Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
Flur geschlichen und maunzte herzerwärmend.
» Sydney!«, rief ich und gratulierte mir zu der Entscheidung, diese Wuchtbrumme von Kater bei mir aufgenommen zu haben. » Sydney können wir aber nicht alleine lassen!«
» Unsinn«, wischte Konrad meinen Einwand beiseite. » Sydney war oft alleine, wenn Nadine und ich verreist sind. Dann kam immer eine von Nadines Freundinnen vorbei, um ihn zu füttern und das Katzenklo sauberzumachen. Der kann ganz gut alleine.«
Gut. Ich wedelte mit der weißen Fahne. Konrad hatte eindeutig die besseren Argumente.
Also fahren wir an den Wörthersee.
Reisefieber
Freitag, 13 . Mai, um 22 : 49 Uhr
Die Koffer sind gepackt. Der Kühlschrank ist von verderblichen Lebensmitteln befreit und mit dem guten Katzenfutter von Schmusy gefüllt (eine Wiedergutmachung für Sydney, wenn wir ihn schon sich selbst überlassen). Eberhard ist gegossen. Beide sind von mir ausführlich gebrieft worden und haben einen Zettel mit Notfallnummern erhalten. Mona hat den Schlüssel und wird einmal am Tag zur Katzenpflege vorbeischauen. Eigentlich halte ich Tine und Cora für die zuverlässigeren Zeitgenossen, aber Tine hat eine schlimme Katzenhaarallergie und Cora eine Weiterbildung in Hamburg. Bleibt also nur Mona. Na ja, die wird das Kind schon schaukeln. Oder besser: Sydney.
Das Datum schreckt mich ein bisschen. Freitag, der Dreizehnte. Na ja, wird schon schiefgehen. Viel kann ja nicht passieren, und wir fahren ja auch erst morgen früh los. Um halb fünf, das hat Konrad so beschlossen. Meine lautstarken Beschwerden wurden mit einem einfachen Kommentar abgebügelt: » Kannst ja im Auto schlafen.«
Ich habe mich für die unchristliche Abfahrtszeit revanchiert und alle CD s aus Konrads Auto gegen Roy Black ausgetauscht, den es bei Schlecker gerade im Angebot gab. Hihi.
Ansichtskarte
Dienstag, 17 . Mai, um 22 : 37 Uhr
Hallo Welt!
Ich melde mich nur kurz vom Rezeptionsrechner unseres familienfreundlichen Hotels in Velden am Wörthersee, dem verschnarchtesten Ort der westlichen Hemisphäre! Das Wetter ist gut, die Leute sind nett, die Kinder laut und die Preise gesalzen, also alles genau wie erwartet.
Unerwartet abwechslungsreich ist das Angebot an Freizeitaktivitäten. Konrad und ich spielen jeden Tag Minigolf, Boccia und Mau-Mau, haben die Originalspielstätten von Ein Schloss am Wörthersee besucht, eine Tretboottour auf dem See und sogar eine Wanderung gemacht. Ich habe absichtlich geeignetes Schuhwerk vergessen, um diese Form der körperlichen Ertüchtigung von vorneherein auszuschließen, aber Konrad zwang mich, in Chucks loszukraxeln. Eine Tour der Qualen, sag ich nur. Ich hab Blasen von hier bis nach Italien. Und so sehr rumgejammert, dass Konrad nicht noch mal gefragt hat.
Ansonsten alles in Butter. Bis auf den blöden Umstand, dass Mona heute anrief und mitteilte, dass sie mit einer schweren Salmonellenvergiftung ins Krankenhaus gekommen sei. Ich glaube, ihr geht es wirklich nicht gut, denn selbst über meinen schwachen Witz, sie wüsste doch, dass man auch bei Oralsex vor Geschlechtskrankheiten nicht gefeit sei, konnte sie nicht mehr lachen. Als ich Konrad von Monas Totalausfall erzählte und ihm mitteilte, dass wir nun entweder ganz schnell einen Ersatzbabysitter für Sydney und Eberhard, den Schnittlauch, finden oder aber pronto nach Hause zurückfahren müssten, legte mein Schatz nur diesen sehr männlich erwachsenen Blick auf und sagte: » Ich kümmere mich darum.«
Schon toll, so Verreisen mit Mann. Ein schönes Gefühl, wenn man die Verantwortung an der Garderobe abgeben und dann sieben Tage die Füße auf den Tisch legen darf.
Viele Grüße! Ich hoffe, bei euch ist es schön!
Juli
Home, sweet Home
Sonntag, 22 . Mai, um 14 : 03 Uhr
» Ich kümmere mich darum.«
Ein Mann, ein Satz, ein Albtraum. Gestern Abend kamen wir wieder nach Hause zurück. Oder besser: in eine Wohnung, die vor einer Woche noch die meine gewesen war.
Denn irgendwie war alles anders. Es roch anders. Es sah anders aus. Sauber. Aufgeräumt.
» Ich frage mich, was Mona in den paar Tagen hier gemacht hat«, sagte ich zu Konrad, der gerade die Koffer ins Schlafzimmer brachte. Ich dackelte ihm hinterher und traute meinen Augen nicht: Unser Schlafzimmer war picobello aufgeräumt und blitzeblank sauber. Keine Maulwurfshügel mit Konrads Klamotten. Keine verrotzten Taschentücher neben dem Bett, stattdessen frische Bettwäsche, geputzte Fenster und die Hausschuhe fein säuberlich vor dem Bett aufgestellt. Selbst
Weitere Kostenlose Bücher