Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
permanent an der Schuhsohle klebt.
Konrad blüht auf. Ich glaube, die finale Verhandlung der Besitztümer mit Nadine hat ihm wirklich gutgetan. Und auch Sydney gegenüber ist er nicht mehr ganz so unfreundlich. Gestern habe ich ihn sogar dabei erwischt, wie er ihn heimlich gestreichelt hat. Ha! Wenn das keine sensationellen Entwicklungen sind, weiß ich auch nicht. Hat bestimmt auch damit zu tun, dass ich mich– zumindest, bis sich der Trubel um den Neuankömmling gelegt hat– vorbildlich um die Reinigung des Katzenklos, das Zubereiten der Schmusy-Mahlzeiten mit Radiomusik und sogar das Wegwischen des gelegentlich Erbrochenen von Sydney kümmere. Zumindest vorerst.
Sydney genießt das Familienglück und hat seinen Platz in der natürlichen Hackordnung schon gefunden: ganz oben. Er führt ein strenges Regiment. Um 6.30 Uhr wird aufgestanden, denn da hat Sydney Hunger. Unabhängig davon, wann er zuletzt eine egal wie große Portion verschlungen hat: Um halb sieben wird gefressen, da kennt der Kater kein Pardon. Ansonsten wird gejammert oder an der Tapete gekratzt. Konrad und ich wechseln uns mit dem Kinderdienst ab, jeden Tag muss ein anderer früh aufstehen. Meistens Konrad, denn mir macht Sydneys Geheule weniger aus. Und außerdem muss ich den Kater die restliche Zeit des Tages alleine bespaßen.
Wenn Konrad aus dem Haus ist, machen Sydney und ich Katzenwäsche, dann folgt der obligatorische Morgensport. Sydney und ich specken jetzt nämlich ab. Das heißt Sydney spielt viel mit aufziehbaren Mäusen, klingelnden Bällen und baumelnden Gegenständen jedweder Art und bewegt sich dabei sehr viel. Ich sehe dabei zu und achte darauf, dass er seine Gymnastikübungen korrekt ausführt. Danach ruhen wir uns ein bisschen aus, Sydney betreibt Fellpflege, ich mein kleines Familienunternehmen, um 13.00 Uhr machen wir Mittagessen und eine halbe Stunde Siesta. Am Nachmittag entspannen wir vorwiegend in der Frühlingssonne, wenn ich nicht gerade einen dringenden Auftrag zu bearbeiten habe. Um 18.00 Uhr ist dann Feierabend.
Sydney besteht darauf, bei uns im Schlafzimmer zu nächtigen. Konrad und ich haben schon einige Diskussionen mit ihm geführt, aber es ist ihm einfach nicht auszutreiben. Gestern Abend, als Konrad und ich unseren außerehelichen Pflichten nachgehen wollten und gerade anfingen, aneinander rumzuschrauben, wurden wir von einem sehr unappetitlichen Schmatzen unterbrochen, das eindeutig weder von meinem Liebsten noch von mir kam: Sydney hatte sich aufs Fußende des Bettes geschlichen und leckte sich alle erdenklichen Körperteile. Lautstark.
Ich lächelte Konrad an, wir knutschten weiter. Die Schmatzgeräusche nahmen zu. Konrad unterbrach unsere Versuche der körperlichen Vereinigung erneut und versuchte, den Kater mit einem beherzten » Sch-scht!« zu verscheuchen. Sydney blieb von Konrads Gebaren vollkommen unbeeindruckt. Der wand sich mir wieder zu. » Kannst du so?«
Ich schüttelte den Kopf. Konrad löste sich aus unserer Umklammerung und jagte den Kater vom Bett.
Als wir es uns wieder ein bisschen muckeliger gemacht hatten und gerade in Fahrt kamen, bemerkte ich irritiert, dass wir beobachtet wurden. Ich blickte nach links. Da saß Sydney auf der Kommode und glotzte uns unverhohlen an. Konrad bemerkte meinen Blick und folgte ihm. Dann seufzte er und rollte sich von mir runter. » Ich kann nicht, wenn der Kater zuschaut!«
Ich musste lachen.
Konrad und ich führten den Beischlaf an diesem Abend nicht mehr aus. Aber als wir so dalagen, ich in seinem Arm, an ihn gekuschelt, da hüpfte plötzlich etwas sehr Plumpes, Schweres aufs Bett und quetschte sich zwischen meinen und Konrads Körper. Sydney. Er rollte sich in der Kuhle zwischen uns zusammen und begann zu schnurren. Und Konrad sagte: » Ach, ihr zwei. Meine kleine Familie.«
Und ich war sehr, sehr glücklich.
Ich packe meinen Koffer
Dienstag, 10 . Mai, um 13 : 41 Uhr
Heute rief mich Konrad mal wieder bei der Arbeit an. Na klar.
» Hi, Baby!«, zwitscherte er ins Telefon.
Baby grüßte brav zurück und räusperte sich dann: » Was gibt’s?«
» Ich brauch ganz schnell ’ne Antwort von dir!«
Schnell klang vielversprechend. Es würde also kein Dreißig-Minuten-und-was-machst-du-gerade-so-Gespräch werden.
» Okay«, sagte ich, » raus damit, ich bin bereit.«
Konrad kicherte. » Hast du Lust, in Urlaub zu fahren?«
Blöde Frage. Natürlich hatte ich Lust, in Urlaub zu fahren, zeig mir den Menschen, dem das anders geht.
» Na klar!«,
Weitere Kostenlose Bücher