, säuselt Nadine, und ihr Ton wird schlagartig süffisanter, » steht leider außer Frage. Olaf hat mir nämlich«, sie macht eine dramatische Kunstpause und wirft ihr Willewallehaar in den Nacken, » einen Heiratsantrag gemacht.«
    Stille. Konrad ist sichtlich schockiert. » Nach… Entschuldigung… Wie lange seid ihr zusammen? Zwei Monate?«
    » Na ja, eigentlich kennen wir uns ja schon länger.« Nadine macht einen Schmollmund und Kulleraugen. » Falls du dich erinnerst…«
    Konrad erinnert sich. Olaf war der Typ, mit dem Nadine schon mal fremdgegangen war und für den sie Konrad verlassen hatte.
    Mein Freund ist kurz vorm Explodieren. Ich rechne jeden Moment damit, dass weißer Rauch aus seinen Ohren aufsteigt und ein lautes TUUUT - TUUUT im Lokomotivstil ertönt.
    An Nadine scheint das sang- und klanglos vorbeizuziehen. » Olaf ist eben nicht so…«, sie stockt und wirft Konrad einen todesverachtenden Blick zu, » zögerlich wie du.«
    Na prima. Eigentlich war der Plan, Nadine den Kater in die Hand zu drücken und sie dann verschwinden zu lassen. Also, das war Konrads Plan. Meiner nicht. Ich möchte Sydney, trotz anfänglicher Bedenken, nun wirklich gerne hierbehalten, denn irgendwie peppt er meinen manchmal

Weitere Kostenlose Bücher